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Über mir der Himmel - Nelson, J: Über mir der Himmel

Über mir der Himmel - Nelson, J: Über mir der Himmel

Titel: Über mir der Himmel - Nelson, J: Über mir der Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jandy Nelson
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verschleiern versucht, indem sie als Gothgrungepunkhippierockeremometalfreakchicobercoolclevermannstolleshiphoprastagirl daherkommt. Sie geht durchs Zimmer, beugt sich über mich, schlägt die Decke zurück und hopst zu mir ins Bett, mit Boots und allem.
    »Du fehlst mir, Len.« Ihre riesigen blauen Augen strahlen auf mich herunter, total aufrichtig und so gar nicht zu ihrem Aufzug passend. »Lass uns vor der Schule frühstücken gehen. Weil’s der letzte Tag vom Schuljahr ist und so. Das ist Tradition.«
    »Okay«, sage ich und dann noch: »Tut mir leid, dass ich so schrecklich war.«
    »Sag das nicht, ich weiß einfach nicht, was ich für dich tun kann. Ich kann mir nicht vorstellen …« Sie beendet den Satz nicht, sondern schaut sich im Allerheiligsten um. Ich sehe, wie das Grauen sie erfasst. »Es ist so unerträglich …« Sie starrt Baileys Bett an. »Alles ist so, wie sie es hinterlassen hat. Gott, Len.«
    »Ja.« Mein Leben bleibt mir im Hals stecken. »Ich zieh mich an.«
    Sie beißt sich auf die Unterlippe, will die Tränen unterdrücken. »Ich warte unten. Hab Grama versprochen, mich mit ihr zu unterhalten.« Sie steigt aus dem Bett und geht zur Tür, aus dem Hüpfen vor ein paar Minuten ist ein Schlurfen geworden. Ich zieh mir die Decke wieder über den Kopf. Ich weiß, dass dieses Zimmer ein Mausoleum ist. Ich weiß, dass es alle fertigmacht (nur nicht Toby, der es nicht mal zu
bemerken scheint), aber ich will es so. Es gibt mir das Gefühl, dass Bailey noch hier ist oder doch wiederkommen könnte.
    Auf dem Weg in die Stadt erzählt Sarah mir von ihrem neuesten Plan, sich einen süßen Typen zu krallen, der mit ihr über ihren Lieblingsexistenzialisten Jean-Paul Sartre reden kann. Das Problem ist, sie fühlt sich hoffnungslos zu klotzköpfigen Surferknaben hingezogen, die (keine Vorurteile hier!) üblicherweise nicht als die Belesensten auf dem Gebiet der französischen Literatur und Philosophie gelten und immer wieder von Sarahs Liste gestrichen werden müssen, weil sie ihre Kriterien nicht erfüllen. Wenn man mit ihr ausgehen will, »muss man-wissen-wer-Sartre-ist-oder-zumindest-D. -H.-Lawrence-gelesen-haben-oder-doch-wenigstens-die-Brontës-am-besten-Emily«.
    »In diesem Sommer wird am College ein Nachmittagssymposion zum französischen Feminismus angeboten«, erzählt sie mir. »Ich werde hingehen. Willst du mitkommen?«
    Ich lache. »Scheint mir der ideale Ort zu sein, wenn man Jungs kennenlernen will.«
    »Du wirst schon sehen«, sagt sie. »Die coolsten Typen fürchten sich nicht davor, Feministen zu sein, Lennie.«
    Ich schau zu ihr rüber. Sie versucht, Rauchringe zu machen, pustet stattdessen aber nur Rauchwölkchen.
    Mir graut davor, ihr von Toby zu erzählen, aber ich muss es tun, oder? Doch ich hab zu viel Schiss, deshalb fang ich mit weniger verdammenswerten Neuigkeiten an.
    »Neulich hab ich die Mittagspause mit Joe Fontaine verbracht.«

    »Ist nicht wahr!«
    »Ist es.«
    »Kann nicht angehen.«
    »Kann es wohl.«
    »Neenee.«
    »Doch.«
    »Unmöglich.«
    »Aber so was von möglich.«
    Wir können dieses Nein-Doch-Spiel unglaublich weit treiben.
    »Du Ente. Verdammte, tief fliegende gelbe Ente. Und du hast dir so lange Zeit gelassen, bis du es mir erzählst?!« Wenn Sarah sich aufregt, tauchen unwillkürlich Tiere in ihrem Redefluss auf, so als hätte sie ein Old-MacDonaldhad-a-farm-Tourettesyndrom. »Na, und wie ist der so?«
    »Ganz okay«, sage ich zerstreut und gucke aus dem Fenster. Ich komm nicht drauf, wer wohl die Idee gehabt haben könnte, dass wir zusammen spielen sollten. Mr James vielleicht? Aber warum? Und argh, wie verdammt demütigend.
    »Erde an Lennie. Hast du eben wirklich gesagt, Joe Fontaine ist ganz okay? Der Typ ist so unfassbarhammergeil! Und ich hab gehört, er hat noch zwei ältere Brüder, unfassbarhammergeil hoch drei, findest du nicht auch?«
    »Hammergeil, Batgirl«, sage ich und bringe Sarah zum Kichern, ein Laut, der nicht so ganz zu ihrer Batgoth-Anmutung zu passen scheint. Sie nimmt einen letzten Zug von ihrer Zigarette und lässt die Kippe in eine Limodose fallen. »Er mag Rachel«, merke ich an. »Was sagt das über ihn aus?«

    »Dass er eins von diesen Y-Chromosomen hat«, meint Sarah und stopft sich ein Kaugummi in ihren oral fixierten Mund. »Aber ehrlich, das kapier ich nicht. Ich hab gehört, er interessiert sich ausschließlich für Musik und sie spielt wie eine jaulende Katze. Vielleicht sind’s ja diese blöden Kehlsänger, von denen sie

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