Über jeden Verdacht erhaben
eine Festnahme«, stellte Willy Svensén fest.
»Genau mein Gedanke«, bestätigte Rune Jansson mit einem Kopfnicken. »Wir schnappen ihn uns wegen illegalen Waffenbesitzes, also Hausdurchsuchung, legale Hausdurchsuchung diesmal. Wenn wir eine Waffe mit einem Laserzielgerät finden, ist es interessant. Finden wir keine, ist auch das interessant.«
»Er könnte es natürlich gewesen sein«, sagte Willy Svensén.
»Aber ja, zum Teufel, natürlich könnte er das«, bestätigte Rune Jansson. »Er ist ziemlich tief gefallen, wenn man bedenkt, daß er mal zu den Spitzen der Gesellschaft gehörte. Fängt an, sich zu prügeln, wird gewalttätig, die Frau verläßt ihn. Dann besorgt er sich eine heftige Waffe, mit der man sogar Ministerpräsidenten erschießen kann. Man braucht kein Psychiater zu sein, um sich da bestimmte Möglichkeiten vorzustellen.«
»Schlimmstenfalls haben wir dann an diesem unübersichtlichen Tag noch einen Verbrecher geschnappt. Bestenfalls haben wir einen Mörder. Warum bist du so sauer?« fragte Willy Svensén, der selbst eine strahlende Miene aufgesetzt hätte, wenn sich sein Freund nicht so eigenartig verhalten hätte.
»Weil sie diesen Tip hatten, ohne sich darum zu kümmern«, erwiderte Rune Jansson leise. Er blickte aus dem Fenster auf den Kronobergspark. »Ich fand eine Notiz darüber in diesen Aktenordnern. Bis auf weiteres keine Fahndungsmaßnahmen heißt es dort. Rat mal, auf wessen Befehl.«
»Aha«, sagte Willy Svensén. »Das ist ja gar nicht gut. Aber du holst dir einen Festnahmebeschluß bei Danielsson, und dann schnappen wir uns diesen Johan Ludwig Runeberg?«
»Runestrand«, korrigierte Rune Jansson. »Ja, ich gehe runter zu Danielsson.«
Rune Jansson hatte Glück und erwischte den Oberstaatsanwalt Jan Danielsson gleich in seinem Büro. Dieser befand sich nämlich in der intensiven Schlußphase der Vorbereitungen einer Anklage.
Und so hatte er vergessen, daß er formal Leiter der Voruntersuchung bei der Ermittlung war, die beim Dezernat A der Reichskripo angesiedelt war. Rune Jansson hatte ihm vor ein paar Wochen kurz vorgetragen, und seitdem hatte er der Sache keinen Gedanken mehr gewidmet.
Die Entscheidung, Johan Ludwig Runestrand wegen illegalen Waffenbesitzes festnehmen zu lassen, fiel ihm jedoch leicht. Und im Hinblick auf die Art des Verbrechens – die Beamten täten gut daran, eine Waffe zu finden, schärfte er Rune Jansson ein – und den Verdacht, der bis auf weiteres gar nicht ausgesprochen zu werden brauchte, der den Mord an zwei Kurden betraf, entschied er auch ohne nähere Überlegung, die Hausdurchsuchung zu genehmigen.
Zu Beginn von Rune Janssons Arbeit als Kriminalbeamter gab es eine Zeit, in der er einfach zusammen mit einem Kollegen zu dem Verdächtigen losgetrabt wäre. Er hätte an der Tür geklingelt und darum gebeten, eintreten zu dürfen. Dann hätte er ein wenig herumgeschnuppert, etwas gefunden oder auch nicht und den Verdächtigen gebeten, zum Verhör mitzukommen. Nach einiger Zeit wäre der Haftbefehl ergangen, man hätte den Verdächtigen eingesperrt und wäre dann mit ein paar Mann zur Wohnung zurückgegangen, um dort in aller Ruhe zu suchen.
So war es nicht mehr. Sowohl gewerkschaftliche Vorschriften als auch Veränderungen der polizeilichen Anweisungen erforderten jetzt einen bedeutend größeren Aufwand. Zunächst ging es immerhin um einen Einbruch . Rune Jansson und Willy Svensén witzelten manchmal über die neue Wortwahl in der Polizeisprache.
Für den eigentlichen Einbruch war zunächst ein Einsatzkommando der Stockholmer Polizei erforderlich. Damit befand man sich technisch schon auf der Ebene eines militärischen Kommandounternehmens; sechs Mann in Schutzwesten, bewaffnet mit automatischen Waffen, schlugen bei Johan Ludwig Runestrand die Tür ein, prügelten ihn nicht allzusehr durch und legten ihm Handfesseln an.
Anschließend wurde per Sprechfunk mitgeteilt, der Kommissar könne jetzt eintreten, denn »das Objekt« sei gesichert.
Die Wohnung sah etwa so aus, wie Rune Jansson es nach der Lektüre der jüngsten Geschichte des Verdächtigen im Strafregister erwartet hatte. Es war eine schöne Wohnung an der Grevgatan im Stadtteil Östermalm in der Nähe des Strandvägen. Es hingen immer noch Gemälde an den Wänden, die irgendwie teuer aussahen; antike Blumenmotive, Allegorien aus der Bibel und ein Bild, das vermutlich von Anders Zorn gemalt war. Es roch in der Wohnung jedoch verqualmt muffig und unsauber.
Der Verdächtige war in
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