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Über mir der Himmel - Nelson, J: Über mir der Himmel

Über mir der Himmel - Nelson, J: Über mir der Himmel

Titel: Über mir der Himmel - Nelson, J: Über mir der Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jandy Nelson
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Ende. »Für diejenigen, die hier sind: Wir werden proben, im Juli fangen wir an. Wer kommt, wird mitbestimmen, was wir spielen. Ich denke da an Jazz« – er schnippt mit den Fingern wie ein Flamencotänzer – »vielleicht ein bisschen
heißen spanischen Jazz, aber ich bin offen für Vorschläge.«
    Er hebt die Arme wie ein Prediger vor der Gemeinde. »Findet den Rhythmus, meine Freunde, und haltet ihn.« Damit beendet er jede Probe. Doch nach einer Weile klatscht er noch einmal in die Hände. »Hätte ich fast vergessen: Diejenigen, die vorhaben, nächstes Jahr für die All-State vorzuspielen, mögen bitte die Hand heben.« O nein. Ich lasse meinen Bleistift fallen und bücke mich, um eine eventuelle Blick-Kollision mit Mr James zu vermeiden. Als ich nach meiner sorgfältigen Inspektion des Fußbodens wieder auftauche, vibriert mein Telefon in der Hosentasche. Ich drehe mich zu Sarah um, deren sichtbares Auge aus der Höhle zu treten scheint. Heimlich hole ich mein Handy hervor und lese ihre SMS.
    Warum hast du nicht die Hand gehoben???
    Beim Solo musste ich an dich denken – an diesen Tag!
    Kommst du rüber heut Abend??? Ich gebe ihr Zeichen: Kann nicht.
    Sie nimmt einen ihrer Schlagstöcke und mimt eindrucksvoll, dass sie ihn sich mit beiden Händen in den Bauch rammt. Ich weiß, dass hinter dem Harakiri die Wunde immer größer wird, doch ich weiß nicht, was ich dagegen machen soll. Zum ersten Mal in unserem Leben bin ich an einem Ort, den sie nicht finden kann, und ich hab keine Karte für sie.
    Schnell packe ich meine Sachen zusammen, damit ich ihr aus dem Weg gehen kann, was leicht ist, weil Luke Jacobus sie in eine Ecke getrieben hat, und dabei überfällt mich die
Erinnerung an den Tag, den sie erwähnt hat. Das war am Anfang unseres ersten Oberstufenjahres, wir hatten beide die Aufnahmeprüfung ins Orchester geschafft. Mr James, besonders frustriert über uns alle, war auf einen Stuhl gesprungen und hatte gebrüllt: »Was ist denn bloß los mit euch, Leute? Ihr denkt, ihr seid Musiker? Ihr müsst euren Arsch in den Wind halten!« Dann hatte er gesagt: »Kommt, mir nach. Diejenigen, die das können, nehmen ihre Instrumente mit.«
    Im Gänsemarsch verließen wir den Musiksaal, liefen den Pfad zum Wald hinunter, wo der Fluss rauschte und röhrte. Wir blieben alle am Ufer stehen, während er auf einen Felsen kletterte, um uns eine Ansprache zu halten.
    »So, nun hört, lernt und dann spielt, spielt einfach nur. Macht Krach. Macht irgendwas. Macht Musiiiiiiiiik.« Dann fing er an, den Fluss zu dirigieren, den Wind, die Vögel in den Bäumen wie ein absoluter Vollidiot. Nachdem wir unseren hysterischen Anfall hinter uns hatten und uns wieder beruhigten, fing von denen, die Instrumente mitgebracht hatten, einer nach dem anderen an zu spielen. Unglaublich, ich war eine der Ersten, und nach einer Weile vermischten sich Fluss, Wind und Vögel mit Klarinetten, Flöten und Oboen zu einem gloriosen kakofonischen Getümmel und Mr James leitete seine Aufmerksamkeit vom Wald wieder auf uns um, sein Körper wiegte sich, seine Arme fuchtelten nach links und rechts und er sagte: »Das ist es, das ist es. Das ist es! «
    Und das war es.
    Nachdem wir wieder in den Musiksaal zurückgegangen
waren, kam Mr James zu mir und gab mir die Visitenkarte von Marguerite St. Denis. »Ruf sie an«, sagte er. »Sofort.«
    Ich denke an Joes virtuosen Auftritt heute und spüre es in meinen Fingern. Ich balle sie zu einer Faust. Was immer es war, was immer diese Sache war, die Mr James uns an diesem Tag im Wald entdecken lassen wollte, ob Hemmungslosigkeit oder Leidenschaft, Innovation oder einfach Mut, Joe hat es.
    Er hat den Arsch im Wind. Meiner ist auf dem Stuhl der zweiten Klarinette.

5. Kapitel

    (Gefunden auf einem Pappbecher am Ufer des Rain River)

    ICH WEISS, ER IST ES, und wünschte, ich wüsste es nicht. Würde ich doch an irgendwen, nur nicht gleich an Toby denken, wenn ich das Ping eines Kieselsteins an der Fensterscheibe höre. Ich sitze in Baileys Wandschrank, schreibe ein Gedicht an die Wand und versuche, die Panik im Zaum zu halten, die in meinem Körper herumsaust wie ein gefangener Komet.
    Ich ziehe Baileys Bluse aus, die ich über meine gezogen habe, packe den Türknauf und katapultiere mich wieder zurück ins Allerheiligste. Auf dem Weg zum Fenster drücken sich meine nackten Füße in die drei im Raum verteilten, platt getretenen blauen Läufer, Stücke vom Himmelsblau, die Bailey und ich jahrelang in

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