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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Wagen ihre Gründe dargelegt.
    »Was für ein widerlicher Kerl! Tut so,
als sei er ein netter, unschuldiger, kleiner Homosexueller, und starrt mich
dann die ganze Zeit mit diesem Komm-doch-ohne-deinen-Mann-zurück-Blick an. Ich
verwette glatt eine Erstausgabe von Havelock Ellis, daß er mich zu einem Clinch
auf seinem Queen-Anne-Sofa gezwungen hätte, wenn du nicht dabeigewesen wärst.
Versuch bloß nicht, mich wieder zu diesem schrecklichen Ort zu bringen.«
    »Keine Angst, meine Liebe«, hatte er sie
beruhigt. Nutes doppeldeutiges Auftreten erschien ihm zwar außerordentlich
merkwürdig, aber er zweifelte keinen Moment daran, daß Helen wußte, wovon sie
sprach.
    »Das würde also bedeuten, daß der
Knabe, der den Antiquitätenladen führt, ebenfalls ein Lumpkin ist?« fragte er
Fergy. »Dann wären er und Spurge vielleicht sogar miteinander verwandt?«
    »Vettern ersten Grades, aber sie ham
beide nie besonders damit angegeben.«
    »Und woher wissen Sie das alles? Sind
Sie mit diesem Nute näher bekannt?«
    »Na klar. War bloß ‘n Witz, das mit dem
Rivalen eben. Wir Händler stehen uns alle gut miteinander. Müssen wir auch.
Sehn Sie, zu mir kommen die Leute un’ kaufen Gerümpel. Wenn ich mal ‘n richtig
gutes Stück in die Finger krieg’ und versuch’, es für’n anständigen Preis zu
verkaufen, denken die Leute, ich mach’ Witze. Drum bring’ ich’s lieber zu Nute.
Der bezahlt mir ‘nen fairen Preis und verkauft’s dann für doppelt soviel, was
ich natürlich nie könnte. Und er macht’s umgekehrt genauso. Wenn er mal Zeug
hat, das er im Geschäft nich’ verkaufen kann, verscheuert er’s mir ganz billig,
und ich mach’ dann ‘n Dollar oder zwei Profit, wenn ich’s Weiterverkäufe. Eine
Hand wäscht die andre, wie man so sagt. Kann zwar nich’ behaupten, daß ich Nutes
Busenfreund bin, aber wir sehn uns ein-, zweimal die Woche, wenn wir’s
einrichten können.«
    »Nutes richtiger Name ist doch sicher
Canute, nehme ich an«, versuchte Cronkite sein Glück.
    »Verdammt richtig. Woher weißt du das
denn, Cronk?«
    »Wir von der Presse verraten
grundsätzlich unsere Informationsquellen nicht.«
    Seit der ersten Lektion im Großen
Fernkurs für Journalisten hatte Cronkite darauf gebrannt, diesen Satz endlich
einmal anbringen zu können. Es war schade, daß die Umstände nicht so waren, wie
er sie sich gewünscht hätte, vor Gericht beispielsweise, wo er für diesen Satz
wegen Mißachtung des Gerichts bestraft werden hätte können, aber immerhin war
es auch jetzt eine gute Übung.
    »Komisch, daß du grad jetzt den
Runenstein erwähnst«, schwätzte Fergy weiter, völlig unsensibel für die Tatsache,
daß er soeben Zeuge eines historischen Moments in der Geschichte des
Journalismus in Balaclava County geworden war. »Der arme Spurge hat sich
darüber auch vor ‘n paar Tagen mal ‘n Mund fusselig geredet. Kam fast jeden
Abend rüber zu mir, müssen Sie wissen. Nach’m Abendessen gab’s hier auf der
Farm nie mehr viel zu tun. Miss Hilda und Henny gehen nämlich immer mit’n
Hühnern ins Bett. Spurge hat mir oft beim Abladen vom Laster geholfen, Sachen
mit rumgeschoben und andre Kleinigkeiten. Sie wissen ja, wie das so geht. Man
kauft ‘n ganzen Hausstand auf, nachdem irgendso’n alter Knacker das Zeitliche
gesegnet hat, und da muß man dann einfach alles nehmen, vom Mülleimer bis zu
Tantchens Haaröl. Manchmal gibt’s ein, zwei gute Teile in dem ganzen Gerümpel,
aber meistens nich’ mal das. Jedenfalls haben Spurge und ich immer ‘n bißchen
zusammen gearbeitet, und er hat dann von mir ein, zwei Bier dafür gekriegt.
Manchmal auch drei. Geld konnte man ihm ja keins geben, hätt’ er ja doch bloß
verloren oder sofort für irgend’nen Krimskrams rausgeschmissen, der ihm gefiel.
Wir ham also dagesessen und unser Bier gekippt. War ‘n netter Kerl, irgendwie.«
    »Er hat also den Runenstein erwähnt«,
erwiderte Shandy. »Was genau hat er denn gesagt?«
    »Um die Wahrheit zu sagen, das krieg’ ich
jetzt beim besten Willen auch nich’ mehr zusammen. Hab’ wahrscheinlich mal
wieder nich’ hingehört. Hab’ ich nämlich meistens nich’. Hab’ ihm bloß immer
sein Bier gegeben und ihn reden lassen, wie’s ihm gefiel. Wie zum Henker is’ er
denn an Löschkalk geraten?«
    »Sie haben nicht zufällig Löschkalk bei
sich im Lager?«
    »Nich’ da, wo’s jemand wegnehmen
könnte, Professor. Zu mir kommen Kinder mit ihren Eltern, und das Zeug is’ viel
zu gefährlich, um’s rumliegen zu

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