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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Säpo-Propaganda gegen Kanaken ein Ende zu machen, die manche Medien immer noch fröhlich vermitteln, manchmal mit, manchmal ohne Mitwirkung von Beamten der Säpo. Das ist übrigens gar nicht so leicht, da mein Einfluß auf die freie Presse gleich null ist und dies auch so sein soll. Doch ich möchte ein Beispiel für das nennen, was ich meine. Es geht um einen Zeitungsartikel in Expressen , unserem schärfsten Wachhund gegen die Araber und die islamische Gefahr hier im Norden. Der Artikel stammt vom 13. Januar dieses Jahres, ist also noch ziemlich frisch, folglich schon aus meiner Zeit als Säpo-Chef. Der Artikel trägt, wie ihr seht, die Überschrift ›Sie lenken den Terror von Stockholm aus‹. Das große Bild hier stammt von Weihnachten, als die algerische Terroristengruppe GIA eine Maschine der Air France in ihre Gewalt brachte. Es soll also diese Organisation, die GIA, sein, die den Terror jetzt von Stockholm aus lenkt. Der Artikel stammt von einer Journalistin, die ich nicht kenne, einer Ann-Katrin Öhman, also keinem der notorischeren Araber-Schreiberlinge von Expressen . Das spielt vielleicht keine so große Rolle. Vielleicht hat sie eine Urlaubsvertretung übernommen und möchte in einer bekannten Expressen -Sparte auf sich aufmerksam machen, um fest angestellt zu werden. Wie auch immer: Redakteurin Öhman scheint ihre Erkenntnisse aus einem algerischen Regierungsblatt namens La Tribune zu beziehen, das nämlich vor kurzem mitgeteilt hat, daß die Feinde des Regimes ihr Hauptquartier jetzt in Stockholm hätten. Genauer in Form zweier Postfächer in Skarpnäck und Huddinge. Um ihre Behauptung zu untermauern, veröffentlicht die Zeitung das Foto eines Schildes, wie ihr hier seht… nun ja, vielleicht ist es nicht so genau zu erkennen, so daß ich lieber beschreiben sollte, was auf dem Foto zu sehen ist. Es zeigt ein Schild mit der Aufschrift ›Postamt Skarpnäck‹. Und auf dem Schild werden die Öffnungszeiten des Postamts mitgeteilt. In der Bildunterschrift heißt es hingegen, daß ›die algerischen Terroristen ihre Post über zwei Postfächer in Skärpnäck und Haninge erhalten‹. Man beachte also, daß Huddinge jetzt plötzlich zu Haninge geworden ist. Redakteurin Öhman hat vielleicht festgestellt, daß ihre Beweisführung in Form eines Fotos vom Schild eines Postamts und der Angabe einer algerischen Zeitung reichlich dünn ist. Lassen wir ihr noch durchgehen, daß sie die algerische Zeitung französischsprachig nennt, um dadurch anzudeuten, daß die Kollegen der besagten Zeitung nicht ebenfalls Araber seien. Um ihre Behauptung zu stützen, bezieht sie sich jedoch, und das ist jetzt kein Scherz, sondern ich lese nur vor, auf anonyme Islam-Experten in Schweden, die ebenfalls der Meinung zu sein scheinen, daß der algerische Terrorismus jetzt nach Stockholm umgezogen ist. Und schließlich wendet sich die Journalistin routinemäßig an einen Sprecher von der Säpo, der natürlich weder hü noch hott sagen kann, unter anderem mit der etwas bizarren Frage, ob die schwedische Gesetzgebung milder sei als die anderer europäischer Länder, wenn es um Terrorgruppen gehe. Was ich hier erwähnt habe, ist nur eine kleine Illustration des Problems, ein Beispiel unter vielleicht Tausenden. Ich habe nicht die Absicht, hier ein Seminar in Presse-Ethik zu veranstalten. Ich erwähne die Sache jedoch aus einem ganz bestimmten Grund.«
    Carl faltete demonstrativ den Zeitungsausschnitt zusammen und warf ihn weg. Dann nahm er erneut einen Schluck Mineralwasser und blickte nachdenklich auf sein stummes Publikum, das zu seiner Befriedigung keinerlei ernstzunehmende Tendenzen zu Ungeduld verriet; er hatte soeben die rhetorisch kniffligste Passage dessen bewältigt, was er zu sagen gedachte.
    »Also jetzt die Kernfrage!« fuhr er mit neuer Energie fort.
    »Was soll die schwedische Sicherheitspolizei tun, wenn solche Meldungen veröffentlicht werden? Natürlich müssen wir untersuchen, ob etwas dahintersteckt. Vor allem dürfen wir keinerlei Aussagen machen oder Maßnahmen ergreifen, bevor wir uns vergewissert haben. Wir dürfen nicht einmal falsche Angaben zu Expressen durchsickern lassen, etwa des Inhalts, daß wir eine Menge zwar geheimer, jedoch sehr kraftvoller Maßnahmen ergriffen hätten. Wir müssen herausfinden, was wahr ist. Da wir inzwischen mehr als drei Personen im Amt haben, die französisch sprechen können – ich sage nicht, wie viele, denn das ist geheim –, begannen wir damit, in Erfahrung zu bringen, was

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