Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
fragte ich zögernd. „Die unterbewußten, wohlgemerkt. Mir wurde gesagt, daß man sie nicht so leicht unter Kontrolle bringen und sozusagen abschirmen kann, wie es einem guten Telepathen mit dem bewußten Inhalt des Geistes möglich ist.“
    Unser monströser Freund mit den schönen Augen, die zweifellos die Spiegel seiner Seele waren, richtete lauschend den Oberkörper auf.
    „Unterbewußt?“ dröhnte es tief in der gewölbten Tonnenbrust. „Ja, leicht möglich. Es sind ebenfalls Impulssendungen, aber man kann sie nicht genau erkennen. Sie sind immer verworren und überlagert von vielen Eindrücken, die ständig empfunden und gegen den Willen des Trägers abgegeben werden. Ja, es mag sein, daß ich solche Sendungen aufnehme. Ich muß darüber nachdenken.“
    Er trat bedächtig um einige Schritte zurück, und damit wurde der Weg in die Eingeweide des Mondes frei. Schon hier, direkt am Eingang, lastete eine Felsdecke von wenigstens 1000 Meter über uns.
    Ich sah in einen matt erleuchteten Tunnel von gewaltiger Ausdehnung. Wenn das einmal eine Luftschleuse gewesen war, so hatte sie schon ein ganz nettes Schiff aufnehmen können.
    Hannibal begann zu erklären. Die Beleuchtung war von uns installiert worden. Andere Schalter hatte man nirgends finden können. Seitdem die Großschleuse unter Druck stand, konnte auch die kleine Pforte aus MA-Metall geöffnet werden. Es war jene, an der ein Kettenpanzer der GWA-Expedition vergeblich gewuchtet hatte.
    Unsere Schritte hallten hohl von den Wänden wider. Es dauerte lange, bis wir die andere Stahlwand erreicht hatten. Dahinter begann das absolut Unbekannte, doch ich hatte Anweisungen und positronische Berechnungen erhalten, die erst kurz vor meinem Start fertig geworden waren. Unser Riesenrobot schien überhaupt das einzige Gebilde zu sein, daß diese überwältigende Welt im Innern des Mondes annähernd erfassen konnte.
    Davon wußte Hannibal noch nichts, und ich war mir noch nicht darüber klar, wie die Endergebnisse in die Praxis umzusetzen waren.
    Dicht vor dem geschlossenen Tor blieb ich stehen. Es war das unglaubliche Material, mit dem wir kaum fertig wurden.
    „Wenn das eine Raumschiff-Schleuse war, so müssen weiter hinten Hangars sein. Irgendwo mußte man die Raumer wohl parken können, wenn ich so sagen darf.“
    „Darfst du. Du wirst mehr als eine Felshalle von enormen Ausmaßen finden. Dazu Räume mit Maschinen und allen möglichen Dingen, die der wahrscheinlichen Funktion nach nur Reparaturzwecken gedient haben. Ein Kran war auch bei den Marsianern ein Kran. Das ist aber so ziemlich alles, was wir einwandfrei identifizieren konnten.“
    Ich versetzte ihm den ersten moralischen Tiefschlag, indem ich mit einem Wissen auspackte, das gar nicht von mir stammte. Möglichst harmlos warf ich ein:
    „Kran? Wieso? Hast du nicht die Antigravitations-Platten gefunden, mit denen schwerste Gegenstände gewichtslos gemacht werden konnten? Schwebeplattformen sagen unsere Leute dazu.“
    Er starrte mich aus geweiteten Augen an, ehe er stöhnte:
    „Ach so, so ist das! Antigravitation, he?
    Na schön, du scheinst es ja zu wissen. Dann fange mal an, Dr. Jesket Tabun. Du bist ja Fachingenieur, nicht wahr?“
    Das war reiner Hohn. Ausgerechnet ich sollte etwas herausfinden, was die gesamte irdische Wissenschaft verzweifeln ließ.
     
5. Kapitel
     
    Er stand mit weitgespreizten Säulenbeinen. Der gewaltige Körper schien erstarrt zu sein, und der halslose Kopf ragte ganz seltsam nach oben. Manzo lauschte in ein für uns unbegreifliches Nichts, aus dem die Stimme des Kindes kam.
    Sein eigenes Organ klang ganz anders als sonst. Es war, als hätte es die Zartheit des hellen Mädchenstimmchens angenommen. Ja, es mußte wohl so sein, daß sich in ihm etwas umgeschaltet hatte. Manzo stand im Befehlsempfang auf telepathischem Wege.
    Wir hörten nichts. Kein Ton klang in unseren Gehirnen auf, von denen die kleine Kiny schon immer scheu gesagt hatte, sie wären tot. Sie hatte recht. Wir hatten auch tote Gehirne, da man auch dem Kleinen die bestimmte Nervenbahn durchtrennt hatte. Damit waren wir zu völlig unbeeinflußbaren Leuten geworden, die für die Zwecke der GWA unschätzbar wertvoll waren. Andere Kollegen waren bei der Hirnoperation dem Wahnsinn verfallen .
    Hannibal hielt ihm das Mikrophon vor den rachenartigen Mund, und ich achtete auf die Justierung des Aufnahmegerätes. Das Band lief langsam ab, und er sprach unbeirrt weiter. Schwierigste Gleichungen und rein technische

Weitere Kostenlose Bücher