Überfällig
Mikrophon in die Halterung schob. Sein Lächeln war dünn und schemenhaft.
„Na also“, sagte er so gedehnt, daß ich unwillkürlich die Fäuste ballte. „Da hätte die weltweite Zusammenarbeit ja schon Früchte getragen. Die Chinesen geben jetzt sogar zu, daß sie die Leichen unserer Marsfahrer untersucht haben. Keine Giftstoffe, wie?
Wenn es rot zu leuchten beginnt, Großer, dann wird mein Finger zucken.“
„Manzo, Befehlsempfang bestätigen“, ordnete ich rauh an, und der Mutant schien sofort in sich zu gehen. Es dauerte nur einen Augenblick, dann war er geistig wieder da.
„Bestätigt, Sir. Ich gebe alle zehn Minuten ohne besonderen Befehl Rotball durch.“
„Okay, das ist deine Aufgabe. Wir sind vor dem Nullpunkt. Der Robot irrt sich nicht. Wenn es uns gelingt, die verschlossenen Räume zu öffnen, wird allerlei passieren. Vielleicht hat man uns bisher nur deshalb in Ruhe gelassen, weil wir sowieso nicht weiterkamen. Bei Dr. Festasa ging es rascher. Sicherlich hatte er mit dem Tunnel eine wichtige Lebensader entdeckt. Fertigmachen, Spezialausrüstung anlegen. Zündgeräte für Säurestrahler einstellen auf Kodeimpuls. Hier kommt mir keiner ’rein, solange wir draußen sind. Zentrale Rotball ist die letzte Rettungsstation. Manzo – deinen Höcker aufmachen. Wir wollen dich mit hochexplosiven Dingen schmücken.“
Wir zogen ihm die normale Kunststoffkleidung von den massigen Schultern. Es erschien ein stabiler Höcker, der täuschend einer Rückgratverkrümmung glich. Die gleiche Ausrüstung hatte er schon einmal getragen, und da hatte sie sich hervorragend bewährt.
Ich starrte auf den Plastikbehälter, der auf seinem Gigantenrücken ganz natürlich wirkte. Auf dem meinen hätte der Kunsthöcker alle Männlichkeit zunichte gemacht, da ich einfach nicht die nötige Breite hatte.
Mit dem Höcker hatten unsere Biologen und Mediziner ein Kunstwerk geschaffen, das gerade bei dem Mutanten schwierig gewesen war. Er besaß eine sandpapierähnliche Haut, die obendrein noch Röntgen- und sogar harte Gammastrahlungen reflektierte. Es mußte ein Kunststoff verwendet werden, der ebenfalls für diese Strahlungen undurchlässig war.
Der Höcker besaß eine hervorragend nachgebildete Muskulatur und sogar ein Kunststoffrückgrat. Da konnte man aber jeden Wirbel fühlen. Diese Muskelstränge waren sogar beweglich, da man durch einen operativen Eingriff die Sehnenbänder der Plastik mit echtem Zellgewebe in seinen Rücken gepflanzt hatte. Das war eine einzigartige GWA-Maßarbeit.
Hannibal tastete vorsichtig nach der winzigen „Hauterhöhung“, unter der sich der Öffnungskontakt befand. Meine Kodebezeichnung HC-9 war das Morsewort. Er hieb es in die Taste, und schon klappte der Buckel auf.
Im längst bereitliegenden Gepäckstück war die komplette Spezialausrüstung bis auf die letzte Patrone. Hannibal setzte die einzelnen Waffen in die vorgesehenen Höckerhalterungen ein und sicherte sie ab.
Als wir alles verstaut hatten, war der Höcker bis zum letzten Kubikzentimeter gefüllt.
Manzo war nun um runde 200 Pfund schwerer geworden, auf dem Mond jedoch nur etwa 34 Pfund. Für den Giganten war das ein lächerliches Nichts, da er bei einigem guten Willen mit Zentnergewichten Fangball spielen konnte.
Er stand langsam auf und zog die Arbeitskombi aus Kunststoff an. In seinem Höcker schleppte er die gesamte Spezial- und Notausrüstung, wonach er auf keinen Fall verloren gehen durfte.
Hannibal hatte ähnliche Gedanken.
„Alles sehr schön, mein Lieber! Wenn wir aber im luftleeren Raum sind, und er hat den Raumpanzer über dem Höcker, dann ist Feierabend. Er kann sich ja schlecht entkleiden, nicht wahr? Wie willst du in dem Fall an die Waffen und Sondergeräte herankommen?“
Ich blickte langsam auf meine Fingerspitzen nieder, da ich ahnte, was nun kommen sollte.
Manzo hatte ebenfalls Spezialbefehle erhalten. Es waren solche, die jeder freiwillige GWA-Schatten eines Tages bekommen konnte. Sehr gefaßt grollte es aus seiner Tonnenbrust:
„Wenn das Gelingen des Unternehmens davon abhängig ist, werde ich den Raumanzug öffnen, Leutnant. Ich weiß sehr gut, daß wir niemals eine ernstere Situation gehabt haben. Wenn es soweit kommen sollte, zögern Sie keine Sekunde. Das wäre es.“
Der Kleine schwieg. Er hatte restlos verstanden. Das waren Selbstmordbefehle für den alleräußersten Notfall. Es hatte schon mehr als einen Agenten gegeben, der sie auch tatsächlich befolgte. Andere hatten versagt, was wir
Weitere Kostenlose Bücher