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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Stichwörter zu Papier gebracht, und bisher hat sich der
Präsident nicht mal die Mühe gemacht, sie auch nur anzusehen, obwohl er
versprochen hat, es direkt nach der Hochzeit zu tun, weil das Symposium doch
schon nächstes Wochenende stattfindet.«
    »Nun ja, ich bin ganz sicher, daß der
Präsident trotzdem mit seinem Phosphatvortrag alle übertreffen wird. Aber ich
kann verstehen, daß euer Vater sich ärgert«, sagte Shandy, der selbst ein oder
zweimal mit einem ähnlichen Dilemma konfrontiert gewesen war. »Vielleicht könnt
ihr Tim dazu bringen, nach Hause zu gehen und sich ein bißchen aufs Ohr zu
legen. Er hatte gestern immerhin einen fürchterlich anstrengenden und langen
Tag. Der Tod von Spurge hat ihm einen schlimmen Schock versetzt. Übrigens, da
niemand über das Goldstück zu reden scheint, schlage ich vor, eh, daß ihr dem
guten Beispiel folgt. Ich habe Fergy und seine Bekannte schon gebeten, den Mund
zu halten, obwohl ich fast schon befürchte, daß ich sozusagen den Stall
zugeschlossen habe, nachdem der Bulle schon draußen war. Habt ihr etwas
dagegen, wenn ich vorgehe und kurz mit eurem Vater rede? Danach kann ich dann
zum Stein gehen und den Löwen in seiner Höhle aufsuchen. Ich muß unbedingt
herausfinden, was zum Kuckuck Doktor Svenson oben in dem Baum zu suchen hatte.«
    Er ging den Hang hoch, wo man zwischen
hastig aufgestellten Pfosten glänzenden neuen Elektrodraht gespannt hatte. Es
schien wirklich eine dürftige Schutzvorrichtung zu sein, aber das mächtige Tier
in der Einzäunung wußte aus Erfahrung, daß es einen unangenehmen Nasenstüber
davontrug, wenn es den Zaun berührte. Bashan stand friedlich mitten in seinem
Feld. Neben ihm, auf einem großen Findling, der halb aus dem Boden ragte,
hockte ein Kobold, der fast einer Illustration von Arthur Rackham entsprungen
sein konnte, mit angezogenen Beinen und einem Bart, der ihm über die Knie floß.
Tim und Bashan schienen sich miteinander wunschlos glücklich zu fühlen. Shandy
störte ihre harmonische Zweisamkeit nur widerwillig, aber der Tag neigte sich
bereits dem Ende zu, und er wollte unbedingt zu Helen zurück.
    Da er Bashan ziemlich gut kannte,
verspürte Shandy keinerlei Bedenken, unter dem Zaun durchzuschlüpfen. Bashan
stieß ein Brüllen aus, das jedem anderen Eindringling das Herz in die Hose
gejagt hätte, und raste auf ihn zu. Shandy trat zur Seite, denn er wußte, daß
es nicht Bashans Absicht war, ihn zu Tode zu trampeln, und klopfte dem Bullen
die riesige Flanke.
    Das Brüllen mußte selbst Tims defektes
Trommelfell erreicht haben, denn er knipste sein Hörgerät an und sah sich
suchend um. »Hi, Pete. Irgend etwas vorgefallen?«
    »Der Onkel von Präsident Svenson. Er
ist vom Baum gefallen.«
    »Und warum zum Teufel?«
    »Gute Frage. Entweder hat ihn sein
Gedächtnis oder seine Sprachgewandtheit im Stich gelassen, denn er kann es
selbst nicht sagen. Ich dachte, am besten gehe ich los und frage den
Präsidenten persönlich.«
    »Bleib lieber hier bei Bashan. Dann
bist du wenigstens in netter Gesellschaft.«
    »Da gebe ich dir gerne recht, aber die
Pflicht ruft. Ich weiß nicht, ob es dir schon aufgefallen ist, Tim, aber es ist
verdammt viel los auf der Farm.«
    »Ich habe mir schon so was gedacht«,
erwiderte sein Freund trocken, »zum Henker, Pete, ich mag zwar taub sein, aber
ich bin noch lang nicht dämlich. Was hat der alte Teufelsbraten denn eigentlich
oben auf dem Baum gemacht? Ist er vielleicht einer Waldnymphe nachgestiegen?«
    »Das würde mich nicht einmal wundern.
Hast du übrigens vor einer Weile Fergy vorbeigelassen?«
    »Welchen Fergy?«
    »Hennys Nachbarn, den Burschen, der die
Schnäppchen-Scheune besitzt.«
    »Ach, du meinst den Fettsack. Ich
dachte immer, der hieß’ Percy. Sag mal, gibt es was Neues drüben am Runenstein?
Außer daß der alte Trottel sich vom Baum gestürzt hat?«
    »Sie haben ein Goldstück aus Wikingerzeiten
gefunden, sagt Fergy jedenfalls.«
    »Woher zum Teufel will der das wissen?
War bestimmt bloß ein abgesprungener Kragenknopf.« Ames krempelte sich das
Hosenbein hoch und kratzte sich das haarige Schienbein. »Jesus Christus, Pete,
wenn es wirklich Gold ist, was sie da gefunden haben, dann steht Henny aber
noch was Schlimmeres bevor als diese Geschichte gestern nacht. Das hält der
bestimmt nicht durch.«
    »Du sagst mir nichts Neues, Tim. Alle
haben versucht, darüber nichts verlauten zu lassen, sogar Miss Hilda weiß noch
nichts davon, und sie verarztet Doktor

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