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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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dem Moment des Absturzes. Während dieser Spanne mußte alles erledigt werden, was nun einmal zu dem sorgfältig kalkulierten Einsatzplan gehörte.
    Wo blieb Leutnant MA-23, wo blieb Hannibal-Othello-Xerxes Utan, der seltsamste Einsatzagent der GWA? War da alles klargegangen? Hatte er vielleicht mit dem supermodernen Plasma-Raumjäger Bruch gemacht? Er konnte recht gut in einer unbekannten Schlucht des hier beginnenden Shonian-Gebirges liegen.
    Das war genau der Moment, in dem der Pilot zu lachen begann.
    „Na und, Doktor Tabun – wo bleibt denn Ihre Hilfe? Sie fühlen sich ziemlich hilflos, was? Machen Sie kehrt, Mann, und geben Sie dem GWA-Offizier die Waffe zurück.“
    Ich konnte mich kaum noch beherrschen, und TS-19 tappte unruhig von einem Fuß auf den anderen.
    Der Kleine kam im richtigen Augenblick. Ich hätte jubeln mögen, als ich seine kratzig klingende Stimme im Lautsprecher hörte.
    Ganz plötzlich war er aus der tiefen Finsternis eines überhängenden Felsblocks aufgetaucht. In seinen Händen funkelte eine abenteuerlich aussehende Waffe, die aber sofort gefahrdrohend wurde, wenn man genauer hinsah. Das war nichts anderes als einer der grauenhaften Energiestrahler, die wir beim letzten Einsatz in der marsianischen Siedlung gefunden hatten. Wir wußten nur, wie das Ding abzufeuern war, aber das genügte uns ja.
    „Du solltest dich nicht zu überlegen fühlen, Kutscher“, krächzte der Kleine. „Der da, mit den Symbolen der GWA – umdrehen und mitkommen. Wird’s bald?“
    Die Aufforderung kam etwas zu schleppend, um überhört oder gar leicht genommen zu werden. So sprachen Männer, denen es nicht so genau darauf ankam, jemand zu töten.
    Selbst der Navigator des Schiffes erkannte das.
    „Ich kenne Sie“, flüsterte TS-19 leise „Ich habe Ihre Akten gesehen, Wilman Abokai.
    Sie werden gesucht wegen Hochverrats, Massenmordes durch eine vorsätzlich herbeigeführte Atomexplosion und wegen anderer Delikte. Kein Wunder, daß wir Sie auf der Erde nicht finden konnten.“
    Das war für die Piloten bestimmt gewesen. Sie standen da, ohne einen Ton zu sagen.
    „Dein Pech, Leutnant“, kam Hannibals Antwort. „Ich bin ein bekannter Mann, was? Nun, dafür werde ich sehen, wie ein GWA-Schatten stirbt. Herkommen, du gehst mit. Ehe es soweit ist, möchte ich dir noch ein bildschönes Schiff zeigen; ein Schiff mit einem Antrieb, von dem ihr Superklugen noch keine blasse Ahnung habt. Siehst du diese Waffe?“
    Er deutete lässig auf das plump aussehende Gebilde mit dem abgestuften Lauf und der seltsamen fluoreszierenden Mündung.
    Er hatte das letzte Wort noch nicht gesprochen, als es aus der Mündung zischte. Weit hinten traf der blauweiße Energiestrahl auf. Es geschah unheimlich lautlos, nur schlossen wir geblendet die Augen. Der getroffene Fels kochte in hellster Weißglut, und die Umgebung verfärbte sich rötlich. Der Fleck lag im tiefen Schatten, wonach er unheildrohend zu uns herüberleuchtete.
    „Fein, Leutnant, nicht wahr? Das habt ihr nicht. Ich bin froh, daß Sie uns Tabun auf den Mond gebracht haben. Das ist der wichtigste Mann in meinem Spiel. Ein echter Könner aus dem geheimen Forschungslager von Blue-Springs ist gut dafür geeignet, die gigantischen Atomkraftwerke anzukurbeln. Das wäre es, Leutnant. Im Abstand von fünf Metern an mir vorbeigehen. Ihr zwei Figuren bleibt dort stehen.“
    Ich stand längst an seiner Seite und machte ihm heftige Vorwürfe über sein langes Ausbleiben.
    „Nur ruhig Blut. Hier hat man Zeit. Ehe die Suchschiffe aus Luna-Port kommen, sind wir längst in Sicherheit. Hinter die Felsen gehen, Leutnant.“ TS-19 verschwand mit schleppenden Schritten, und da schrie der Pilot in höchster Erregung:
    „Was haben Sie mit ihm vor? Sie – Sie Mörder! Was hat er Ihnen getan? Lassen Sie ihn doch bei uns. Was haben Sie davon, wenn Sie ihn …“
    „Schnauze halten, Kutscher“, wurde er kalt unterbrochen. „Das ist meine Sache, okay! Seid froh, daß ich euch laufen lasse. Ich habe etwas gegen GWA-Schatten. Komm, Tabun. Bin verdammt froh, daß die Sache geklappt hat. Wir haben wochenlang gerechnet, bis wir die richtigen Daten für die Raketenautomatik hatten. Die Leute auf dem Nevada-Fields haben sauber gearbeitet.“
    Mehr zu sagen wäre überflüssig gewesen. Die GWA-Agenten in Luna-Port würden den Rest ohnehin erledigen. Der Wortlaut der Suchnachrichten lag längst fest. Die Piloten hatten das erfahren, was zur Sachlage wichtig war. Die Männer hätten auch niemals

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