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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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entstanden sein. Wenn man uns das vor zwei Jahren erzählt hätte, wäre der Berichterstatter wahrscheinlich mitleidig lächelnd angesehen worden. Nun hatten sich die Dinge erheblich geändert; denn inzwischen war einwandfrei festgestellt worden, daß es auf dem angeblich so leeren und toten Mond einmal Leben gegeben hatte. Einmal …?
    Die Senke verschwand schon wieder, und wir drangen in die Äquatorgegend vor.
    Es war eine wilde Kraterlandschaft von erschreckenden Ausmaßen. Über diesem scharfkantigen Chaos aus totem Gestein brütete die langsam höhersteigende Sonne. Der lange Mondtag war angebrochen, und schon begann sich das in der langen Nacht ausgekühlte Gestein zu erwärmen. Hier entstand jene Hölle, auf die man uns im Sahara-Kamp vorbereitet hatte.
    Von Süden her kehrten wir in Richtung Albara-Senkung zurück. Ehe jedoch die Schüssel auftauchte, landete Hannibal zwischen derart schroffen, spitznadligen und zerklüfteten Felsmassen, daß ich uns schon als Leichen sah.
    Schließlich stand die Maschine in tiefster Dunkelheit in einer Schlucht, die sich in engen Windungen durch die erschreckende Wildnis zog.
    Sehr langsam drehte sich der Kleine um, und sein Grinsen wirkte etwas unecht.
    „Da wären wir“, sagte er leise. „Hat einer von euch gesehen, ob die beiden Piloten davongekommen sind? Teufel auch – so hätte ich mir die Wirkung des Strahlschusses nicht vorgestellt.“
    Ich ruckte auf, und meine Lippen verkrampften sich.
    „Wie, du hast das Ding vorher nicht erprobt?“
    „Befehl vom Alten. Vielleicht geht es nur einmal. Wer kann das wissen. Professor Scheuning traute seinen eigenen Händen nicht. Du mußt dir das Monstrum einmal ansehen, mein Lieber! Da wird dir aber flau am Mageneingang. Ein ganz verteufelter Kram, großer Vorgesetzter! Vielleicht kannst du mir verraten, wie man mit dem Feuerspucker umgeht, eh?“
    Er wurde schon wieder impertinent. Nun, Respekt hatte Hannibal ja nie gekannt. Hier saß er genau in der richtigen Position. Vielleicht war sein abstrakter Humor sehr angebracht, da man mit dem klaren Verstand einfach nicht weiterkam. Da warf TS-19 beruhigend ein:
    „Ich habe die beiden Männer gesehen. Sie standen hinter einem großen Felsblock in guter Deckung. Ihnen ist höchstens etwas heiß geworden.“
    „Okay, danke“, brach ich das Thema ab. „Der Einsatz hat begonnen, meine Herren. TS-19, Sie nehmen nun sofort den bereitstehenden Kettenpanzer, damit Sie in Ihre Station kommen. Ist das alles klar?“
    Ich sah Hannibal fragend an, und er nickte.
    „Logisch. Wozu bin ich seit einigen Wochen hier? Im Wagen sitzt der Mann, der Sie zum wartenden Schiff bringen wird. Das steht aus Sicherheitsgründen zwanzig Meilen entfernt in guter Deckung. Damit fliegen Sie zum höchsten Gipfel der Berge. In gerader Linie hundertzehn Meilen entfernt, 5852 Meter hoch. Dort sind sie für jeden Funkspruch gut erreichbar. Je höher, je besser bei diesem nahen Horizont. Wir können Sie mit den Mikro-Funkgeräten noch ganz gut erreichen, wenn es sich als nötig erweisen sollte. Besser ist natürlich die telepathische Verbindung. Da gibt es keine Hindernisse. Das Mädchen ist längst in ihrem Stützpunkt. Manzo ist hier.“
    „Verbindungsproben einwandfrei?“ fragte ich erneut.
    „Hundertprozentig. Das ist direkt toll. Manzo scheint mit der Kleinen tatsächlich in einem sehr außergewöhnlichen Kontakt zu stehen. Seitdem er das letzte Mal mit uns arbeitete, ist die Verbindung noch sehr viel besser geworden.“
    Ich nickte sinnend, da wir uns mit diesen „übersinnlichen“ Fähigkeiten längst abgefunden hatten.
    Da war die kleine Kiny, ein Kind noch. Die radioaktiv leicht verseuchte Erbmasse ihrer Eltern hatte ihr etwas gegeben, was man im Dämmerzustand der Menschheit als Hexerei bezeichnet hatte. Das Mädchen war eine hervorragende Telepathin, die ihren gedachten Bewußtseinsinhalt ohne jedes technische Hilfsmittel einem gleichartig veranlagten Individuum so klar und einwandfrei mitteilen konnte, daß unsere Wissenschaftler nur noch staunten. Dazu kam noch das Erfassen fremder Bewußtseinsinhalte, was man auch mit dem närrischen Ausdruck „Gedankenleserei“ bezeichnen könnte.
    Bei Manzo lag der Fall noch anders. In ihm hatten wir einen ausgesprochenen Mutanten zu sehen, der weder rein körperlich noch geistig einem Normalmenschen glich. Er war der Nachkomme eines Paares, dessen Erbmasse durch die sehr harten Strahlungen in der Amazonas-Gegend entscheidenden Veränderungen unterworfen

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