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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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London endlich den definitiven Beweis dafür liefern könnten, daß es sich bei der Sache in Västerås um Mord handelt? Vielleicht sollten wir aber… nein, falsch gedacht. Was ich meine, ist folgendes: Wenn man den Mörder des Ministerpräsidenten überführen soll, genügt es, daß er sich am Tatort befand, daß er schon vorher gemordet hat und daß die einzige Zeugin erklärt, ihn wiederzuerkennen. Du weißt schon, was ich meine. Was wir haben, würde theoretisch jeden überführen, nur Hamilton nicht. Hier ist es sozusagen umgekehrt. Haben wir noch was?«
    »Nein, aber wir können ja auf den Bescheid aus London warten. Vielleicht können wir sie damit antreiben, daß ihnen unter Umständen die Ehre zuteil wird, zur Aufklärung von Serienmorden beigetragen zu haben«, sagte Rune Jansson. »Aber dann haben wir ein anderes Problem. Während wir warten, macht Hamilton vielleicht weiter. Und selbst wenn es zufällig Scheißkerle sind, die er umbringt…«
    »Na schön, ich gebe mich geschlagen«, sagte Willy Svensén.
    »Der Säpo-Chef muß verhört und festgenommen werden. Aber damit sind wir bei der interessanten Frage: Wer soll diese Entscheidung treffen? Kann der Säpo-Chef nicht aus eigener Machtvollkommenheit die Voruntersuchungen einstellen?«
    »Doch, nachweislich«, bestätigte Rune Jansson. »Aber ich bezweifle, daß das auch für Voruntersuchungen gilt, die sich gegen ihn selbst richten.«
    »Denk an den Mord in Lund!« sagte Willy Svensén nach kurzem Grübeln mit neuer Energie. »Wenn der Mord um 21.13 Uhr verübt wurde, wissen wir doch, daß Hamilton zu diesem Zeitpunkt vor tausend Zeugen stand?«
    »Hör mal, laß bitte den Quatsch«, sagte Rune Jansson müde.
    »Medizinisch gibt es nichts, was die Richtigkeit dieses Zeitpunkts stützt. Das Opfer hat genau wie einer der Toten in Umeå nur eine einzige Verletzung. Die Kurzschluß-Methode, eine von Hamiltons Spezialitäten. Im übrigen gibt es keine Spur eines Kampfes, aber trotzdem eine bemerkenswert präzise zerschlagene Armbanduhr! Das ist natürlich arrangiert. Es grämt mich genausosehr wie bei dem Gift, daß ich nicht schon früher darauf gekommen bin. Es grämt mich übrigens auch, daß ich es dir nicht gesagt habe.«
    »Was denn gesagt?« wollte Willy Svensén wissen.
    »Die letzten Zahlen in Hamiltons Personennummer sind 2113«, sagte Rune Jansson leise. »Das ist bestimmt kein Zufall. Er will nicht davonkommen. Er will, daß wir ihn schnappen.«
    »Nein, das ist bestimmt kein Zufall«, bestätigte Willy Svensén. »Na schön! Damit erhebt sich die Frage: Was machen wir jetzt? Gehen wir zum Generalreichsanwalt? Zum Juristenkanzler? Zur Regierung? Zu Jan Danielsson? Oder, im schlimmsten Fall, zum Reichspolizeichef? Nun, die letzte Frage war natürlich ein Scherz.«
    Carl war sichtlich guter Laune, als er, von seinen Leibwächtern begleitet, in den gepanzerten Wagen einstieg. Er gab Befehl, ihn zu einer bestimmten Parkbank auf Djurgården zu fahren.
    Erik Ponti erstaunte es nicht im mindesten, als er den Wagen mit den geschwärzten Scheiben zwanzig Sekunden vor der festgesetzten Zeit auf den Parkplatz rollen sah. Das paßte haargenau zu seinen Erfahrungen mit Carl.
    Eine der hinteren Türen des Wagens ging auf. Carl stieg aus und ging mit einer Aktentasche in der Hand schnell auf Erik Ponti zu, während er auf die Armbanduhr sah. Als es auf die Sekunde 14.00 Uhr war, setzte er sich neben Erik Ponti auf die Parkbank.
    »Du kommst vielleicht immer pünktlich«, begrüßte ihn Erik Ponti.
    »Spione kommen immer pünktlich. Das ist eine gesunde Angewohnheit, die auch für Angehörige der Gegenspionage gelten sollte«, erwiderte Carl leichthin in einem fast heiteren Tonfall, der auf Erik Ponti einen höchst überraschenden Eindruck machte.
    »Als wir beide zuletzt auf dieser Parkbank saßen, bekam ich von dir eine Aktentasche mit zwei Millionen. Was gibt es diesmal?« fragte Erik Ponti.
    »Richtig, aber dafür hast du das Geld auch bis zum letzten Öre auf das Konto der Afghanistan-Sammlung eingezahlt«, sagte Carl mit einem amüsierten Augenzwinkern. »Man kann sich auf dich also verlassen, und das ist gut.«
    »Mit sozialistischen Grüßen von der Clarté«, brummte Erik Ponti ironisch. »An wen soll die Kohle diesmal gehen?«
    »Es ist kein Geld, sondern etwas viel Schlimmeres«, erwiderte Carl ernst. »Ich werde dich einem Konflikt aussetzen, aber du bist der einzige Schreiberling, den ich mit einem solchen Problem zu belasten wage. In der

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