Über jeden Verdacht erhaben
nicht einmal sicher, daß die Kollegen dem Hinweis nicht nachgegangen waren. Seine Intuition sagte ihm jedoch etwas anderes, vor allem, daß sie keinen Mann namens Johan Ludwig Runestrand unter die Lupe genommen hatten statt eines Memo Rehmsa oder so ähnlich.
Der Tip enthielt jedoch zu viele gute Details, um ihn ohne weiteres zu den Akten zu legen. Eine Person, die in der Waffenhandlung Widforss zuvor unbekannt gewesen war, hatte also ein Laserzielgerät für einen Revolver gekauft. Gleichzeitig hatte der Mann nach Munition gefragt, auf den Kauf jedoch verzichtet, als man den neuen Bestimmungen zufolge seinen Waffenschein hatte sehen wollen. Für den Kauf eines Laserzielgeräts braucht man jedoch keinen Waffenschein. Der Kauf muß nicht einmal registriert werden. Und hätte der Mann nicht mit einem Scheck bezahlt, hätte man nie seinen Namen erfahren.
Nichts an alldem war besonders rätselhaft. Die Entschuldigung, daß er seinen Waffenschein nicht bei sich habe, konnte durchaus den Tatsachen entsprechen. Es gab viele Menschen, denen die neuen Bestimmungen bei Munitionskäufen nicht bekannt waren. Normalerweise hätte ein Kunde dieser Art – der Mann hatte nicht gerade den Eindruck gemacht, als würde er sich seine Munition und sein Waffenzubehör als Heimwerker selber zusammenbasteln – seine Waffe im Geschäft abgeliefert, um das neue Zielgerät dort montieren zu lassen. Statt dessen hatte er um eine grundlegende und ausführliche Instruktion gebeten und diese auch erhalten. Und danach hatte man ihn in dem Geschäft nicht mehr gesehen. Mit dem Scheck hatte es ebenfalls keine Probleme gegeben. Die Bank hatte ihn in Fotokopie an das Geschäft zurückgegeben. Die Polizei hatte die Kopie aber einfach nicht abgeholt.
Und jetzt trug Rune Jansson die Kopie des Schecks in einem Umschlag in der Jackentasche bei sich. Und da der Scheck nicht geplatzt war, mußte zumindest der Name echt sein. Und allzu schwer würde es wohl nicht werden herauszufinden, wer dieser Mann mit dem literarisch klingenden Namen war.* Das war es auch nicht. Zehn Minuten nach der Rückkehr in sein Arbeitszimmer wußte Rune Jansson schon genug, um zu Willy Svensén zu gehen und die Tür hinter sich zu schließen.
»Ich habe einen interessanten Verdächtigen für die Morde vor diesem Buchcafé gefunden«, sagte er und legte Willy Svensén einige Dokumente auf den Schreibtisch. Dann sank er auf einen der Besucherstühle. »Aber froh bin ich nicht darüber«, fuhr er brummelnd fort.
»Das hört sich aber trotzdem wie eine angenehme Neuigkeit * Anspielung auf Johan Ludvig Runeberg (Anmerkung des Übersetzers).
an«, sagte Willy Svensén verwundert. Er warf einen Seitenblick auf die Fotokopie eines Schecks und einen Auszug aus dem Personen und Strafregister, der vor ihm lag.
»Schon möglich. Die Leute beim Gewaltdezernat in Stockholm haben diesen Tip schon vor mehreren Tagen bekommen, ihn aber leider total ignoriert«, sagte Rune Jansson finster.
»Unser Freund Johan Ludwig Runestrand ist dem Namen nach zu schließen nämlich alles andere als ein Kurde.«
»Nee. Komischer Name, aber er heißt tatsächlich so, wie ich sehe«, sagte Willy Svensén abwartend.
»Wie aus dem Registerauszug vor dir hervorgeht«, sagte Rune Jansson mit einem Seufzer, »hat der Verdächtige, wie wir ihn von jetzt an nennen dürfen, einen interessanten Hintergrund. Reserveoffizier, Finanzhai in den achtziger Jahren, eine Zeitlang reich wie ein Krösus, Konkurs, Trunkenheit am Steuer, Kneipenschlägereien, Scheidung, gesetzwidrige Bedrohung der Ehefrau am Telefon, für das alles zu drei Monaten Gefängnis verurteilt.«
»Ja, ich sehe es«, sagte Willy Svensén. Er sah aber noch nicht, worauf sein Kollege hinauswollte.
»Im Zusammenhang mit der Verurteilung wegen Körperverletzung und Bedrohung seiner Frau wurden seine Waffenscheine eingezogen. Die Streitkräfte holten sogar seine Dienstpistole ab«, fuhr Rune Jansson immer noch mit bemerkenswert finsterer Miene fort. »Vor sechs Monaten hat man ihm also alle Waffen abgenommen, die er bis dahin legal besessen hatte. Und vor einem Monat ging er in die Waffenhandlung Widforss und kaufte ein Laserzielgerät. Er fragte sogar nach Munition für einen Revolver des Kalibers .357 Magnum, verzichtete aber, als man ihm sagte, für den Kauf müsse er seinen Waffenschein vorlegen. Ferner erhielt er auf Verlangen eine ausführliche Anweisung, wie er das Laserzielgerät selbst montieren könne.«
»Wir haben also einen Grund für
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