Überfällig
Luftpolizei hatten bereits auf der Einflugschneise ›Ost-8oo Fuß‹ freie Bahn geschaffen. Der gesamte Luftverkehr zog unter oder über uns hinweg. In Höhe achthundert Fuß war keine einzige Maschine mehr zu sehen.
Mit hoher Fahrt flogen wir über die moderne Riesenstadt hinweg. Schließlich wurden weitläufige Gebäude mit den gewaltigen Parkanlagen erkennbar. Das neue City-Hospital von Omaha.
Wir landeten mit rasenden Rotoren auf dem flachen Parkdach eines herrlich gelegenen Gebäudes, das fast völlig aus transparenten Stoffen und kühn geschwungenen Trägern zu bestehen schien. Nur zwei uniformierte GWA-Beamte waren zu sehen. Ansonsten schien die weite Fläche geräumt zu sein.
Ich zerrte fluchend meine Biosynth-Maske aus der Tasche und streifte sie über den Kopf. Nun ging diese Tarnung schon wieder los. Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis die Ränder des hauchdünnen Materials unter dem Kragen verschwunden waren. Die Augenöffnungen saßen auch nicht richtig. Die entsetzliche Folie ließ sich auf meinem schweißfeuchten Gesicht kaum noch verrücken.
»Pudern, immer schön pudern«, lachte der Arzt. »Mann, Sie tun fast, als läge Ihre Frau da unten. Immer mit der Ruhe. Auch hier wird nur mit Wasser gekocht.«
»Mir geht die Atmosphäre auf die Nerven. Los, Miller, steigen Sie aus.«
Die beiden Uniformierten prüften unsere GWA-Marken und maßen obendrein noch die Impulse. Die Meßwerte verglichen sie mit den Unterlagen. Als sie genau wußten, daß sie es auch mit den richtigen Leuten zu tun hatten, nahmen sie die Finger endlich von den Abzügen.
»Fallen Sie nicht in die Mündung, Sergeant«, fuhr ich den Mann gereizt an. »Was soll der Unfug? Wo ist der Chef?«
Das erfuhr ich Minuten später.
Wir kamen an einem langen Schaufenster vorbei, hinter dem zahlreiche Säuglinge in ihren Bettchen lagen. Man ließ mich kaum einen Blick auf die schreienden oder friedlich schlafenden Neugeborenen werfen. Was hatten die es so gut!
Ich war dankbar, daß uns auf dem Gang keine Frau begegnete. Ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, daß schwerbewaffnete GWA-Schatten nicht in diese Anstalt paßten.
Vor einer weißen Kunststofftür standen zwei vorschriftsmäßig maskierte Wachen. Der Sergeant identifizierte uns, und danach stießen sie die Tür auf.
Dahinter lag ein kleinerer Raum, der von den erregten Gesten eines weißgekleideten Mediziners erfüllt zu sein schien. Er wehrte sich mit Händen und Füßen gegen die Zumutung, die von einem kräftigen, untersetzt gebauten Mann immer wieder erhoben wurde. Gerade sagte der Alte mit einem gefährlichen Unterton in der Stimme:
»Professor, ich erkenne Ihre Gründe an, aber nun sind sie nichtig. Die Frau sollte nicht in Ihre Klinik eingeliefert werden. Wir taten es nur, weil uns keine andere Wahl mehr blieb. Wir hätten sie nicht mehr lebend bis nach Washington gebracht. Wir müssen sie sofort sprechen. In meiner Begleitung sind drei fähige Ärzte, die den Gesundheitszustand der Frau überwachen werden.«
»Nur über meine Leiche«, erklärte der anscheinend etwas cholerische Herr. »Noch niemals sind Wöchnerinnen, die sich unter meiner Obhut befanden, belästigt worden. Sie gehen zu weit, General! Auch der GWA steht es nach dem Grundgesetz nicht zu, lebensgefährlich erkrankte Menschen zu befragen. Ich verbiete es Ihnen! Mrs. Festasa hatte nicht nur eine schwere Geburt zu überstehen, sondern sie leidet auch noch an rätselhaften Vergiftungserscheinungen. Sie kann nicht verhört werden und ist außerdem transportunfähig.«
Dr. Bulbe war der dritte Mediziner, von dem der Alte gesprochen hatte. Unseren Eintritt hatte er aus den Augenwinkeln
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