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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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vielmehr deutete die geheime Information, die entscheidende, die er seinen Kollegen überall im Land leider nicht mitteilen durfte, darauf hin. Rune Jansson und seine Kollegen hatten das Problem, wie sie sich den Kollegen in Västerås nähern und ihnen etwas von einem Mordverdacht sagen konnten, ohne dabei zu verraten, worauf dieser Verdacht gründete, noch nicht gelöst.
    Es war eine hoffnungslose Situation.
    Der Kommissar und dessen engster Mitarbeiter, welche die Fahndung nach dem flugfähigen Mörder leiteten, empfingen ihn freundlich. Zu dem obligatorischen Willkommenskaffee im Plastikbecher versuchte er möglichst viele Karten auf den Tisch zu legen. Das war nicht ganz leicht, da er das entscheidende Puzzlestück nicht erwähnen durfte. Er versuchte jedoch zu erklären, wenn auch ein wenig hastig und oberflächlich, daß die Reichsmordkommission jetzt daran arbeite, bestimmte Morde mit eindeutigen gemeinsamen Merkmalen miteinander zu verknüpfen: Die Opfer seien politisch oder kulturell aktiv gewesen, hätten sämtlich Verbindungen zum Nahen Osten gehabt und seien alle mit Methoden umgebracht worden, bei denen man sich fragen müsse, ob der Mörder übernatürliche Fähigkeiten besessen habe, ob er beispielsweise fliegen könne.
    Nachdem er anschließend, was selbstverständlich von ihm erwartet wurde, einige technische Erkenntnisse über die bisherigen Morde der Serie erläuterte, merkte er zu seinem Erstaunen, daß schon das wenige, was er sagte, recht einleuchtend klang; jeder einzelne dieser Morde hätte aufgrund der verwendeten Technik in der schwedischen Kriminalgeschichte eine herausragende Stellung erhalten. Insgesamt machte die Serie einen sehr überzeugenden Eindruck auf jeden, der wie ein Bulle dachte, doch das taten zum Glück alle drei Männer im Raum.
    Jetzt, beim letzten Mord, hatten sie es also mit einem Mörder zu tun, der fliegen konnte. Oder der im Schnee ging, ohne Spuren zu hinterlassen.
    Rune Janssons Kommissarskollege legte eine Karte des fraglichen Gebiets auf den Tisch und begann zu berichten.
    »Sandviken liegt hier am Ufer des Mälarsees, rund zehn Kilometer von der Stadtmitte von Södertälje entfernt. Die Gegend drum herum ist kaum bebaut. Es klopfen jetzt überall in der Nachbarschaft Polizisten an die Türen. Dieser Teil der Ermittlungsarbeit dürfte nicht allzu schwer sein, da es sich um die Nacht mit dem Schneesturm handelt, in der kein Mensch einen Fuß vor die Tür hat setzen können. Das bedeutet andererseits, daß bisher niemand etwas gesehen hat, was für uns von Interesse sein könnte, nicht einmal ein vorbeifahrendes Auto. Auch das ist natürlich in gewisser Weise eine interessante Nachricht, obwohl es bedauerlicherweise wieder in diese Sackgasse führt, in der wir es mit einem Mörder zu tun haben, der entweder fliegen kann, sich unsichtbar macht oder uns sonstwie zum Narren hält.«
    Der Tatort lag am Wasser, wie Rune Jansson schnell sah. Er kam zu dem Schluß, daß das eine gewisse Bedeutung haben mußte. Es war das gleiche Gefühl, das er schon gehabt hatte, als sich bei einem der Morde in Umeå gezeigt hatte, daß auch dieser schon zweimal vorher verübt worden war, ebenfalls am Wasser. Andererseits: Wo in Schweden befand man sich nicht in der Nähe von Wasser?
    Die Ermittlung befand sich also in einer Phase, in der man auf die Verhöre hoffen mußte und auf das, was sich über das Mordopfer in Erfahrung bringen ließ. Wer also war dieser Mahmoud Saadani? Soviel man bei der Polizei in Södertälje wußte, war er libanesischer oder palästinensischer Herkunft und hatte seit mehr als zwanzig Jahren in Schweden gelebt. Er war Geschäftsmann gewesen und hatte aus dem Libanon Olivenöl, Gewürze und einiges andere importiert. Außerdem war er politisch aktiv gewesen.
    »Die elf Zeugen oder elf Verdächtigen, je nachdem, was man vorzieht«, fuhr der Kommissar aus Södertälje fort, »wollten sich nur höchst ungern dazu äußern, warum dieses Treffen mitten in der Nacht und bei einem solchen Schneesturm einberufen worden war. Nun ja, daß es einen Schneesturm geben würde, haben sie natürlich genausowenig gewußt wie wir, und ›mitten in der Nacht‹ ist bei diesen Leuten vielleicht ein relativer Begriff; im übrigen hat es auch keinen Alkohol im Haus gegeben, denn diese Leute tranken Tee.«
    Rune Jansson stimmte der selbstverständlichen Schlußfolgerung zu, daß man sich auf neue Verhöre konzentrieren müsse. Die Kollegen müßten alles über den Zweck des

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