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Über mir der Himmel - Nelson, J: Über mir der Himmel

Über mir der Himmel - Nelson, J: Über mir der Himmel

Titel: Über mir der Himmel - Nelson, J: Über mir der Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jandy Nelson
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ein paar Visitenkarten, eine Karte von unserem Zahnarzt, der an den nächsten Termin erinnert, und eine von Paul Booth, Privatdetektiv, mit einer Adresse in San Francisco.
    Was zum Teufel?
    Ich nehme das Ding in die Hand. Auf der Rückseite steht in Baileys Schrift 25.4., 16 Uhr, Suite 2B. Ich kann mir nur einen Grund vorstellen, aus dem sie einen Privatdetektiv aufsuchen könnte – und zwar, um unsere Mutter zu finden. Aber warum sollte sie so etwas tun? Wir wissen beide, dass Big es schon versucht hat, vor ein paar Jahren erst, und der Privatdetektiv hatte gesagt, es wäre unmöglich, sie zu finden.

    An dem Tag, an dem Big uns von dem Detektiv erzählte, war Bailey wütend gewesen, sie war durch die Küche geschossen wie ein Torpedo, während Grama und ich Erbsen aus dem Garten fürs Abendessen palten.
    Bailey sagte: »Ich weiß, dass du weißt, wo sie ist, Grama.«
    »Woher soll ich das wissen, Bailey?«, antwortete Grama.
    »Ja, woher soll sie das wissen, Bailey?«, wiederholte ich. Ich hasste es, wenn Bailey und Grama sich stritten, und hatte das Gefühl, gleich würde es zur Explosion kommen.
    Bailey sagte: »Ich könnte ihr hinterherreisen. Ich könnte sie finden. Ich könnte sie zurückholen.« Sie schnappte sich eine Schote und steckte sich das ganze Ding mit Schale und allem in den Mund.
    »Du könntest sie nicht finden und du könntest sie auch nicht zurückholen.« Big stand in der Tür, seine Worte füllten den Raum wie die Verkündigung. Ich hatte keine Ahnung, wie lange er schon zugehört hatte.
    Bailey ging auf ihn zu. »Woher weißt du das?«
    »Ich hab’s versucht, Bailey.«
    Grama und ich hörten auf zu palen und schauten zu Big hoch. Er tappte rüber zum Küchentisch und setzte sich auf einen Stuhl – wie ein Riese im Kindergarten. »Vor ein paar Jahren hab ich einen Detektiv engagiert, einen guten. Ich dachte, wenn er was Gutes herausfindet, dann erzähl ich es euch, aber daraus wurde nichts. Er hat gesagt, wenn man nicht gefunden werden will, ist nichts leichter, als zu verschwinden. Er glaubt, Paige hat ihren Namen geändert und wahrscheinlich ändert sie auch ihre Sozialversicherungsnummer, wenn sie umzieht …« Big trommelte
mit den Fingern auf den Tisch, es klang wie Donnergrollen.
    »Wie sollen wir denn wissen, ob sie überhaupt noch lebt?«, sagte Big leise, aber wir hörten ihn, als hätte er es vom Gipfel des Berges gegrölt. Auf diesen Gedanken war ich seltsamerweise noch nie gekommen, und ich glaube auch nicht, dass Bailey je so was gedacht hat. Man hatte uns immer gesagt, sie würde zurückkommen, und wir haben es geglaubt, aus tiefstem Herzen.
    »Sie lebt, ganz sicher lebt sie«, sagte Grama zu Big. »Und sie wird zurückkommen.«
    Wieder sah ich Argwohn über Baileys Gesicht schleichen.
    »Woher weißt du das, Grama? Wenn du dir so sicher bist, musst du doch etwas wissen.«
    »Eine Mutter weiß so was eben. So ist das.« Und damit verließ Grama den Raum.
    Ich lege die Karte wieder in die Schublade, nehme den heiligen Antonius mit und steige ins Bett. Ich stelle ihn auf den Nachttisch. Warum hat sie so viele Geheimnisse vor mir gehabt? Und wie um alles in der Welt kann ich deswegen jetzt bloß sauer auf sie sein? Wie kann ich überhaupt sauer auf sie sein? Auch nur einen Moment lang?

    (Gefunden auf einem Stück von einer braunen Papiertüte in Lennies Klarinettenkasten)

    (Gefunden auf einer zerknüllen Heftseite in einem Schuh in Lennies Kleiderschrank.)

15. Kapitel
    DER TAG, AN DEM alles passiert, beginnt wie alle anderen in letzter Zeit mit Joes leisem Klopfen. Ich wälze mich auf die andere Seite, schaue aus dem Fenster und sehe nur den Rasen im Morgennebel. Nachdem ich schlafen gegangen bin, muss alles wieder ins Haus geräumt worden sein.
    Ich gehe nach unten, wo ich Grama auf ihrem Platz am Küchentisch vorfinde, ihr Haar ist in ein Handtuch gewickelt. Die Hände um einen Becher Kaffee gelegt, starrt sie Baileys Stuhl an. Ich setze mich neben sie. »Tut mir wirklich leid das mit gestern Abend«, sage ich. »Ich weiß, wie gern du ein Ritual für Bailey, für uns abhalten wolltest.«
    »Schon in Ordnung, Len, ein anderes Mal. Wir haben so viel Zeit.« Sie nimmt meine Hand und streichelt sie gedankenverloren. »Ich glaube übrigens, ich hab herausbekommen, warum wir so ein Pech haben.«
    »Ach?«, sage ich. »Was ist es denn?«
    »Du kennst doch diese Maske, die Big aus Südamerika mitgebracht hat, als er diese Bäume da studiert hat. Ich glaube, auf der liegt ein

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