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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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das?
    „Manzo, durchgeben, daß Truppen angreifen sollen.“
    „Sie trauen mir aber auch gar nichts zu“, entgegnete er vorwurfsvoll. „Schon längst geschehen. TS-19 gibt durch, daß die Funkinformation an den Chef gegangen ist. Die Truppen haben Schießverbot, bis wir am kleinen Stollen sind.“
    Nach rasender Fahrt kamen wir dort an. Vorher hatten wir schwerbewaffnete Gestalten in monströs wirkenden Hitzepanzern passiert. Die Dinger hielten 3000 Grad aus, wonach sie gut geeignet waren, die von Strahlschüssen erzeugten Temperaturen einigermaßen abzuwehren. Unser bester Bundesgenosse war der uralte Robot-Dienst der Marsianer. Die Maschinen sorgten schon dafür, daß keine Höllengluten aufkamen.
    Als wir in dem Nebenraum zum Haupttunnel anhielten, wurden wir sofort von GWA-Offizieren umringt. So schnell hatte ich die Dienstmaske noch nie über dem Kopf gehabt. Wenn wir von den Elitetruppen erkannt worden wären, hätten sie aus uns schneller Hackfleisch gemacht, als der Alte hätte eingreifen können.
    Zehn Minuten später stand ich total erschöpft vor hohen Offizieren der irdischen Raum-Divisionen. Mein Lagebericht war kurz und inhaltsreich. Es fiel kein überflüssiges Wort. Nur wesentliche Dinge.
    Die Leute nahmen den Kampf auf, da ich mit gutem Gewissen behaupten konnte, daß die erwachsenen Deneber erledigt waren.
    Dreißig Minuten später nahmen zwei Spezialdivisionen den Kampf mit den denebischen Robotern auf. Es gab unter unseren Leuten schwere Verluste, aber die Kampfmaschinen wurden der Reihe nach durch marsianische Energiestrahler unschädlich gemacht. Hätten wir die nicht gehabt, wären wir zweifellos verloren gewesen.
    Als unsere Leute total erschöpft waren, wurde die russische Raumdivision unter Marschall Sidjorow eingeschleust. In einer Stunde hatten die direkt tollwütig vorgehenden Männer eine Verlustquote von 65 Prozent. Sie mußten zurückgenommen werden. Von 6000 Mann taumelten nur noch kümmerliche Reste aus den Wagen, die laufend von draußen in den Tunnel gebracht wurden. Auf die Gleiter wollten wir uns nicht verlassen. Dann fuhren Mondpanzer mit Säuregeschützen auf. Alles kam durch die Raumschiffswerft, deren Zugang zum Haupttunnel man in rasender Hast verbreitert hatte. Die Sprengungen rollten nur so durch die engen Räume. Der Tibetaner hatte die Räume einwandfrei geöffnet.
    Die asiatische Raumgarde der Himmelsgarde erledigte den Rest, aber es kamen nicht viele Männer zurück. Wir hatten insgesamt 28 000 Mann mit allen modernen Einsatzmitteln aufbieten müssen, um etwa 200 denebische Kampfroboter unschädlich zu machen. Es war ein furchtbares Ergebnis, und ich sah unter den Stabsoffizieren nur noch leichenblasse Gesichter.
    „Nun, meine Herren, was habe ich Ihnen gesagt?“ fragte Reling sehr ruhig. „Danken Sie drei Männern, daß die Sache so ausgegangen ist. Hätten wir, Ihren Wünschen gemäß, die C-Bomben gezündet, wäre diese teuflische Verschwörung niemals ans Tageslicht gekommen.“
    „Ich stehe jederzeit zur Verfügung“, sagte Marschall Sidjorow mit einem zur Maske erstarrten Gesicht. „Ich denke, die allgemeine Lage hat sich entscheidend geändert.“
    Wenn ich sonst einen Einsatz abgeschlossen hatte, war es immer der Alte gewesen, der das letzte Wort gesprochen hatte. Diesmal war ich es.
    Hannibal lachte leise, trocken und seltsam bellend, als ich in die entstehende Stille einwarf:
    „Das ist anzunehmen, meine Herren! Sagen Sie, Mr. Fo-Tieng, haben Sie an den Leichen der amerikanischen Marsfahrer nicht Spuren der Strahlwaffe ‚rotes Leuchten’ festgestellt?“
    Der asiatische Geheimdienstchef nickte. Er hatte nichts mehr zu verbergen.
    „So, das haben Sie. Nun, dann denken Sie einmal darüber nach, wieso unsere Leute auf dem Mars in solche Strahlungsschauer kommen konnten. Diese Waffe haben bekanntlich nur die Deneber. Man könnte fast meinen, daß es auf dem Mars auch noch Keime gibt, die soeben unter der Überwachung hochwertiger Wissenschaftler aus den Brutöfen kommen. Das wäre alles, meine Herren.“
    Ich verließ eine wie erstarrt stehende Versammlung. Nur Hannibal lächelte. Sie hatten soeben kapiert, daß es mit einer einmaligen Zusammenarbeit der Erdenvölker nicht getan war. Das mußte immer so sein! Wir hatten dazu beigetragen, und das machte uns froh, sehr froh.
     
    ENDE
     
     
    Nachdruck der Buchausgabe: Überfällig
     
      
    „TERRA“ – Utopische Romane Science Fiction – erscheint wöchentlich im Moewig-Verlag München 2,

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