Über Morgen
gerade von Hilfe sprichst ... hast du eine Ahnung, wie man eine Nachricht damit verschicken kann?“ Wieder wedle ich mit meinem Handgelenk vor ihm herum.
„Mit einer Uhr?“
„Ja.“
„Äh, das versuchst du gar nicht erst, du verschickst es stattdessen mit deiner Box, wie jeder normale Mensch.“
Ich seufze. „Was, wenn du keine Box hast, oder ...“ ich suche nach etwas Passenderem. „Oder was, wenn deine Box ins Meer gefallen ist? Wäre es theoretisch möglich, auch mit so einem Teil eine Nachricht zu verschicken?“
Ash runzelt die Stirn. „Keine Ahnung, lass mal sehen.“
Die nächsten dreißig Sekunden verbringt er damit, in unterschiedlicher Abfolge auf die Knöpfe zu drücken.
„Hier steht, dass jemand, der sich Theo nennt, in Reichweite sein muss. Deshalb hat es gepiepst. Wer ist das? Dein Trainingspartner oder so was in der Art? Ach, dafür ist das also, ja? Es verbindet dich mit anderen Läufern, die in der Nähe sind?“
Ich spüre, wie mein Stresslevel auf ungefähr 3,8 ansteigt.
„Ich glaube ja. Ich habe aber nie verstanden, was „in Reichweite“ tatsächlich bedeutet.“
Ash zuckt mit den Schultern. „Wahrscheinlich so was um die hundert Meter oder so.“
Er drückt auf weiter auf den Knöpfen herum und murmelt dabei leise vor sich hin. „Aha, okay. Er muss das also auf dich übertragen haben und dann – oh ja – der Verteiler und hey, das ist ganz schön verrückt. Das habe ich ja noch nie gesehen ... huch, wo ist es jetzt hin? Hm. Ahhh . Jetzt macht das alles Sinn.“
Solange er damit beschäftigt ist, schlendere ich zum Fenster hinüber und sehe nach draußen. Theo soll irgendwo da draußen sein? Welcher der Ruderer er wohl ist? Ich hoffe, dass er der mit den Locken ist, und dass das hier kein Witz ist. Erwarte ich zuviel? Draußen auf der Uferpromenade ist keiner zu sehen. Ichgehe wieder zu Ash und er gibt mir mein GSRcx zurück. „Wie gut bist du in Gedankenkontrolle?“
„Was meinst du denn damit?“
„Er hat dir eine Software zugeschickt. Ich habe sie auch auf meiner Box, aber ich komme damit nicht klar. Es ist wirklich schwer.“
„Was für eine Software?“
„Gib mir deine Box.“
„Hier.“
„Schau, ich habe dir die Software, die Gebrauchsanleitung und das Wiki dazu geschickt. Viel Glück.“
Und so funktioniert es: Mit einem Alphabet für Gedankenkontrolle. Ich frage mich, was meine Philosophiedozenten wohl dazu sagen würden. A steht für Apfel, B für Ball, C für Clown, D für Dinosaurier, X für Xylophon und Z für Zebra (Zoo ist anscheinend nicht eindeutig genug). Es ist wie wenn man als Kind lesen lernt. Für jeden Buchstaben gibt es ein Gegenstandswort. Anscheinend sind diese Gegenstandswörter so elementar und urtypisch, dass jeder dieselbe Vorstellung davon hat. Jedes hat eine genau festgelegte Form. Denke ich an „Apfel“ und denkt ein anderer an „Apfel“, so passiert in unserem jeweiligen Gehirn fast dasselbe. Ruft man also das Bild des Gegenstandswortes in seinem Geist auf und bringt so die Hirnströme in eine erkennbare Form, dann kann ein kompatibles Gerät den dazugehörigen Buchstaben tippen. Das Prinzip funktioniert ungefähr so wie das NATO-Alphabet – Alpha, Bravo, Charlie, Delta usw. – aber eben mit Wörtern, die man sich einfacher vorstellen kann. Ich lege meine Box hin. Selbst ich bin dieses Mal einer Meinung mit Ash. Warum nicht einfach eine Tastatur benutzen? Im Wiki gibt es auch kaum vorstellbare Geschichten von Leuten, die anscheinend so schnell darin geworden sind, dass sie es dem Tippen vorziehen. Das kann ich kaum glauben. Zur Zeichensetzung habe ich noch keine Angaben gefunden, außer, dass man an ein Loch denken muss, um einen Punkt zu bekommen. Ich gehe nach unten zu Danny.
Alles ist wieder zur Normalität zurückgekehrt, was etwas heißen will, auch wenn es bedeutet, dass alle außer Dad und Danny sich die Familie Takahashi ansehen.Mum tritt immer noch in die Pedale, aber Gab hat sich in ihre Decke eingekuschelt und isst einen Riegel Milchschokolade. Oma ist auch nach unten gekommen, anscheinend nur, um missbilligend mit der Zunge zu schnalzen, als Aki beschließt, für das Treffen mit Bunko ein superknappes Top anzuziehen. Dad ist wieder bei einem virtuellen Berglauf auf dem Laufband unterwegs, einen Teller Schmalzgebäck neben sich. Danny ist in der Küche, und hat auf der hinteren Wand Englands Autonetzwerk laufen. Ich sehe es mir kurz an. Es hat auf jeden Fall etwas Magisches. Es überrascht mich nach wie
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