Überfällig
bemerkt.
Ich dagegen begann langsam zu begreifen, weshalb man uns ausgerechnet in ein Entbindungsheim befohlen hatte. Was war mit dieser Mrs. Festasa geschehen? Die Geburt eines Kindes ist doch wohl ein ziemlich alltägliches Ereignis. Außerdem war es seit Jahren nicht mehr passiert, daß eine junge Mutter ihr Leben opfern mußte. Dafür war die medizinische Wissenschaft zu weit fortgeschritten. Selbst wenn der Geburtsverlauf noch so komplikationsreich gewesen war, mußte es schon möglich sein, die Mutter in gemäßigter Form zu befragen. Was war daran so absonderlich?
»Welche Vergiftungserscheinungen, Kollege?« erkundigte sich unser Mediziner.
Damit hatte er die entscheidende Frage gestellt. Dr. Bulbe schien noch nicht über Dinge informiert zu sein, die den beiden anderen GWA-Ärzten bereits bekannt waren.
Der Professor hob hilflos die Schultern und wollte zu einer heftigen Entgegnung ansetzen. Er wurde von einem unserer Mediziner unterbrochen. Es war Dr. Ofenburg, der Chef-Toxikologe unseres Forschungsstabes.
»Es ist wieder die Sache ALPHA, Sie verstehen. Leider fehlten uns die entsprechenden Unterlagen. Es steht jedoch fest, daß es sich um keine erregerbedingte Infektion handeln kann. Wir haben alles vorbereitet.«
»Was wissen Sie darüber?« fiel der Anstaltsarzt erregt ein. »Flacher Puls, steigende Apathie. Leichtes, jedoch beständig steigendes Fieber. Das Blutbild ist völlig einwandfrei. Wir stehen vor einem Rätsel.«
»Eben deshalb werden Sie nun sofort den Weg freigeben«, forderte der Chef. »Unsere Spezialisten wissen mehr über die Sache. Wenn überhaupt jemand helfen kann, dann meine Leute. Außerdem erinnere ich Sie an das Sicherheitsgesetz, Professor. Die Befragung der Frau ist enorm wichtig für die Sicherheit der westlichen Menschheit; vielleicht der gesamten Menschheit. Werden Sie endlich vernünftig, oder ich dringe gewaltsam ein. Wir haben gute Gründe.«
Der Mediziner erhob keine Einwände mehr. Die Angelegenheit wollte mir nicht gefallen, trotz aller Argumente. Als ich jedoch den Blick des Alten sah, wußte ich, daß er unter keinen Umständen nachgeben würde.
Der Professor trat von der Tür zurück. Unsere Mediziner begaben sich in den nächsten Raum. Er schien sonst keinen Eingang zu haben. Während die Ärzte ihre Untersuchungen vornahmen, wurde der Chefarzt des Entbindungsheimes von zwei uniformierten Kollegen hinausgeführt.
Wieder einmal wurden die weitreichenden Befugnisse einer Polizeiorganisation deutlich, die schon längst über diese ursprüngliche Bezeichnung hinausgewachsen war. ›Wissenschaftliche-Abwehr auf geheimer Basis‹, das war übriggeblieben. Unsere Nachwuchsagenten mußten nun schon vierzehn Jahre lernen und trainieren, ehe sie in den Einsatz geschickt wurden. Ich war noch mit vierundzwanzig Semestern davongekommen, doch dafür hatte man mich und meine gleichaltrigen Kollegen alle Augenblicke in überaus harte Lehrgänge einberufen. Neuerdings stand Astronautik auf dem erweiterten Schulungsprogramm. Wenn die Entwicklung so weiterging, konnte es bald keine jungen Agenten mehr geben. Sie mußten das 35. Lebensjahr überschritten haben, ehe sie überhaupt aus dem Spezialstudium entlassen wurden.
Daran mußte ich denken, als ich den Alten unruhig durch den Vorraum gehen sah. Als aus dem anderen Zimmer ein dumpfes Stöhnen aufklang, blieb er für einen Augenblick lauschend stehen, um dann seine ruhelose Wanderung fortzusetzen.
Plötzlich war die Situation keineswegs mehr komisch. Im Nebenraum lag ein Mensch, der höchstwahrscheinlich
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