Über jeden Verdacht erhaben
Kunst. Rune Jansson hatte in Norrköping einen Klassenkameraden gehabt, der genauso wohnte.
Die selbstgebackene Zimtschnecke klebte ihm am Gaumen, und er erkannte, daß seine Schonzeit bald abgelaufen war. Er hatte angerufen und um ein Vier-Augen-Gespräch mit dem Generalreichsanwalt gebeten, und jetzt saß er hier. Er hatte sogar darum gebeten, man möge sich doch nicht im Büro des Generalreichsanwalts treffen. Er hatte nur angedeutet, es gehe um eine selten komplizierte Mordermittlung und er brauche den Rat gerade des Generalreichsanwalts. Es war natürlich unmöglich gewesen, einem Kommissar der Reichskripo eine solche Bitte zu verweigern. Doch jetzt mußte er endlich sagen, was er auf dem Herzen hatte.
»Ja, soweit der Flugzeugabsturz«, sagte der Generalreichsanwalt und verließ seine Position am Balkon, ging über den knarrenden Parkettfußboden und setzte sich Rune Jansson gegenüber. »Und jetzt zu der selten komplizierten Angelegenheit?«
»Also, es sieht wie folgt aus«, sagte Rune Jansson und schluckte. »Wir beim Dezernat A haben uns also eine Zeitlang damit beschäftigt, diese Serienmorde an Ausländern aufzuklären. Wir sind jetzt so weit gediehen, daß wir zu wissen glauben, wer der Täter ist. Als nächstes müßte jetzt die Festnahme erfolgen. Dann müßten die üblichen Zwangsmittel verhängt werden.«
»Aha«, sagte der Generalreichsanwalt erstaunt. »Das nenne ich aber eine gute Nachricht. Steht schon fest, wer die Voruntersuchung leiten soll?«
»Ja«, erwiderte Rune Jansson. »Oberstaatsanwalt Jan Danielsson wird die Voruntersuchung leiten.«
»Ausgezeichnet«, sagte der Generalreichsanwalt. »Aber dann ist doch alles unter Kontrolle? Wo liegt die Komplikation?«
»Also, die Komplikation liegt in der Identität des Täters«, sagte Rune Jansson und holte tief Luft. »Der Täter ist nämlich Carl Hamilton, der Chef der Sicherheitspolizei.«
Der Generalreichsanwalt verzog keine Miene. Er sagte aber auch nichts. Das einzige, was eine Zeitlang im Raum zu hören war, war eine tickende Standuhr.
»Wir sind unserer Sache sehr sicher«, sagte Rune Jansson, als das Schweigen allmählich unerträglich wurde. Seine Stimme und seine Körpersprache sagten vermutlich das genaue Gegenteil aus.
»Das hoffe ich wirklich«, sagte der Generalreichsanwalt langsam.
»Ja«, sagte Rune Jansson leise. »Aber es ist tatsächlich so.«
»Der Säpo-Chef steht im Verdacht, Verbrechen begangen zu haben, die nicht das Verhältnis zu einer fremden Macht berühren, sondern gewöhnliche Straftaten sind?« fühlte der Generalreichsanwalt mit einem neutralen Gesichtsausdruck vor. Rune Jansson hatte das Gefühl, plötzlich in einem Gerichtssaal zu sitzen.
»Ja, in der Sache verhält es sich so«, erwiderte Rune Jansson gehorsam.
»Wenn das so ist, ist das keine Angelegenheit für die Generalreichsanwaltschaft«, sagte der Generalreichsanwalt. »Aber laß mich trotzdem ein paar Fragen stellen.«
»Natürlich«, sagte Rune Jansson.
»Welche Gründe habt ihr für euren Verdacht«? fragte der Generalreichsanwalt höflich und mit einer Juristenmaske, die nichts mehr über seine Gedanken verriet.
»Ich und Willy Svensén, also, das ist mein Chef, und…«
»Schon gut, ich kenne Willy«, unterbrach der Generalreichsanwalt freundlich. »Ihr habt diese Angelegenheit also gründlich diskutiert?«
»Ja«, erwiderte Rune Jansson. »Wir sind uns vollkommen einig. Würde es sich um einen, verzeih den Ausdruck, normalen Menschen handeln, hätten wir ihn schon längst festgenommen. Aber wir waren uns nicht sicher, ob… na ja, ob es in diesem Zusammenhang uns unbekannte juristische Hindernisse gibt. Und deshalb habe ich mir die Freiheit genommen, um diese Beratung, oder wie wir das nennen wollen, zu bitten.«
»Aha, das kann ich schon verstehen«, sagte der Generalreichsanwalt mit einem Anflug von Ungeduld in der Stimme.
»Aber hast du etwas dagegen, mich zumindest andeutungsweise mit der Beweislage vertraut zu machen?«
»Natürlich nicht«, sagte Rune Jansson und schilderte dem Generalreichsanwalt, worauf der Verdacht gegen Hamilton fußte.
»Wenn das so ist…«, sagte der Generalreichsanwalt nachdenklich. »Das sind alles interessante Umstände, das muß ich schon zugeben. Wobei es wohl nicht direkt ausgeschlossen ist, daß sich auch ein anderer bei der Säpo die entscheidenden Erkenntnisse über die Opfer hat verschaffen können. Dieses Gerede von der Säpo-Spur stimmt also?«
»Leider ja«, gab Rune Jansson peinlich
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