Über jeden Verdacht erhaben
Dienst getan, Genosse Admiral?« fuhr der Staatsanwalt fort. Man sah ihm die Erleichterung darüber an, das gewonnen zu haben, was zu gewinnen man ihm befohlen hatte. »Sie haben also als Offizier des schwedischen Nachrichtendienstes agiert, weil Sie von Ihrer eigenen Regierung den Befehl erhalten hatten, mit den Briten zusammenzuarbeiten?«
»Ja, natürlich«, erwiderte Carl mit gerunzelter Stirn, da jede andere Alternative undenkbar war.
»Halten Sie es für eine lobenswerte Tat?« fuhr der Staatsanwalt fort. Jetzt störte Carl nur noch leicht der Triumphmarsch eines simultan flüsternden Generalleutnants. »Ist das ein guter Grund dafür, daß die britische Regierung Sie mit dem Distinguished Service Order ausgezeichnet hat? Sie haben nämlich nicht nur russische Auszeichnungen erhalten, Genosse Admiral! Obwohl ich sehr gut verstehe, daß die Frau Rechtsanwältin Sie gebeten hat, mit Ihren russischen Auszeichnungen herzukommen und sie vorzuführen! Sie haben kommen und sie vorzuführen! Sie haben aber auch etwas dafür erhalten, daß Sie unsere Leute töteten, nicht wahr, Genosse Admiral ?«
Carl hatte sich den Anschnauzer angehört, ohne eine Miene zu verziehen, nicht einmal dann, als ihm der Staatsanwalt die ironische Anrede heimzahlte. Er beschloß, sehr kurz zu antworten. Doch da mischte sich der Vizeadmiral vom Richterpodium aus unter vollen Segeln ein.
»Das Gericht fordert den Genossen Major auf, sich zu besinnen!« brüllte er im Kommandoton. »Sie haben keinen Grund, sich so aufzuführen. Bleiben Sie bei der Sache!«
Der Staatsanwalt machte ein Gesicht, als hätte er eine Ohrfeige erhalten, was strenggenommen zutraf. Doch im nächsten Moment kam ihm der Vorsitzende des Gerichts zu Hilfe und brüllte einen neuen Befehl, der diesmal an Carl gerichtet war.
»Beantworten Sie jetzt einfach nur die Frage, Genosse Admiral!«
»Verzeihung, ich bin nicht ganz sicher, daß ich die Frage richtig verstanden habe, falls es überhaupt eine war«, begann Carl steif. Er mußte sich Mühe geben, seine Ironie zu zügeln.
»Für mich hörte sich das eher wie persönliche Reflexionen an, möglicherweise absichtliche Beleidigungen. Der Genosse Major kann seine Frage vielleicht anders formulieren?«
Der Staatsanwalt wurde augenblicklich mit neuen geflüsterten Anweisungen überschüttet, bevor er Gelegenheit erhielt fortzufahren.
»Gern«, begann er zögernd. Man sah ihm deutlich die Unsicherheit an, welcher Admiral oder General ihn als nächster anschnauzen würde. »Meine Frage war folgende: Halten Sie es für eine lobenswerte Tat, die Offiziere unseres Nachrichtendienstes zu ermorden?«
»Sie sind offenbar kein Nachrichtendienst-Offizier, Genosse Major«, sagte Carl mit einem geheuchelt freundlichen und verständnisvollen Tonfall.
»Nein, Genosse Admiral, ich bin Jurist und Staatsanwalt. Aber zu dieser Tätigkeit gehört es unter anderem, Offiziere des Nachrichtendienstes zu beurteilen. Sie sind ganz offenbar kein Jurist. Ist Ihnen nicht klar, Genosse Admiral, daß ich Sie wegen der Taten anklagen kann, die Sie hier gestanden haben, wenn Sie keine diplomatische Immunität genießen?«
Der Staatsanwalt hatte so schnell attackiert, daß sein flüsternder Vorturner nicht mitkam. Carl erkannte, daß er etwas Drastisches unternehmen mußte, um die Drohungen des Staatsanwalts unschädlich zu machen. Er begann damit, daß er laut loslachte, um Zeit zu gewinnen. Dann lächelte er, schüttelte leicht den Kopf und griff sich nachdenklich ans Kinn, während er überlegte, wie der Gegenangriff aussehen sollte. Er mußte auf jeden Fall direkt und ohne jedes Zögern angreifen.
»Sie reden, wie Sie es nun mal nicht anders können, Herr Major «, begann er, spürte aber, daß er noch mehr Zeit gewinnen mußte. »Vielleicht sollte ich nicht Sie kritisieren. Das mag ungerecht sein. Vielleicht ist es Ihr Vorgesetzter, der keinen Verstand hat?« Er erkannte, daß er vielleicht zu weit gegangen war, doch hatte er jetzt jedenfalls die Zeit gewonnen, die er brauchte, um zu überlegen, wie er die Drohung vom Tisch fegen konnte.
»Ihnen beiden muß doch wirklich klar sein«, begann er langsam, während der Gedanke Gestalt annahm, »daß es unmöglich ist, mich anzuklagen. Auf diesen Umstand gründet sich ja die Logik dieses Prozesses. Eine Anklage gegen mich würde die ganze Angelegenheit öffentlich machen. Die hohe Politik würde Ihnen so hart auf den Kopf stürzen, daß Sie sich vielleicht nie wieder erheben könnten. Die
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