Über Morgen
an.
Sophies altes portable klingelte – sie rüstete ihr Handy nur selten auf und verwendete noch immer die altmodische französische Bezeichnung für solche Geräte. Billy lauschte, während sie lauschte, wenngleich er ihren Gesprächspartner nicht hören konnte.
„Ok, ich verstehe“, sagte Sophie in ihr Handy. Sie schielte zu Billy hinüber und formte mit den Lippen ein „Roger“.
„Ja, ja“, fuhr sie zu Roger fort. „Wir hoffen, dass wir gegen sieben da sein können.“ Sophie beendete das Gespräch und wandte sich ihrem Freund zu. Er hatte seine Aufmerksamkeit ganz auf die Straße gerichtet, um so schnell wie möglich durch den unruhigen Mittagsverkehr zu fahren.
„Es gibt eine Aufnahme von Mamans Unfall – von den Webcams am Strand von Pampelonne“, sagte Sophie. „Roger hat sie in unser Privatalbum eingefügt.“ Billy nickte, ganz darauf konzentriert, sich durch den Verkehr zu schlängeln. Er wusste, dass ihn eine solche Fahrweise zur leichten Zielscheibe für die Gendarmerie Nationale machen würde, die französische Verkehrspolizei, die nichts lieber tat, als ausländischen Autofahrern Strafzettel auszustellen und sie auf der Stelle zur Kasse zu bitten.
„Spiel es für uns ab“, sagte Billy zu seiner VA Sophie. „Frontsicht für mich.“
Kaum hatte er den Satz beendet, als seine VA auch schon zwei separate Anzeigen mit hochauflösendem Videomaterial auf der Windschutzscheibe einblendete – die modernen Photonennetzwerke schickten Petabytes von Daten so mühelos rund um die Welt, als wären es altmodische Textnachrichten. Auf der Fahrerseite wurden die Videobilder transparent angezeigt, auf der Beifahrerseite undurchsichtig. Sophie und ihr Freund sahen sich die Aufzeichnungen der Webcams an. Sie sahen, wie Hélène ihre Wasserski-Runde begann, wie sie am Ende des Strands kehrt machte und zurückfuhr. Plötzlich schien sie im Wasser stehenzubleiben und dann hoch in die Luft zu fliegen. Dann raste das Jetboot donnernd in die Gischtwolke.
„Sie ist mit etwas zusammengestoßen“, sagte Billy. Er schielte abwechselnd auf das Video und die vor ihm liegende Straße. „Irgendwas im Wasser. Lass es noch einmal laufen, ab der Stelle kurz vor dem Zusammenstoß.“
VA Sophie startete die Wiedergabe.
„Einfrieren“, befahl Billy. Selbst jetzt, wo er das Video ansah, schlängelte er sich immer noch mit fast 100 Stundenkilometern durch den Verkehr. „Ranzoomen.“ Auf dem Videobild waren die Umrisse von etwas Dunklem zu erkennen, das sich im Wasser vor der Skifahrerin befand.
„Zoom noch näher ran“, sagte Billy.
Das dunkle Etwas befand sich offenbar direkt unter der Wasseroberfläche. „Sieht aus, als wäre da ein Holzblock unter Wasser“, sagte VA Sophie.
Billy schüttelte den Kopf, und ohne den Blick von der Straße zu wenden, langte er zu seiner Freundin hinüber und drückte ihre Hand.
* * *
„Natürlich“, sagte Roger Guenier, während die Anästhesistin die zahllosen Fragen auf dem Operationsformular durchging. „Wir haben unsere DNA-Profile abgeglichen, bevor wir geheiratet haben.“
„Planen Sie eine Familie?“ erkundigte sich die Ärztin lächelnd.
Der frischgebackene Ehemann fragte sich, ob die Ärztin das Alter ihrer Patientin kontrolliert hatte, doch dann dachte er daran, dass heutzutage viele Frauen in den Fünfzigern und Sechzigern mit medizinischer Hilfe noch Kinder bekamen. Roger schüttelte den Kopf. „Nein. Wir haben beide Kinder aus früheren Ehen.“ „Und Madames Genomprofil ist wo ...?“ fragte die Anästhesistin.
„Hier“, sagte Roger. Er berührte ein schmales Goldarmband an seinem linken Handgelenk und bewegte die Hand dann zu dem Bildschirm an der Wand. Die Daten bewegten sich mit seinen Fingerspitzen mit.
„Ah ja. Ich werde gleich einen Test zur Medikamentenverträglichkeit für das Profil durchführen“, sagte die Ärztin und berührte ihren Bildschirm. „Von dem Blut-Antikörper abgesehen, weist die DNA Ihrer Frau Ihres Wissens nach sonst noch irgendwelche Anomalien auf?“
* * *
„Ok, ich fahre“, sagte Billy, als er die Steuerung des Wagens von Speedy übernahm. Er fuhr auf die Auffahrt zur A6 zu, wartete am intelligenten Verkehrssignal, und als es umschaltete, fuhr er rasch auf die Hochgeschwindigkeitsspur. Dann nahm er die Hände vom Lenkrad. „Jetzt bist du wieder dran“, sagte er zum Roboter-Chauffeur. Das Auto reihte sich in den netzwerkgesteuerten Verkehrsstrom auf der Hochgeschwindigkeitsspur ein.
Billy blickte nach
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