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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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konn­ten als zehn­tau­send Durch­schnitts­men­schen.
    Ich mach­te mich auf al­ler­hand ge­faßt, zu­mal TS-19 treu­her­zig be­haup­te­te, er hät­te nicht die ge­rings­te Ah­nung von der be­vor­ste­hen­den Auf­ga­be. Selbst­ver­ständ­lich hat­te er wie­der sei­ne spe­zi­el­len Be­feh­le, und ich durf­te mich in Ge­duld üben.
    »Okay, Sie groß­ar­ti­ger Lüg­ner, Sie wis­sen al­so von nichts«, fuhr ich ihn wü­tend an. »In zehn Mi­nu­ten sind wir über der Ost­küs­te. Dann ist es nicht mehr weit bis zum Haupt­quar­tier. Ein Mann, der eben vom Camp Höl­len­tor ent­las­sen wor­den ist, hat wohl ein An­recht auf ei­ni­ge In­for­ma­tio­nen.«
    Da sag­te er et­was, was mich für einen Au­gen­blick die Luft an­hal­ten ließ.
    »Als ich nach be­stan­de­ner Prü­fung zu­rück­kam, muß­te ich so­gar vier Wo­chen war­ten, Sir.«
    Er lä­chel­te flüch­tig. Er­neut ging mir ein Licht auf. Al­so war TS-19 auch ge­drillt wor­den. Des­halb wirk­te er so schlank und seh­nig.
    »Sie auch«, flüs­ter­te ich geis­tes­ab­we­send. »Mensch, was soll das al­les be­deu­ten? Sind Sie denn jetzt noch in Form? Dr. Bul­be sag­te et­was von …«
    »Ich weiß«, un­ter­brach mich der Arzt. »Wir ha­ben ihn schon in Form ge­hal­ten, dar­auf kön­nen Sie sich ver­las­sen. Auch Sie wä­ren die bei­den letz­ten Ta­ge noch in der Sa­ha­ra ge­blie­ben, wenn es sich hät­te er­mög­li­chen las­sen. Wir konn­ten aber nicht mehr län­ger war­ten.«
    »Der Klei­ne …?« frag­te ich sto­ckend. »Sa­gen Sie mir die Wahr­heit.«
    Der Kol­le­ge ver­stand. Dies­mal ant­wor­te­te er.
    »Auch ge­schult«, kam sei­ne ru­hi­ge Ant­wort. »In mei­nem Lehr­gang. Er hat nur knapp be­stan­den. Nie­mand hat­te über­haupt da­mit ge­rech­net. Die Me­di­zi­ner woll­ten ihn gar nicht zu­las­sen, aber der Chef hat ein Macht­wort ge­spro­chen. Der Klei­ne woll­te aus der GWA aus­schei­den, wenn man ihn nicht teil­neh­men lie­ße. Er mein­te es ernst.«
    Ich muß­te an den selt­sams­ten An­ge­hö­ri­gen der GWA den­ken – an Han­ni­bal-Othel­lo-Xer­xes Utan. Er be­klei­de­te den Rang ei­nes Leut­nants ›Zur be­son­de­ren Ver­wen­dung‹. Ich glau­be, ich hät­te oh­ne ihn nicht mehr voll­wer­tig ar­bei­ten kön­nen. Wenn ich mir je­doch vor­stell­te, wie der Zwerg mit sei­nem Raum­an­zug durch die Wüs­te mar­schiert war, muß­te ich mein Zwerch­fell im Zaum hal­ten. Be­stimmt hat­te man ihm ei­ne Spe­zi­al­aus­rüs­tung an­fer­ti­gen müs­sen, da für Han­ni­bal sel­ten pas­sen­de Klei­dungs­stücke ge­fun­den wer­den konn­ten. Ein Raum­an­zug soll nicht zu weit sein, aber auch nicht zu knapp.
    Sku­pin tat mir jetzt noch leid, wenn ich mir Han­ni­bals un­er­schöpf­li­chen Vor­rat an Flü­chen ins Ge­dächt­nis rief. Was moch­te der Zwerg wohl al­les in das Mi­kro­phon ge­brüllt ha­ben!
    »Der be­dau­erns­wer­te Trai­ner«, stöhn­te ich.
    TS-19 be­gann schal­lend zu la­chen. Sei­ne Hei­ter­keit ver­riet mir al­les.
    Au­gen­bli­cke spä­ter er­folg­te die Ein­flug­kon­trol­le. Na­tür­lich wa­ren wir von den Küs­ten­ge­rä­ten längst er­faßt wor­den. Die hoch­flie­gen­den Or­tungs­sta­tio­nen in den Lei­bern rie­sen­haf­ter Atom­bom­ber hat­ten uns be­stimmt schon mit­ten über dem At­lan­tik aus­ge­macht.
    Es tra­ten kei­ne Kom­pli­ka­tio­nen ein, da un­se­re Ma­schi­ne si­cher avi­siert war. Dann kam der ers­te An­ruf. Er war mit ei­nem Be­fehl ver­bun­den, der mich mehr als fas­sungs­los mach­te. Sa­gen Sie nur nicht, als GWA-Schat­ten ge­rie­te man nicht in die tolls­ten Si­tua­tio­nen.
     
     

3.
     
    Das Ge­sicht des Al­ten wirk­te kan­tig wie ein schlecht be­haue­ner Stein. In den kurz­ge­schnit­te­nen grau­en Haa­ren tauch­ten hier und da schon wei­ße Fä­den auf. Die Fal­ten zwi­schen Mund und Na­se hat­ten sich ver­tieft. Er mach­te den Ein­druck, als hät­te er wo­chen­lang kei­nen Schlaf ge­fun­den.
    Die Stim­me klang so un­per­sön­lich wie im­mer. Ge­ne­ral Re­ling war ein Mann, der nur sel­ten vie­le Wor­te mach­te. Über­wie­gend er­teil­te er nur kur­ze Be­feh­le, die uns oft Rät­sel auf­ga­ben. Er setz­te bei je­dem Agen­ten mit zwölf­jäh­ri­ger

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