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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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auch nich’ genau sagen, oder? Angeblich soll’s ja ‘n Unfall gewesen
sein. Ha! Der Stein steht auf seinem ehemaligen Land, nich’?«
    »Sie haben wohl mit Nute Lumpkin
gesprochen?«
    »Ich? Heute nich’, aber vor kurzem war
so ‘n Mensch hier, der hat erzählt, all das Land, nach dem Sie sich erkundigt
haben, wär’ im Besitz der Lumpkins, und das bedeutet, daß es Spurge genauso
gehörte wie jetzt Nute, oder? Mann, mir wär’s lieber, wenn Spurge noch am Leben
wär’. Wenn ich gewußt hätte, daß der so ‘n Riesenerbe hatte, hätt’ ich ihn mal
angepumpt.«
    Fergy versuchte zu grinsen, aber es
gelang ihm nicht sehr überzeugend. »Armer Kerl. Bei der Beerdigung war mir
hundeelend, das können Sie ruhig glauben. Und im Moment fühl’ ich mich auch
nich’ besonders, wenn Sie’s interessiert. Denken Sie ruhig mal drüber nach,
Professor. Spurge hat’s schon erwischt, Cronk auch beinah, nach dem ekligen
Unfall. Jetzt liegt auch noch der alte Knabe, der die Runen über den Fluch
entziffert hat, mit ‘nem kaputten Kopp da, und Henny steht’s Wasser bis zum Hals.
Und hier leb’ ich, genau mitten auf dem Weg von diesem — was es auch is’. Oh.
Ich mach’ mir selbs’ vor, daß ich keine Angst hab’, aber ich wär’ kein normaler
Mensch, wenn’s nich’ so wär’.«
    Shandy kratzte sich das Kinn. »Dann war
es aber außerordentlich mutig von Ihnen, daß Sie in die Einzäunung gegangen
sind, in der Bashan sich befindet, üm zum Stein zu kommen.«
    »Ach, Sie wissen ja, wie das so is’.
Man will nich’ als Feigling dastehn, also macht man irgend’ne Dummheit, um ‘s
Gegenteil zu beweisen. Hey, Sie glauben doch wohl nich’, daß es irgendwie
ansteckend is’, wenn man zu nah rangeht oder so was? Hat dieser Riesenkerl
deswegen so gebrüllt? Er schrie, ich sollte mich zum Teufel scheren.«
    »Mit Riesenkerl meinen Sie
wahrscheinlich Professor Svenson, nehme ich an. Ich glaube wirklich, daß Sie
besser daran täten, sich vor seinem Fluch zu fürchten, wenn Sie nochmal dort
auftauchen sollten, was Sie, wenn ich mich nicht täusche, eh, offenbar
inzwischen nicht mehr vorhaben?«
    »Ja, ich hab’ mir schon gedacht, daß Sie
denken, all das wär’ ein prima Scherz, aber ihr gescheiten Vögel habt auch
nich’ immer recht. Ich hab’ ja gesagt, daß Cronk aufpassen soll. Und wer liegt
jetzt im Hoddersville-Krankenhaus? Sagen Sie’s ruhig!«
    »Das kann ich leider nicht
beantworten.«
    Shandy hatte gerade den Wagen einer
Fernsehgesellschaft erblickt, der langsam den Weg zur Horsefall-Farm hochkroch.
Darin befanden sich der Fahrer, ein Berichterstatter, ein Techniker und ein arg
mitgenommener, bandagierter, aber immer noch relativ gutaussehender junger Mann
mit einem inzwischen vertrauten Gesicht. Cronkite Swope hatte wieder einmal
zugeschlagen.
    »Am besten verspeisen Sie jetzt Ihren
Truthahn Tetrazzini, Fergy«, schlug Shandy vor. »Irgendwie habe ich so eine
Ahnung, daß uns wieder eine lange Nacht bevorsteht.«
    Er verspürte jetzt selbst ein
verzweifeltes Bedürfnis nach Nahrung und ehelicher Geborgenheit. Der Haken war,
daß er seinen Wagen im Hof der Horsefall-Farm hatte stehen lassen. Wenn er ihn
jetzt holte, riskierte er, daß ihn der junge Swope möglicherweise für ein
Interview festnagelte. Aber zum Teufel mit seinen Bedenken! Er war zu
erschöpft, um noch einen Fußmarsch von acht Meilen zurückzulegen, und er wollte
lieber verdammt sein, als per Anhalter zu fahren. Er begab sich zurück zur Farm,
wo Cronkite, wie erwartet, prompt über ihn herfiel.
    »Hey, Professor Shandy! Warten Sie
einen Moment, wir wollen —«
    »Sie heißt Jessica Tate«, brüllte er
zurück und trat mit aller Kraft auf das Gaspedal.
    Helen stand wartend am Fenster, als er
zu Hause ankam. Nach der Erleichterung in ihrem Gesicht zu urteilen, als sie
die Tür aufschloß und die Stufen herunterlief, um ihn zu begrüßen, mußte sie
sich sehr gesorgt haben.
    »Was hast du denn?« brummte er in ihr
Haar, wobei ihm deutlich bewußt war, daß ihre nächste Nachbarin Mireille
Feldster bereits hinter den Wohnzimmergardinen stand und interessiert
beobachtete, wie er in aller Öffentlichkeit seine Frau umarmte und sich keinen
Deut darum scherte, was Mireille über diese Zurschaustellung ehelicher
Zügellosigkeit dachte. »Hast du etwa geglaubt, Orm hätte mich erwischt?«
    »Na ja, nach all dem, was ich über den
armen Swope-Jungen gehört habe, die Arme und Beine abgerissen und praktisch
gerade noch dem Tod entronnen, wie die

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