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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Luft­po­li­zei hat­ten be­reits auf der Ein­flug­schnei­se ›Ost-8oo Fuß‹ freie Bahn ge­schaf­fen. Der ge­sam­te Luft­ver­kehr zog un­ter oder über uns hin­weg. In Hö­he acht­hun­dert Fuß war kei­ne ein­zi­ge Ma­schi­ne mehr zu se­hen.
    Mit ho­her Fahrt flo­gen wir über die mo­der­ne Rie­sen­stadt hin­weg. Schließ­lich wur­den weit­läu­fi­ge Ge­bäu­de mit den ge­wal­ti­gen Park­an­la­gen er­kenn­bar. Das neue Ci­ty-Hos­pi­tal von Oma­ha.
    Wir lan­de­ten mit ra­sen­den Ro­to­ren auf dem fla­chen Park­dach ei­nes herr­lich ge­le­ge­nen Ge­bäu­des, das fast völ­lig aus trans­pa­ren­ten Stof­fen und kühn ge­schwun­ge­nen Trä­gern zu be­ste­hen schi­en. Nur zwei uni­for­mier­te GWA-Be­am­te wa­ren zu se­hen. An­sons­ten schi­en die wei­te Flä­che ge­räumt zu sein.
    Ich zerr­te flu­chend mei­ne Bio­synth-Mas­ke aus der Ta­sche und streif­te sie über den Kopf. Nun ging die­se Tar­nung schon wie­der los. Es schi­en Ewig­kei­ten zu dau­ern, bis die Rän­der des hauch­dün­nen Ma­te­ri­als un­ter dem Kra­gen ver­schwun­den wa­ren. Die Au­gen­öff­nun­gen sa­ßen auch nicht rich­tig. Die ent­setz­li­che Fo­lie ließ sich auf mei­nem schweiß­feuch­ten Ge­sicht kaum noch ver­rücken.
    »Pu­dern, im­mer schön pu­dern«, lach­te der Arzt. »Mann, Sie tun fast, als lä­ge Ih­re Frau da un­ten. Im­mer mit der Ru­he. Auch hier wird nur mit Was­ser ge­kocht.«
    »Mir geht die At­mo­sphä­re auf die Ner­ven. Los, Mil­ler, stei­gen Sie aus.«
    Die bei­den Uni­for­mier­ten prüf­ten un­se­re GWA-Mar­ken und ma­ßen oben­drein noch die Im­pul­se. Die Meß­wer­te ver­gli­chen sie mit den Un­ter­la­gen. Als sie ge­nau wuß­ten, daß sie es auch mit den rich­ti­gen Leu­ten zu tun hat­ten, nah­men sie die Fin­ger end­lich von den Ab­zü­gen.
    »Fal­len Sie nicht in die Mün­dung, Ser­geant«, fuhr ich den Mann ge­reizt an. »Was soll der Un­fug? Wo ist der Chef?«
    Das er­fuhr ich Mi­nu­ten spä­ter.
    Wir ka­men an ei­nem lan­gen Schau­fens­ter vor­bei, hin­ter dem zahl­rei­che Säug­lin­ge in ih­ren Bett­chen la­gen. Man ließ mich kaum einen Blick auf die schrei­en­den oder fried­lich schla­fen­den Neu­ge­bo­re­nen wer­fen. Was hat­ten die es so gut!
    Ich war dank­bar, daß uns auf dem Gang kei­ne Frau be­geg­ne­te. Ich konn­te mich des Ge­fühls nicht er­weh­ren, daß schwer­be­waff­ne­te GWA-Schat­ten nicht in die­se An­stalt paß­ten.
    Vor ei­ner wei­ßen Kunst­stoff­tür stan­den zwei vor­schrifts­mä­ßig mas­kier­te Wa­chen. Der Ser­geant iden­ti­fi­zier­te uns, und da­nach stie­ßen sie die Tür auf.
    Da­hin­ter lag ein klei­ne­rer Raum, der von den er­reg­ten Ges­ten ei­nes weiß­ge­klei­de­ten Me­di­zi­ners er­füllt zu sein schi­en. Er wehr­te sich mit Hän­den und Fü­ßen ge­gen die Zu­mu­tung, die von ei­nem kräf­ti­gen, un­ter­setzt ge­bau­ten Mann im­mer wie­der er­ho­ben wur­de. Ge­ra­de sag­te der Al­te mit ei­nem ge­fähr­li­chen Un­ter­ton in der Stim­me:
    »Pro­fes­sor, ich er­ken­ne Ih­re Grün­de an, aber nun sind sie nich­tig. Die Frau soll­te nicht in Ih­re Kli­nik ein­ge­lie­fert wer­den. Wir ta­ten es nur, weil uns kei­ne an­de­re Wahl mehr blieb. Wir hät­ten sie nicht mehr le­bend bis nach Wa­shing­ton ge­bracht. Wir müs­sen sie so­fort spre­chen. In mei­ner Be­glei­tung sind drei fä­hi­ge Ärz­te, die den Ge­sund­heits­zu­stand der Frau über­wa­chen wer­den.«
    »Nur über mei­ne Lei­che«, er­klär­te der an­schei­nend et­was cho­le­ri­sche Herr. »Noch nie­mals sind Wöch­ne­rin­nen, die sich un­ter mei­ner Ob­hut be­fan­den, be­läs­tigt wor­den. Sie ge­hen zu weit, Ge­ne­ral! Auch der GWA steht es nach dem Grund­ge­setz nicht zu, le­bens­ge­fähr­lich er­krank­te Men­schen zu be­fra­gen. Ich ver­bie­te es Ih­nen! Mrs. Fes­t­a­sa hat­te nicht nur ei­ne schwe­re Ge­burt zu über­ste­hen, son­dern sie lei­det auch noch an rät­sel­haf­ten Ver­gif­tungs­er­schei­nun­gen. Sie kann nicht ver­hört wer­den und ist au­ßer­dem trans­port­un­fä­hig.«
    Dr. Bul­be war der drit­te Me­di­zi­ner, von dem der Al­te ge­spro­chen hat­te. Un­se­ren Ein­tritt hat­te er aus den Au­gen­win­keln

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