Über jeden Verdacht erhaben
in dem algerischen Regierungsorgan eigentlich gestanden hat. Wie sich herausstellte, waren die Angaben im Original etwas ausführlicher als die in Expressen wiedergegebenen. Der islamische Verband am Ringvägen in Stockholm, wo die Moslems ihre provisorische Moschee haben, da sie noch immer darauf warten, daß irgendein Stadtteil den Bau einer Moschee genehmigt, obwohl es dort dann auch Minaretts und Nußverkäufer geben wird, wurde als ein Zentrum der algerischen Terroristen bezeichnet. Ferner wurde ein Algerier genannt, der einer Organisation namens Human Concern International vorstehe. Dieser solle ebenfalls ein Terroristenführer sein. Ausgezeichnet. Damit hatten wir etwas, wonach wir gehen konnten. Schweden ist immerhin kein Land wie Frankreich, in dem fünf Millionen Nordafrikaner leben. In Schweden haben wir nur rund tausend, davon gut zweihundert in Stockholm, von denen rund vierzig Algerier sind. Seit einigen Jahren ist es weiteren Algeriern nicht mehr möglich gewesen, auf legalem Weg ins Land zu kommen, wie ihr sicher versteht. In der provisorischen Moschee der Moslems am Ringvägen hatten tatsächlich drei Personen versucht, Geld für die GIA zu sammeln. Sie waren jedoch mehrmals abgewiesen worden. Die moslemische Gemeinde hatte diese Dreistigkeit der drei Algerier sogar bei der Polizei gemeldet. Mit geringem Erfolg. Die Polizei im Polizeidistrikt von Södermalm konnte nicht genau festlegen, was für eine Gesetzesübertretung das hätte sein sollen, und ich kann die Beamten verstehen. Bei dem algerischen Mann in Huddinge stellte sich heraus, daß er schon seit fünfundzwanzig Jahren in Schweden wohnt, hier verheiratet ist und erwachsene schwedische Kinder hat, falls diese Ironie nicht mißverstanden wird. Er hat tatsächlich Geld gesammelt. Für elternlose Kinder in Afghanistan, Bosnien und im Libanon. Als unsere Vernehmungsbeamten ihn unter Druck setzten, gab er zu, an und für sich der Meinung zu sein, daß er es für falsch halte, den religiösen Fundamentalisten in Algerien die politische Macht zu verweigern. Schließlich hätten sie eine demokratische Wahl gewonnen. Das ist ein Standpunkt, den ich ganz grundsätzlich unanfechtbar finde, und das nicht nur als Säpo-Chef, sondern auch als Staatsbürger. So sah es also in Wahrheit mit dem algerischen Terrorismus aus, der unserer größten Zeitung und sicher auch einigen Fernsehnachrichten zufolge nach Schweden umgezogen war. Nach fünftägiger Arbeit wußten wir, daß es nicht den Tatsachen entsprach. Nun, sogar unsere wenigen Terrorismus-Experten haben ja damit ein wenig Beschäftigung erhalten. Doch was das schwedische Volk erfuhr, waren nicht unsere Erkenntnisse, sondern vielmehr die Ergebnisse der Unwissenheit der Medien, um nicht zu sagen von deren Propaganda. Dies ist nicht ein Ausdruck von Dummheit ganz allgemein, sondern der Ausdruck einer Mentalität, die wir verändern müssen. Die zweihundert Algerier in Schweden sind nicht unsere Feinde, und ebensowenig sind sie GIA-Terroristen, als wäre das mit einer Art ethnischer Automatik möglich. Die dreißigtausend Iraner in Schweden sind weder Anhänger von Bücherverbrennungen noch der Lehren des Ayatollah Khomeini. Unter anderem aus dem einfachen Grund, weil die meisten von ihnen gerade vor dessen Regime geflüchtet sind. Kurz, was bestimmte Medien auch zu glauben behaupten, so sind die Muslime in unserem Land, Staatsbürger oder künftige Staatsbürger, mit ihren Nachkommen, die genauso lange hier leben werden wie unsere Nachkommen, unabhängig davon, ob sie braune Augen und schwarzes Haar haben, nicht unsere Feinde. Wenn der Glaube an das Gegenteil stärker wird, werden wir eines Tages im Chaos untergehen und etwas erhalten, was mit einem modernen Expertenausdruck Bürgerkrieg von geringer Intensität genannt wird.«
Jetzt war es wieder Zeit für eine Pause. Zwei Tage lang war Carl bei der Vorbereitung und Memorierung seines Vortrags furchtbar nervös gewesen. Jetzt, da alles wie am Schnürchen lief, kam ihm alles selbstverständlich vor, obwohl er während der ersten aus taktischen Gründen scherzhaft gestalteten Minuten das Gefühl gehabt hatte, als hätte er seine ganze Lektion verlernt, als würden ihm die Worte bald ausgehen. Jetzt blieb ihm nur noch die letzte Runde. Jetzt spürte er keinerlei Unsicherheit mehr.
»Wenn wir diese Formel wiederholen«, begann er nochmals, zunächst ein wenig theatralisch langsam, »diese Worte, Bürgerkrieg von geringer Intensität, dann laßt mich gleich
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