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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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aufgebaut, um für ihn einen großen Platz
einzuzäunen, was eine verdammt gute Idee ist. Der Draht sieht nämlich so
schwach aus, daß bestimmt keiner auf die Idee kommt, sich näher heranzutrauen,
vor allem, wenn Bashan anfängt zu stampfen und zu schnauben und sich für seinen
großen Auftritt fertig macht.«
    Roy, der auf dem Campus groß geworden
war, sprach so, als fände er die Tobsuchtsausbrüche des riesigen Bullen richtig
niedlich. »Aber Sie kennen ja Dad. Mit Bullen ist er immer prima ausgekommen.
Nachdem er so lange mit Mutter gelebt hat, empfindet er sie wohl als angenehme
und relativ unproblematische Gesellschaft.«
    »Huh! Du sprichst aber nett von deiner
armen Mutter!« schnaubte Miss Horsefall und rückte dabei etwas näher an Doktor
Svenson senior heran. »Na, komm schon, du alter Teufel, am besten, du legs’
dich jetzt ein bißchen hin.«
    »Ssön, Mädssen. Dann wir sslafen wass,
ja?«
    »Verflixter Kerl, so hab’ ich das doch
nich’ gemeint, un’ das Grabschen laß man auch lieber sein. Komm mal mit, ich
leg’ dich aufs Sofa.«
    Während sie ihn wegführte, schlug
draußen jemand heftig mit dem Türklopfer gegen die Türe.
    »Was zum Henker soll ‘n das nu schon
wieder?« rief die alte Dame zornig. »Noch mehr Probleme, nehm’ ich an. Laurie,
übernimm mal diesen Teufelsbraten hier, un’ leg ‘n flach. Kanns’ ‘n mit der
Wolldecke zudecken, un’ ich guck’ mal nach, wer draußen is’. Un’ du benimms’
dich zur Abwechslung man besser ordentlich, Sven Svenson. Sie is’ ‘ne
verheiratete Frau, auch wenn man’s ihr nich’ ansieht.«
    »Und wie sollte eine verheiratete Frau
aussehen?« fragte Laurie etwas spitz, da sie sich immerhin nach besten Kräften
bemühte, ihre antarktische Vergangenheit hinter sich zu lassen, bis sie gelernt
hatte, eine vorbildliche Gattin zu sein.
    »So als ob’s ihr verdammt leid täte,
daß sie’s nich’ hat bleiben lassen. Hör schon auf zu hämmern, du da draußen.
Ich komm’ ja, so schnell es geht. Ach, du bis’ das.« Miss Horsefall klang, als
ob es ihr verdammt leid tat, daß sie die Tür überhaupt geöffnet hatte. »Was
wills’ du dir denn untern Nagel reißen? Wills’ du unsre letzten Backenzähne?
Tut mir leid, aber die ham wir beide nich’ mehr, weder ich noch Henny.«
    »Ich möchte die persönliche Habe meines
verstorbenen Vetters abholen.«
    Diese gezierte Stimme konnte nur Canute
Lumpkin gehören. Shandy dachte, er solle Miss Horsefall jetzt besser zu Hilfe
kommen.
    Momentan schaffte es die alte Dame
allerdings auch ganz gut ohne Hilfe. »Was für ‘ne Habe? Wenn du Spurges
Extrapaar Socken meins’, warum kannste das dann nich’ klipp un’ klar sagen? Du
bis’ schon immer ‘n lästiger kleiner Scheißer gewesen un’ bis’ weiß Gott nich’
viel besser geworden, jetz’, woste älter un’ fetter geworden bis’.«
    »Beleidigungen sind in Ihrem Fall
völlig fehl am Platze, Miss Horsefall«, erwiderte Nute mit zuckersüßer Stimme.
»Wären Sie jetzt wohl so freundlich, mir das Zimmer meines verstorbenen Vetters
zu zeigen?«
    »Wennste Versuchs’, ‘n Fuß über meine
Schwelle zu setzen, hau’ ich dich mit’m Schirmständer hier so platt wie ‘n
Pfannkuchen. Has’ dir nie die Mühe gemacht herzukommen, als Spurge noch am
Leben war, un’ deshalb brauchs’ du jetzt auch nich’ reinkommen, nich’ solang
wie ich noch ‘n Fünkchen Leben in meinen alten Knochen hab’. Bleib draußen,
woste die Luft nich’ verpesten kanns’, un’ ich bring dir alles, was da is’, vor
die Tür. Zu dumm für dich, daß man heut keine Centstücke mehr auf die Augen von
Toten legt, sons’ würds’ du die sicher auch noch haben wolln.«
    Lumpkin schaute nur über Miss Hildas
Schulter und sagte langsam und bedächtig: »Ah, Professor Shandy. Wie geht es
Ihnen denn? Ich bin froh, daß Sie diese Beleidigungen mitangehört haben. Jetzt
können Sie bezeugen, daß ich von dieser Frau hier bedroht worden bin, nur weil
ich versucht habe, meiner Pflicht als nächster Verwandter eines Verstorbenen
nachzukommen.«
    »Ganz bestimmt, Lumpkin. Wenn Sie sich
noch nicht genügend beleidigt fühlen, könnte ich Ihnen vielleicht auch in
dieser Hinsicht helfen. Pech mit den zwei Centstücken. Wenn Sie allerdings hier
warten, wie Miss Horsefall vorgeschlagen hat, könnte ich ihr schnell helfen,
die, eh, Habe Ihres Vetters herauszutragen.«
    Canute Lumpkin breitete ein
malvenfarbenes Seidentaschentuch über den Sitz des am besten

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