Überfällig
begonnen. Dann war das Gewicht tagtäglich gesteigert worden, und nun waren wir beim Maximum angelangt.
Man wollte uns unter schwersten Bedingungen testen. Man wollte die Widerstandsfähigkeit unserer Körper erproben und die letzten Willensreserven mobilisieren. Im Camp stand ein hochwertiges Elektronengehirn. Einige qualifizierte Wissenschaftler waren mit den Auswertungen beschäftigt.
Was kann der Mensch aushalten? Wann ist er am Ende? Wie bewähren sich die neuen Raumanzüge unter den fast senkrecht aufprallenden Sonnenstrahlen der Mittagsstunden? Natürlich ließ man uns nicht bei Tagesanbruch oder gar in der kühlen Wüstennacht aus dem Camp. Mittags mußte es sein. Da meinte es die alte Sol besonders gut.
Wir waren zwanzig Mann gewesen. Soeben hatte der Ausbilder Watcher ausgestoßen, so daß nun nur noch drei Männer durch die Wüste taumelten. Während wir teilnahmslos weiterliefen und mit ausgedörrten Kehlen befehlsgemäß das blödsinnige Lied sangen, verlor Watcher den letzten Rest seiner mühsam bewahrten Beherrschung. Er weinte. Wir hörten es deutlich in den Helmlautsprechern, da seine Anlage noch eingeschaltet war.
Augenblicke später landete der Hubschrauber neben ihm. Es trat genau das ein, was wir erwartet hatten.
»Weg mit der Waffe, Leutnant Watcher«, klang die scharfe Stimme des Camp-Kommandanten auf. »Ruhig, Junge, ganz ruhig. Machen Sie keinen Unsinn.«
Watcher tobte wie ein Wahnsinniger. Er drohte, sofort von der Waffe Gebrauch zu machen, wenn die Schrauberbesatzung auch nur einen Schritt näher käme.
Dann ertönte ein Schuß; aber Watcher hatte nur Übungsgeschosse in der Waffe. Natürlich gab man uns keine scharfe Munition, da die Psychologen genau wußten, wie ein um alle Hoffnungen enttäuschter Mann in einer solchen Situation reagieren konnte.
»Nehmt mich mit«, rief er uns verzweifelt nach. »Ich schaffe es noch. Skupin, verdammter Höllenhund, nimm mich mit.«
Die Sprechverbindung riß ab. Als ich mich noch einmal kurz umwandte, sah ich, wie er auf der Bahre zur Maschine getragen wurde. Dort gab es Wasser! Herrliches, klares, frisches Wasser! Dort war es auch kühl; und dort brauchte man nicht den Mondanzug zu tragen.
Genau siebzehn Mann waren nun in diesem Schrauber verschwunden. Siebzehn Versager, denen das Versagen unter derart extremen Bedingungen natürlich nicht verübelt wurde. Es war selbstverständlich, daß auf eine rügende Eintragung in den Personalakten verzichtet wurde. Im Gegenteil, ein Mann vom Camp Höllentor konnte sicher sein, daß er von den Kollegen mit allergrößter Hochachtung behandelt wurde. In den Kreisen der aktiven GWA-Agenten wußte man sehr genau, was dort gefordert wurde. Es wurden ohnehin nur die Besten zur Sonderschulung zugelassen.
Die Maschine startete wieder. Wir drei Leidensgefährten schleppten uns weiter.
Dicht vor uns begannen bereits die steinigen Abhänge des Hamada el Haricha, eines kleinen Gebirges inmitten der unendlich erscheinenden Sahara. Kein Baum, kein Strauch spendete dort Schatten. Dafür glühten die nackten Steine in beinahe unerträglicher Glut. In den tiefen Schluchten konzentrierte sich die Hitze. Die Wände strahlten wie Backöfen. Das Steingeröll ließ jeden Schritt zur Qual werden.
Gleich mußten wir am Ziel sein, gleich! Ich starrte aus verschleierten Augen nach vorn. Mein Körper mußte vollkommen ausgetrocknet sein, trotzdem lief mir der Schweiß in die Augen.
Wütend schlug ich mit der Faust auf einen Knopf. Normalerweise setzte diese Schaltung den automatischen Schweißwischer in Tätigkeit, dessen biegsamer Gelenkarm mitsamt dem saugfähigen Abstreicher
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