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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Wir taten es nur, weil uns keine andere Wahl mehr blieb. Wir hätten sie nicht mehr lebend bis nach Washington gebracht. Wir müssen sie sofort sprechen. In meiner Begleitung sind drei fähige Ärzte, die den Gesundheitszustand der Frau überwachen werden.“
    „Nur über meine Leiche“, schalt der anscheinend etwas cholerische Herr. „Noch niemals sind Wöchnerinnen unter meiner Obhut belästigt worden. Sie gehen zu weit, General! Auch der GWA steht es nach dem Grundgesetz nicht zu, lebensgefährlich erkrankte Menschen zu befragen. Ich verbiete es Ihnen. Mrs. Festasa hatte nicht nur eine schwere Geburt zu überstehen, sondern sie leidet auch noch an rätselhaften Vergiftungserscheinungen. Sie kann nicht verhört werden und ist außerdem transportunfähig.“
    Doktor Bulbé war der dritte Mediziner, von dem der Alte gesprochen hatte. Unseren Eintritt hatte er aus den Augenwinkeln bemerkt.
    Ich dagegen begann ganz langsam zu begreifen, weshalb man uns ausgerechnet in ein Entbindungsheim befohlen hatte. Was war mit dieser Mrs. Festasa geschehen?
    „Welche Vergiftungserscheinungen, Kollege?“ fragte da unser Mediziner. Damit hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. Der Professor zuckte hilflos mit den Schultern und wollte zu einer heftigen Entgegnung ansetzen. Er wurde von einem unserer Me diziner unterbrochen. Ich kannte ihn als den Chef-Toxikologen des Forschungsstabes. Er nannte sich Doktor Ofenburg.
    „Es ist wieder die Sache ‚Alpha’, Sie verstehen. Leider fehlten uns die entsprechenden Unterlagen. Es steht jedoch fest, daß es sich um keine erregerbedingte Infektion handeln kann. Wir haben alles vorbereitet.“
    „Was wissen Sie darüber?“ fiel der Anstaltsarzt heftig ein. „Flacher Puls, anwachsende Apathie. Leichtes, jedoch beständig steigendes Fieber. Das Blutbild ist völlig einwandfrei. Wir stehen vor einem Rätsel.“
    „Eben deshalb werden Sie nun sofort den Weg freigeben“, knurrte der Chef. „Unsere Spezialisten wissen mehr über die Sache. Wenn jemand helfen kann, dann sind es meine Leute. Außerdem erinnere ich Sie an das Sicherheitsgesetz, Professor. Die Befragung der Frau ist enorm wichtig für die Sicherheit der westlichen Menschheit, vielleicht der gesamten Menschheit. Werden Sie endlich vernünftig, oder ich dringe gewaltsam ein. Wir haben gute Gründe.“
    Der Mediziner fiel in sich zusammen. Das Sicherheitsgesetz konnte in extremen Notfällen wirksam werden und sogar die festverankerten Begriffe des Grundgesetzes außer Kraft setzen. Der Mann wußte, daß er hier nicht mehr zu bestimmen hatte.
    Er trat zurück, und unsere Mediziner gingen in den nächsten Raum.
    General Reling schien uns gar nicht zu bemerken, aber so gab er sich ja meistens. Wir waren eben da, und das genügte ihm. Mein leises Räuspern entlockte ihm einen bissigen Fluch, und schon bekam ich meine Dusche:
    „Natürlich, HC-9, wie immer ungeduldig. Warten Sie gefälligst ab, Mensch.“
    TS-19 stand steif und starr. Es schien kein Leben in dem sehnigen Körper zu sein.
    Drinnen klangen die unverständlichen Stimmen unserer Ärzte auf. Instrumente klirrten, und keuchende Atemzüge schienen zu brüllender Lautstärke anzuwachsen. Es war nur Einbildung, aber wir glaubten es zu hören.
    Da endlich begann der Alte unterdrückt zu sprechen. Er schien selbst innerlich aufgewühlt zu sein.
    „Sehen Sie mich nicht so vorwurfsvoll an. Meinen Sie etwa, ich würde die Frau gerne quälen? Wahrscheinlich können wir ihr noch nicht einmal helfen. Sie hat genau das eingeatmet, gegessen, oder durch die Hautporen aufgenommen, was auch die ausgesuchten Männer unseres Marsschiffes ‚Alpha’ umgeworfen hat. Nur war sie dabei noch in der bedauernswerten Lage, kurz vor der Niederkunft zu stehen. Ich gebe Ihnen mein Wort, daß wir alles für sie getan haben. Das Mond-Kurierschiff hatte zwei Ärzte an Bord. Als sie auf dem Raumhafen der Nevada-Fields ankam, war es schon soweit. Die Geburt hätte aber einwandfrei in dem Transporter geschehen können. Auch dort waren zwei fähige Mediziner, und ich hatte eine Großraummaschine mit kompletter Lazaretteinrichtung zum Raumhafen geschickt. Wäre alles nach Plan gegangen, hätte sie schon vor der Landung in Washington ihren Jungen in die Arme nehmen können. Ich wollte sie im GWA-Hospital haben. Es kam aber anders, ganz anders.“
    Ich begann noch mehr zu begreifen. Die Frau war also vom Mond gekommen. Mein Kollege atmete sehr kurz und hastig. Über uns lag plötzlich eine derart

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