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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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irgendwo hockte. Der Schneesturm nahm überdies noch an Stärke zu. Dann mußte der Täter sich in einem der angrenzenden Ferienhäuser befinden.
    In beiden Fällen mußte sich die Mordwaffe dann auch irgendwo in der Nähe des Tatorts befinden.
    Während der Nacht hatten eine Gruppe von Technikern sowie zwei Kriminalbeamte in dem Ferienhaus gearbeitet, das heißt am eigentlichen Tatort. Nichts von dem, was sie dort gefunden hatten, sprach gegen die Version der Zeugen. Sie hatten rund zwanzig leere Geschoßhülsen einer Neunmillimeterwaffe gesichert. Die Hülsen waren schwedischer Herstellung. Außerdem hatten sie Bruchstücke einer Art Leichtmetall gefunden, die sehr wohl von Granaten der Art stammen konnten, wie sie die Zeugen beschrieben hatten.
    Das Mordopfer war, soweit man sehen konnte, mit zwei kurzen Feuerstößen aus nächster Nähe erschossen worden. Einer davon hatte auf die Körpermitte gezielt, der zweite auf den Kopf. Der Mörder hatte ohne jedes Zögern gehandelt. Das Ganze schien in weniger als einer halben Minute erledigt gewesen zu sein.
    Am nächsten Morgen erschien ein neuer Trupp der Polizei von Södertälje, um die benachbarten Ferienhäuser nach der Mordwaffe und Spuren des Täters abzusuchen. Die Suche nach der Mordwaffe würde Zeit erfordern, da die Schneeverwehungen nach dem nächtlichen Sturm an manchen Stellen einen halben Meter hoch waren.
    Hingegen ließ sich schon nach wenigen Stunden feststellen, daß es in keinem der zehn Häuser in der Nähe einen Einbruch gegeben hatte. Und es führten keine Fußspuren zu oder von den Häusern.
    Die einzige Schotterstraße von Sandviken über Ekeby war während der ganzen Nacht von der Polizei abgesperrt worden. Insgesamt schien es unwahrscheinlich zu sein, daß jemand sich ein paar Stunden versteckt haben konnte, um sich dann zu Fuß vom Tatort zu entfernen; wenn jemand den Versuch gemacht hätte, die Nacht draußen im Wald zu verbringen, wäre er vermutlich erfroren. Die Windböen waren bis zu zwanzig Meter pro Sekunde schnell gewesen, und die Außentemperatur hatte bei minus vier Grad gelegen.
    Da es auf einer Strecke von mindestens drei Kilometern keinerlei Reifenspuren gab, blieb theoretisch noch die Möglichkeit, daß der Mörder einen Helfer gehabt hatte, der ihn bis Ekeby gefahren und dort auf ihn gewartet hatte. Doch diese Theorie scheiterte daran, daß Polizei und Krankenwagen schon dreiundzwanzig Minuten nach dem Alarm am Tatort waren. Es wäre reichlich viel verlangt gewesen, daß der Mörder drei Kilometer laufen sollte, ohne die Straße zu benutzen, da er dort der Polizei und dem Krankenwagen begegnet wäre – außerdem wären seine Fußspuren zu sehen gewesen. Wäre er dagegen durch den Wald gelaufen, hätte er es zeitlich nicht geschafft. Dann aber hätten die Polizeibeamten den Wagen gesehen und diesen mit hoher Wahrscheinlichkeit angehalten.
    Da niemand außer mit dem Transporter der Polizei zum Tatort hätte kommen und niemand diesen auf dem gleichen Weg hätte verlassen können, mußte der Mörder einer der elf sein, oder, falls es sich um eine Verschwörung handelte, waren alle elf des Mordes schuldig.
    Das war jedoch nur eine logische Schlußfolgerung und längst noch kein Beweis. Außerdem scheiterte auch diese Konstruktion in einem entscheidenden Punkt, zumindest vorläufig. Bis jetzt hatte man keine Mordwaffe gefunden. Früher oder später würde dies jedoch gelingen. Die Zeugen waren in mehreren Schichten von der Polizei nach Södertälje und zu den dort auf sie wartenden Verhören gebracht worden. Folglich wußten die Beamten, daß keiner von ihnen eine Waffe bei sich gehabt hatte.
    Falls der Täter die Waffe in den Schnee geworfen hatte, würde es lange dauern, bis man sie fand, und noch länger, wenn der Mörder sich die Mühe gemacht hatte, zum Seeufer hinunterzugehen und sie inmitten der Eisschollen ins Wasser zu werfen.
    Nach zweitägigem Suchen mit Metalldetektoren und Tauchern hatte man noch immer keine Mordwaffe gefunden. Inzwischen wußte man jedoch, um was für eine Waffe es sich handelte, nämlich um eine häufig vorkommende alte schwedische Maschinenpistole des Modells 45. Die Munition war für Rechnung der Streitkräfte von der Firma Norma hergestellt worden, folglich in einer unendlich großen Serie. Wahrscheinlich würde es sich als unmöglich erweisen herauszufinden, aus welchem Waffenvorrat diese alte Maschinenpistole gestohlen worden war. Es handelte sich jedoch um einen Gegenstand, der erheblich größer

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