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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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und Manzo versank in seine übliche Starre. Wir warteten, bis er fertig war.
    „Empfang bestätigt, Major. TS-19 funkt schon die Raumflotte auf der Kreisbahn an. In acht Stunden ist der Mann auf dem Mond. Schneller geht es nicht. Der Leutnant meint, man könnte ihm nicht durch wahnwitzige Beschleunigungskräfte die Knochen brechen. Da bin ich aber anderer Ansicht.“
    „Wieso?“ fragte ich verblüfft.
    „Der Abt ist ein Könner. In Selbst-Trance wird er überhaupt nichts spüren. Das könnte ich nicht, aber die Leute in Tibet können das. Sie können ihn mit einem Robotschiff in vier Stunden hier haben.“
    „Anfragen, sofort anfragen“, sagte ich erregt. „Ich will wissen, ob er das kann. Wenn ja, in eine ferngesteuerte Rakete stecken, die mit 30 Gravos beschleunigen kann.“
    Auch diese Meldung ging hinaus, doch TS-19 antwortete über Kiny kurz: „Befehle hinfällig. Tibetaner ist längst in Luna-Port. ‚Gedächtnis’ hat seine Entsendung für erforderlich gehalten.“
    Hannibal grinste faunisch, und ich fluchte, wie ich es noch nie in meinem Leben getan hatte. Mann – wozu brauchten wir überhaupt noch zu denken? Dieses Teufelsding schien ja allwissend zu sein.
    Wir durchschritten den Gang mit der Vorsicht sprungbereiter Raubtiere. Vor einigen Augenblicken hatten wir endgültig die Infrarotbrillen aufgesetzt und die Scheinwerfer auf dieses Licht umgeschaltet. Ein menschliches Normalauge konnte nun nichts mehr sehen; aber es war doch fraglich, ob die Unbekannten nicht auf Infrarot reagierten. Trotzdem fühlten wir uns sicherer. Um uns wußten wir ja die schützende Dunkelheit, die eventuell vorhandene Warngeräte natürlich nicht beeindrucken konnte. Denen blieben drei bepackte Gestalten bestimmt nicht verborgen.
    Nach zehn Minuten steigerte ich das Tempo, und dann standen wir schon wieder vor einer kleinen Luftschleuse.
    „Die haben es aber gut gemeint mit ihren Sicherheitsvorrichtungen“, knurrte der Zwerg ärgerlich.
    „Eine Frage, Großer! Sag mal, woher kommt eigentlich die gute Luft in den hinter uns liegenden Stollen, wenn hier überall hermetisch schließende Querwände sind? Da kann man doch wohl kaum von einem zirkulierenden Strom sprechen.“
    „Einlaßöffnungen für jeden Raum extra. Keine andere Möglichkeit.“
    „Heißen Dank. War kurz und inhaltsreich.“
    Manzo öffnete das Schott aus MA-Metall spielerisch leicht. Er brauchte sich nicht so anzustrengen wie bei einer telepathischen Sendung.
    Das zweite Tor hatte wieder Handbedienung. Daraus ging klar hervor, daß man die anscheinend komplizierten Öffnungsmechanismen nur auf der Seite angebracht hatte, von der die Gefahr drohen konnte. Diese Intelligenzrasse hatte garantiert mächtige Feinde gehabt. Umsonst tut man so etwas nicht. Auch die Vernichtungswaffen wiesen darauf hin, daß sie sich um ihre Haut zu sorgen hatten. Ein Volk, das keine Kriege kennt, benötigt keine Mordinstrumente in vollendeter Ausführung. Das sagte mir mein Verstand, und das dumpfe Gefühl bestätigte es.
    Dann kam das, was ich erwartet hatte. Vor uns lag eine größere Halle, die direkt in einen riesenhaften Tunnel mündete. Als ich die Brille abnahm, sah ich, daß alles schwach erleuchtet war. Es war ein grünliches, fluoreszierendes Licht, das direkt aus den Decken zu strahlen schien.
    Der Raum enthielt einige jener flachen, linsenförmigen Fahrzeuge, die wir schon beim letzten Einsatz in der alten Marssiedlung gesehen hatten. Es schien eine Abzweigung des Tunnels und gleichzeitig ein Parkplatz für Verbindungsgleiter zu sein.
    Manzo schloß wieder das Luk, und schon huschten wir mit keuchenden Lungen und fiebrig schlagenden Pulsen in die nächste Deckung. Warten. – immer nur warten. Das schien das Hauptlos eines jeden GWA-Agenten zu sein. Es vergingen fünf Minuten, und nichts rührte sich. Dafür war unsere Zeitmeldung fällig.
    „Genau berichten“, hauchte ich. Manzo versank in sich und teilte mir dann Kinys Bestätigung mit. Es war ein wunderbares Gefühl, zu wissen, daß die eigenen Leute über jeden bedeutsamen Schritt zu jeder Zeit informiert werden konnten. So etwas steift gewaltig den Rücken und die bebenden Nerven.
    Nach wenigen Schritten waren wir am Tunnel. Es war eine breite und bequeme Einfahrt. Die Hauptverbindung selbst war mehr als 20 Meter hoch und ebenso breit. Schienen waren nicht zu sehen. Man hatte anscheinend keine Bahnen mehr gekannt. Dafür entdeckte ich gewaltige Rohrleitungen dicht unter der sanft strahlenden Decke. Die

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