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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Yankees.
    »Und beide hätten lieber das Land als
das Geld?«
    »Verdammt richtig. Sind ja beide
Horsefalls, echte Horsefalls, mein’ ich.«
    Shandy verstand genau, was Henny
meinte. Sie waren Farmer, genau wie ihr Großonkel, ein Menschenschlag, der sein
Land nicht verließ, bis nicht der letzte Schuß abgefeuert worden war und der
Rauch sich verzogen hatte. Loretta Fescue und ihre Sorte Leute könnten mit
allem Geld der Welt vor ihren Augen herumwedeln, sie würden sich auch nicht
einen Millimeter von der Stelle rühren. Wenn sie allerdings kein Land besaßen,
für das sie kämpfen konnten, sah die Angelegenheit etwas anders aus.
    »Haben Eddie und Ralph beide eine
eigene Farm?« fragte er.
    »Wolln sie zwar gerne, können aber kein
anständ’ges Stück Land kriegen. Die verdammten Grundstücksmakler treiben die
Preise so hoch heutzutage, daß ‘n richtiger Farmer sich’s nich’ mehr leisten
kann, ‘n ordentliches Stück Land zu kaufen. Eddie wohnt jetz’ drüben in
Hoddersville, hat ‘n kleinen Laden un’ streckt sich nach der Decke. Ralph hat
‘n paar Hektar Land in Upper Lumpkin un’ arbeitet halbtags in ’ner
Seifenfabrik. Verdammte Schande, so was.«
    Da hatte er völlig recht. Sich mit dem
Verkauf von Katzenfutter abzugeben oder in einer Fabrik zur Stempeluhr zu gehen
war nichts für einen richtigen Farmer. Weder Ralph noch Eddie lebten offenbar
weit von den Äckern ihrer Vorfahren entfernt. Angenommen, einer von ihnen war
verzweifelt genug, ein paar Tricks aus dem Ärmel zu schütteln, in der Hoffnung,
Henny und Hilda davon überzeugen zu können, daß sie unbedingt jemanden
brauchten, der jünger und kräftiger war als sie? Angenommen, er hätte sogar
nach Mitteln und Wegen gesucht, den treuen, jedoch reichlich unbedarften Knecht
aus dem Weg zu schaffen? Höchstwahrscheinlich hätte er gewußt, daß Spurge den
Streuer säubern sollte, wenn Henny die ganze Woche davon gesprochen hatte.
Vielleicht hatte er Spurge gar nicht töten wollen, sondern ihm nur
Verbrennungen zufügen wollen, die ihn lange genug ferngehalten hätten, bis er
selbst einen Fuß in die Tür gesetzt hatte. Eddie und Ralph kamen auf jeden Fall
auch auf die Liste der Verdächtigen.
    »Weißt du, Henny«, sagte Miss Hilda und
klang dabei weit weniger kämpferisch als sonst, »ich bin mir gar nich’ sicher,
ob wir’s den beiden nich’ doch zusammen vermachen sollen, un’ die Frauenzimmer
können’s dann unter sich ausfechten, wie’s ihnen paßt. Wir wollen doch nich’ ‘n
gleichen Kuddelmuddel haben wie Canny damals. War ‘n richtiges Hornissennest
bei denen.«
    »Welcher Canny, Miss Horsefall?« fragte
Shandy.
    »Canute Lumpkin, der Großonkel von
Spurge. Fragen Sie mich nich’ nach’m rechtlichen Kram, davon kenn’ ich nich’
die Bohne, aber ‘s war so, daß Canny seinen Besitz so durch’nander gebracht
hat, daß kein Lumpkin mehr gewußt hat, wer was zu kriegen hatte, als Canny tot
war. Hat nie ‘ne besonders gute Hand fürs Geschäftliche gehabt, obwohl er auch
seine guten Seiten hatte, da geht nix dran vorbei.«
    Cronkite Swope hätte verstanden, warum
Miss Hildas Blick aus dem Fenster zur Eichenmulde schweifte.
    »Zum Schluß sind sie alle mit Zähnen
un’ Klauen über’nander hergefallen, zuerst hat einer ‘n andren vor Gericht
gezerrt, un’ über den is’ dann wieder ‘n andrer hergefallen, keiner hat ‘n
roten Heller dran verdient, bloß die Anwälte. Zum Schluß ham sie damit
aufgehört un’ bloß noch rumgesessen un’ Fingernägel gekaut un’ versucht, ‘ne
Lösung zu finden. Die Leute ham schon gequatscht, daß wohl der einz’ge, der was
von Cannys Besitz abkriegt, der sein wird, der als letzter übrigbleibt, un’
dann, heiliger Strohsack, dann sin’ sie alle der Reihe nach umgefallen wie die
Fliegen. Ers’ Hannah, die mit mir zur Schule gegangen is’, dann deren Bruder
Floyd un’ sein Sohn Malcolm, un’ — ich kann mich nich’ mehr so genau erinnern,
wie’s dann weiterging, aber’s gab jede Woche ‘n Begräbnis, bis die
Familiengruft bald aus allen Nähten geplatzt is’.«
    »Woran sind die Lumpkins denn
gestorben?«
    »Ganz verschieden. Un’ glauben Sie
nich’, die Leut’ hätten nich’ rumgequatscht.«
    »Tun die doch sowieso immer«, brummte
Henny.
    Seine Tante fuchtelte ihm drohend mit
ihrem Zeigefinger wie mit einem dürren Ast vor der Nase herum. »Spotten un’
höhnen is’ alles, waste kanns’. Denk besser an all die Spötter, die später ihr
Fett abgekriegt

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