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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Leute sagen — «
    »Wer sagt denn so etwas?«
    »Die Leute, die in die Bibliothek
gekommen sind.«
    »Hochinteressant. Na, dann kannst du
ihnen ausrichten, daß der arme Swope-Junge, als ich ihn das letzte Mal sah, und
das war vor exakt 15 Minuten, gerade im Begriff war, Henny Horsefalls
Hühnerstall mit einem Filmteam vom Fernsehen zu überfallen.«
    »Gütiger Sternenhimmel! Laß uns schnell
die Nachrichten anstellen!«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich die
jetzt sehen will.«
    Peters Protest verhallte ungehört.
Helen führte ihn in sein trautes Heim, plazierte ihn in seinen Sessel, legte
ihm die Füße hoch und drückte ihm ein Glas Gin-Tonic in die Hand, genau vor dem
eingeschalteten Fernseher, und das alles mehr oder weniger mit einer einzigen
Bewegung.
    Sie hatten den ersten Teil der
Berichterstattung verpaßt, aber sie kamen noch rechtzeitig, um Henny Horsefall
und Miss Hilda wie verirrte Figuren aus einem Grant-Wood-Gemälde dastehen zu
sehen, während der Sprecher die Worte hervorstieß: »Ist der Fluch des
Runensteins nun Wirklichkeit oder nicht? Ist der absonderliche Tod von Spurgeon
Lumpkin auf böse Mächte aus dem unheimlichen Eichenhain am alten Holzfällerweg
zurückzuführen? Warum ist der junge Reporter, der dem Zorn der Wikinger mutig
die Stirn bot, so knapp einem plötzlichen Tode entronnen? Wurde der berühmte
schwedische Archäologe Doktor Sven Svenson das neue Opfer des Runensteins?
Nehmen Sie teil an der nächsten aufregenden Folge von — ich meine, Channel
Zweieinhalb wird Sie weiterhin über die neuesten Entwicklungen der Ereignisse
informieren. Mr. Swope, was können Sie unseren Zuschauern zum Abschluß mit auf
den Weg geben?«
    Cronkite, der so weiß aussah wie sein
Verband und höchstwahrscheinlich aus dem Krankenhaus ausgerückt war, als die
Ärzte gerade nicht aufgepaßt hatten, griff nach dem Mikrophon. »Ja. Ich möchte
Sie alle bitten, hier verdammt nochmal wegzubleiben. Die Horsefalls haben schon
genug durchmachen müssen, und es war allein meine Schuld, weil ich die Story
publik gemacht habe. Und Sie können ja sehen, wohin das geführt hat. Ich weiß
nicht, was hier vor sich geht, aber alles, was ich sagen kann, ist — «
    Was es auch war, Swope hatte nicht mehr
die Zeit, es zu sagen. Sein Körper klappte kunstgerecht zusammen und ging zu
Boden. Als Miss Hilda sich über ihn beugte, war ihre Stimme für das riesige
Fernsehpublikum deutlich zu hören.
    »Von wegen Wikingerfluch. Himmel, Arsch
und Zwirn! Ich hab’ seit 105 Jahr’ direkt neben’m Runenstein gelebt, un’ er hat
mir nie was beschert, was ich nich’ auch gewollt hab’. Schmeißt mal seinen
Kadaver aufs Feldbett inner Küche, un’ ich werd’ ihm ‘n schönen Schluck
selbs’gebrannten Schnaps reinkippen. Wenn das ‘n nich’ wieder auf die Beine
kriegt, dann macht er’s sowieso nich’ mehr lang.«
    »Gütiger Gott! Man darf doch einem
Menschen mit Gehirnerschütterung keinen Alkohol geben!«
    Shandy rannte zum Telefon, aber die
Nummer der Horsefalls war schon besetzt.
    Entweder war Cronkites Mutter ihm
zuvorgekommen, oder der junge Swope befand sich bereits in den Händen der
nordischen Götter. Er konnte nur hoffen, daß Odin, Freya und die restlichen
Bewohner von Walhalla Miss Hilda gewachsen waren.
    »Setz dich doch wieder, Peter«, sagte
Helen. »Der Junge sieht ziemlich zäh aus. Wie ist es denn heute so gelaufen?«
    »Onkel Sven hat eine Levitationsübung
gemacht, und Fergy hat eine wirklich nette kleine Dame aus Florida zu Besuch,
die ihm Truthahn Tetrazzini kocht.«
    »Erzähl doch!«
    »Ich bin ja gerade dabei, verflixt
nochmal. Gib mir nur genug Zeit, meine Gedanken zu ordnen.«
    »Ja, Liebling.«
    Helen nippte an ihrem Glas. Kurze Zeit
später begann Peter seinen Bericht, den er mit den Worten schloß: »So, das war
der aktuelle Lagebericht, mehr weiß ich auch nicht. Kannst du irgend etwas
damit anfangen?«
    »Nein, Liebling. Ich würde sagen, es
war der Landvermesser.«
    »Du meinst, es war einer von unseren
Balaclava-Studenten? Dieser nette, freundliche Lewis-Junge, der Obstbäume
anbauen will?«
    »Warum nicht? Jedenfalls ist er
derjenige auf deiner Liste, der am unverdächtigsten erscheint.«
    »Du vergißt die Gänse.«
    »Stimmt. Vielleicht solltest du sie mal
›gans‹ genau unter die Lupe nehmen?«
    »Vielen Dank für deine weisen Worte,
geliebte Gattin. Und wie geht es deinen Bücherwürmern?«
    »Peter, du kannst dir gar nicht
vorstellen, wie aufregend es ist! Ich habe eine neue

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