Über jeden Verdacht erhaben
war fast eine Anfrage, ob es Anlaß zu der Annahme gebe, daß irgendein Mord in Schweden einen Zusammenhang mit dieser Technik haben könne. Offenbar hatte man bis zu Rune Janssons Anfrage keinen Anlaß gesehen, drei der unaufgeklärten Morde in den USA gerade mit dieser eigenartigen Technik zu verbinden. Es sei aber unleugbar interessant, hieß es, daß drei Morde ganz in der Nähe der Heimatbasen dieser Sondereinheiten in den USA mit dieser Seal-Technik verübt worden seien.
Was Rune Janssons Zusatzfrage betraf, welche Strecken diese Seal-trainierten Spezialisten unter Wasser zurücklegen könnten, erhielt er eine fast spöttische Antwort. Es hatte den Anschein, als läge die Höchststrecke bei mehr als zwanzig Kilometern.
Rune Jansson hatte wieder sein Buch aus Hedengrens Buchhandlung hervorgeholt und die Bilder studiert. Beim Abschnitt über Froschmänner hatte ein Soldat ein Instrument vor der Taucherbrille befestigt, das offenbar so etwas wie ein Nachtsichtgerät für Unterwassergebrauch war.
Danach hatte Rune Jansson eine Karte des Tatorts und dessen näherer Umgebung nördlich von Södertälje auf den Tisch gelegt. Der Tatort befand sich wahrscheinlich weniger als acht Kilometer von Hamiltons Haus auf der anderen Seite des Fjords entfernt.
Rune Jansson bemühte sich, sich gegen seine Erkenntnisse zu wehren, ebenso gegen das, was unausweichlich getan werden mußte. Ein paar kurze, schwindelerregende Augenblicke lang glaubte er, verrückt geworden zu sein, zu halluzinieren oder zu träumen.
Es gab jedoch keinen Fluchtweg. Er rief Willy Svensén an und bat um ein möglichst schnelles Gespräch unter vier Augen. Das war ein ungewöhnlich förmliches Verhalten zwischen dem Chef der Reichsmordkommission und seinem wahrscheinlichen Nachfolger. Willy Svensén würde nach Ostern in Pension gehen, und bis dahin war es nicht mehr lang. Er erhielt die Nachricht, er möge zehn Minuten warten, da Svensén gerade Besuch habe. Während dieser zehn Minuten saß er vollkommen still an seinem Schreibtisch und starrte vor sich hin. Albernerweise schwirrte ihm nur eine Frage klar im Kopf herum:
Was soll ich als erstes sagen, wenn ich zu Willy reinkomme?
»Also, folgendes: Wir haben ja darüber gesprochen, wie gut es passen würde, den Serienmörder zu schnappen, bevor du in Pension gehst«, sagte er etwas gequält, als er sich im Zimmer seines Chefs setzte. Sein Gesichtsausdruck paßte sehr schlecht zu der Fortsetzung. »Ich glaube, wir können das auf die eine oder andere Weise tun. Ich weiß jetzt nämlich, wer es ist.«
»Das nenne ich eine fröhliche Nachricht mit traurigem Gesicht«, sagte Willy Svensén abwartend und rückte seine Brille zurecht. Er sah sich vorsichtig um, als wollte man ihm zum Abschied einen Streich mit versteckter Kamera spielen.
»Ja, aber nun ist es so, daß das Ganze nicht ganz einfach ist«, fuhr Rune Jansson fort. »Der Mörder ist nämlich der Chef der Sicherheitspolizei in Schweden.«
Willy Svensén nahm langsam die Brille ab und begann, sie demonstrativ zu putzen, weil er auf eine Fortsetzung wartete, die nicht kam. Falls sein jüngerer Kollege ihn auf den Arm nehmen wollte, spielte er erstaunlich gut Theater.
»Und dessen bist du dir sozusagen absolut sicher?« fragte Willy Svensén vorsichtig.
»Bedauerlicherweise ja. Die entscheidenden Tips habe ich außerdem von ihm selbst bekommen.«
»Und jetzt willst du also, daß wir zu Jan Danielsson runtergehen und ihn bitten, Hamilton persönlich wegen Mordes vorläufig festnehmen zu lassen?« fragte Willy Svensén langsam und übertrieben deutlich.
»Ja, das dürfte der übliche Ablauf sein«, sagte Rune Jansson mit einem Seufzen. »Aber weiß der Teufel. Wenn es um die Säpo geht, scheint die Welt voll merkwürdiger Gesetze zu sein. Ich weiß nicht, wie man es anstellt, einen Säpo-Chef festzunehmen. Du etwa?«
»Nein. Ich habe zwar schon viel erlebt, aber das noch nicht«, erwiderte Willy Svensén. »Aber verzeih, wenn ich pingelig bin, laß uns den Dingen jetzt nicht vorgreifen. Und das hier ist doch wirklich kein Streich zum Abschied oder so, denn wenn es so sein sollte, würde es mich nicht sehr amüsieren.«
»Ich bin, glaube ich, nicht verrückt. Und es ist auch kein Scherz«, sagte Rune Jansson leise.
»Aha. Dann legen wir los. Das heißt, bevor wir zu Jan Danielsson runterstürmen, der im Augenblick übrigens mit den Mördern vom Stureplan in der Verhandlung sitzt, könntest du mir vielleicht ein bißchen was erzählen? Oder
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