Über jeden Verdacht erhaben
daß die ausländischen Terroristen dazu neigen, sich im Ausland aufzuhalten, und folglich nicht unbedingt zu einer Frage für die schwedische Säpo werden, sondern beispielsweise eher für die türkische Sicherheitspolizei, die israelische, die französische, die algerische sowie natürlich auch für verschiedene amerikanische Sicherheitsorgane, da die USA der Meinung sind, eine uns alle umfassende polizeiliche Verantwortung in der Welt zu haben. Hingegen sind in Schweden lebende ausländische Terroristen äußerst selten, was man mir wie folgt erklärt hat: nämlich mit dem Umstand, daß die schwedische Sicherheitspolizei so viele Mühen und Geld darauf verwandt hat, von Zeit zu Zeit vereinzelte politische Flüchtlinge auszuweisen oder Arabern gelegentlich die schwedische Staatsbürgerschaft zu verweigern. Was eine normal kritische Person möglicherweise gegen diese Art von Erklärungsmodellen mißtrauisch machen kann, ist der Umstand, daß der Mangel an russischen Spionen in Schweden ebenfalls mit dem unerhört geschickten Vorgehen der Säpo erklärt zu werden pflegt. Demzufolge hätten wir schon durch unser bloßes Vorhandensein, unser reichliches Personal und die hohe Zahl von Überstunden verhindert, daß Russen in Schweden spionieren, so wie wir auch ausländische Terroristen daran gehindert haben, sich in Schweden terroristisch zu betätigen. Aus diesem Grund hat die Säpo von Jahr zu Jahr, bis zum heutigen Tag, immer höhere Etats erhalten, die sich seit dem Ende der Sowjetunion und der Streichung der PLO von der Liste terroristischer Organisationen mehr als verdoppelt haben. Ich wünschte, ich könnte das erklären, doch ich kann es nicht. Es liegt jedoch nicht daran, daß ich, wie man vielleicht glauben könnte, durch Geheimhaltungsvorschriften und Schweigepflicht gebunden wäre. Es ist noch weit schlimmer. Ich kann es einfach nicht erklären. Das liegt entweder an meinen in diesem Fall spürbaren intellektuellen Mängeln, oder aber es gibt eine andere Erklärung, die vermutlich noch peinlicher ist. Ich glaube eher an die letzte Alternative!«
Jetzt war es an der Zeit für eine weitere Pause und Gelächter, während Carl einen großen Zeitungsausschnitt aus der Jackentasche zog und ihn langsam auseinanderfaltete.
»Laßt es uns mit einer These versuchen«, fuhr er in einem leiseren und plötzlich ernsteren Tonfall fort. »Wir haben in Schweden eine Million Einwanderer, wenn man darunter Personen versteht, die entweder selbst eingewandert oder Kinder von Einwanderern sind. Das bedeutet, daß wir für einen überschaubaren Zeitraum ein ethnisch gemischtes Land sein werden. Wir haben in wenigen Jahrzehnten einen dramatischen Wandel durchgemacht. Meine These ist, daß das Verhältnis zwischen uns richtigen Schweden und denen, die erst später eingewandert sind, mehr als alles andere, mehr als Zinsen und Staatsschulden, über unsere Zukunft entscheiden wird. Und unter richtigen Schweden verstehen die Skinheads beispielsweise Leute wie mich. Für sie bin ich ein gutes arisches Beispiel, obwohl ich väterlicherseits aus Schottland stamme und mütterlicherseits aus dem Baltikum. Vermutlich haben wir schon jetzt die Wahl. Wir können einen Weg einschlagen, der zu einer schwedischen Ghetto-Gesellschaft führt. Wir können aber auch rechtzeitig damit beginnen, ein gleichberechtigtes Verhältnis zwischen alten Einwanderern, also richtigen Schweden, und Neueinwanderern aufzubauen. Dies ist, wie ich glaube, unsere wichtigste Frage. Nun! Ich habe natürlich nicht die Aufgabe, ein politisches Programm mit Lösungen zu erschaffen, die alle Fragen abdecken, sondern meine Aufgabe besteht vielmehr darin, die Rolle der Sicherheitspolizei in diesem Spiel um unser aller Zukunft zu analysieren. Auch dabei kommt es zu bestimmten Wahlmöglichkeiten. Die Sicherheitspolizei könnte einerseits damit weitermachen, ihre tatsächliche Arbeit und ihre propagandistische Tätigkeit so auszurichten, daß es den Anschein hat, als wären die Einwanderer für uns alle eine große Bedrohung, zumindest die größte Bedrohung, die von der Säpo zu meistern ist. So ist es mehrere Jahre lang gewesen. Ich meine aber, daß das eine in der Sache so unproduktive wie politisch schädliche Linie ist. Die zweite Alternative, die ich durchzusetzen versuche, besteht darin, den Kampf gegen die Einwanderer zu beenden, die Ressourcen auf sicherheitsmäßig begründetere Tätigkeitsfelder umzulenken, beispielsweise russische Spione, und der traditionellen
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