Über Morgen
Spiele, was für mich gerade so in Ordnung ist. Die zehn Cent-Stücke dafür sammle ich in einem Glas in meinem Zimmer und dasobwohl mir klar ist, dass Danny bald alt genug sein wird, allein herzukommen und ich dann nie wieder Manic Mechanic spielen werde.
Danny und seine Freunde rühren die Arcade-Spiele nicht an. Sie spielen MD&D-Spiele: Das ist ihre Bestimmung im Leben, auch wenn ich denke, dass Danny es eigentlich vorzieht, zuhause in aller Ruhe den Autos im Netz zuzusehen. Der MD&D-Tisch ist ein bisschen wie die alten AD&D-Tische, mit dem einen Unterschied, dass sie einen Bildschirm im Zentrum haben. Und statt mit Würfeln zu spielen, kämpft man, mit Hilfe von seinen Gedanken. Die Darstellungen sind etwas ältlich, aber darum geht es gar nicht. Wenn es zu einem Kampf kommt, dann erscheinen die Charaktere auf dem Bildschirm und wählen abwechselnd aus, was sie tun wollen: jemanden verhexen, einen Zaubertrank verwenden, jemanden attackieren. Danny behauptet, es sei sehr schwer, diese Entscheidungen nur mit den Gedanken zu übertragen, aber durch sein ständiges Üben mit Mindflex III wird er darin immer besser. Factors, die Spielefirma auf der anderen Seite der Bucht, stellt gedankengesteuerte Spiele her und manchmal kommt man an Beta-Versionen zum Ausprobieren, weil George jemanden kennt, der jemanden kennt. Für die Erstellung des Originalprogramms der Gedankenkontrolle, hat einer der Gründer von Factors mit Komapatienten gearbeitet. Damals gab es noch keine einfachen Headsets. Die Patienten mussten in einen MRT-Scanner gebracht werden und wurden dann befragt. Man sagte ihnen, sie sollen sich vorstellen, Tennis zu spielen, wenn die Antwort ja sei, und wenn die Antwort nein sei, sollen sie nicht an Tennisspielen denken. Als man sie fragte, ob sie weiterleben wollen, stellten sich alle vor, sie würden Tennis spielen.
Ash wird in letzter Zeit häufig beim MD&D-Spiel getötet. Wenn das der Fall ist, kommt er zu mir, um zu reden, während irgendeiner aus seinem Team versucht, eine Phönixfeder zu finden, um ihn wiederzubeleben. Das scheint ihm aber ziemlich egal zu sein. Obwohl er erst zwölf ist, wächst ihm schon ein kleiner Oberlippenbart, und außerdem fragt er mich immer als wären wir verheiratet, wie mein Tag war. Es ist ziemlich gut, dass er zum Reden rüberkommt, denn so kann ich aufhören, Manic Mechanic zu spielen, ohne dass es auffällt, und dadurch etwas Geld sparen.
„Wie war dein Tag?“
„Nicht so toll. Wie war deiner?“
„Ich habe ein gedankengesteuertes Auto in Elektronik gebaut und es funktioniert. Also mehr oder weniger.“
„Das ist ja fantastisch. Nicht schlecht.“
Ash steckt mitten in einer langen Erklärung, wie er das bewerkstelligt hat, als mein GSRcx piepst.
„Was war das?“ Es ist verrückt, dass er das in einer Welt, in der alles piepst, und dann auch noch in einem Raum innerhalb dieser Welt, in der immer alles piepst, bemerkt hat. Vielleicht lag es an meiner Reaktion. Das GSRcx piepst nur dann, wenn ich beim Laufen eine weitere vollständige Runde abgeschlossen habe. Man kann es natürlich zum Beispiel auch dann piepsen lassen, wenn das Stresslevel zu sehr nach oben ausschlägt, oder wenn die Luftverschmutzung zu stark wird, aber das habe ich noch nie gemacht. Warum piepst es also jetzt?
„Das hier“, sage ich zu Ash und wedle mit meinem Handgelenk vor ihm herum.
„Aha, und was ist das für ein Teil?“
„Es ist zum Laufen. Es gibt mir mein Tempo durch und so.“
„Es sagt dir, wie schnell du läufst?“
„Genau.“
„Macht das nicht schon deine Box? Meine macht so etwas.“
„Kann schon sein. Aber meine wiegt 300 Gramm und ich müsste sie mir an den Arm binden. Da ist mir das lieber.“ Mit keinem Wort erwähne ich die Anzeige für elektrodermale Aktivität, die mir mitteilt, wie entspannt ich bin, wenn ich laufe. „Ach, egal, ich habe einfach gern mehrere Apparate, die unterschiedliche Dinge tun können. Das erinnert mich an meine Kindheit.“
„Verstehe, aber das, worum es bei der Box geht ist, alles in einem zu haben. Da sollte man kein anderes Gerät mehr benötigen. Meine hat einen analogen Lautstärkeregler. Und ein Radio. Ich finde es toll, dass man sie umbauen kann, wie man möchte. Und ich bin mir sicher, sie könnte auch alles das machen, was deine Uhr macht.“
„Schon möglich. Ich habe übrigens auch noch einen iPod Shuffle“, füge ichgrinsend hinzu.
Ash schüttelt den Kopf. „Dir ist einfach nicht mehr zu helfen.“
„Wo du
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