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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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mit dem To­de kämpf­te.
    Ge­ne­ral Re­ling schi­en un­se­re An­we­sen­heit gar nicht zu be­mer­ken, aber so gab er sich meis­tens. Wir wa­ren eben da; das ge­nüg­te ihm. Mein Rä­us­pern ent­lock­te ihm ei­ne der­be Zu­recht­wei­sung: »Na­tür­lich, HC-9, wie im­mer un­ge­dul­dig. War­ten Sie ge­fäl­ligst ab.«
    TS-19 stand wie ver­stei­nert. Es schi­en kein Le­ben in sei­nem Kör­per zu sein.
    Drin­nen klan­gen die un­ver­ständ­li­chen Stim­men un­se­rer Ärz­te auf. In­stru­men­te klirr­ten, und keu­chen­de Atem­zü­ge wa­ren zu hö­ren.
    End­lich be­gann der Al­te lei­se zu spre­chen. Auch er schi­en in­ner­lich auf­ge­wühlt zu sein.
    »Se­hen Sie mich nicht so vor­wurfs­voll an. Mei­nen Sie et­wa, ich wür­de die Frau gern quä­len? Wahr­schein­lich kön­nen wir ihr noch nicht ein­mal hel­fen. Sie hat ge­nau das ein­ge­at­met, ge­ges­sen oder durch die Haut­po­ren auf­ge­nom­men, was auch die Be­sat­zungs­mit­glie­der un­se­res Mars­schif­fes AL­PHA um­ge­wor­fen hat. Nur war sie au­ßer­dem in der be­dau­erns­wer­ten La­ge, kurz vor der Nie­der­kunft zu ste­hen. Ich ge­be Ih­nen mein Wort, daß wir al­les für sie ge­tan ha­ben. Das Mond-Ku­ri­er­schiff hat­te zwei Ärz­te an Bord. Als sie auf dem Raum­ha­fen der Ne­va­da-Fields an­ka­men, war es schon so­weit. Die Ge­burt hät­te aber ein­wand­frei in der Trans­port­ma­schi­ne ge­sche­hen kön­nen. Auch dort wa­ren zwei fä­hi­ge Me­di­zi­ner. Ich hat­te ei­ne Groß­raum­ma­schi­ne mit kom­plet­ter La­za­rettein­rich­tung zum Raum­ha­fen ge­schickt. Wä­re al­les nach Plan ge­gan­gen, hät­te sie schon vor der Lan­dung in Wa­shing­ton ih­ren Jun­gen in die Ar­me neh­men kön­nen. Ich woll­te sie im GWA-Hos­pi­tal ha­ben. Es kam aber an­ders, ganz an­ders.«
    All­mäh­lich wur­den mir die Hin­ter­grün­de klar. Die Frau war al­so vom Mond ge­kom­men. Mein Kol­le­ge at­me­te has­tig. Rings­um herrsch­te plötz­lich ei­ne der­art an­ge­spann­te At­mo­sphä­re, daß der Schweiß un­ter mei­ner an­lie­gen­den Fo­li­en­mas­ke un­an­ge­nehm zu kle­ben be­gann.
    »Sie hat­te schon den Tod im Blut, ehe sie in das Ku­ri­er­schiff stieg. Dann er­folg­ten noch die har­ten Be­schleu­ni­gun­gen, die sie trotz ih­res Zu­stan­des gut er­tra­gen hat. Nur schi­en der Ef­fekt die Gift­stof­fe in ih­rem Kör­per ir­gend­wie an­ge­regt zu ha­ben. In Lu­na-Port war sie noch ei­ni­ger­ma­ßen ge­sund und geis­tig reg­sam. Der Zu­sam­men­bruch kam wäh­rend des Ober­füh­rungs­flu­ges vom Raum­ha­fen nach Wa­shing­ton. Die bei­den Wis­sen­schaft­ler dort«, er deu­te­te auf die ver­schlos­se­ne Tür, »wa­ren an Bord des La­za­rett-Trans­ports. Als sich ihr Zu­stand wei­ter ver­schlech­ter­te, ord­ne­te Dr. Ofen­burg die Not­lan­dung in Oma­ha an. So kam sie in die hie­si­ge Kli­nik. Die Ge­burt ver­lief ein­wand­frei, mehr aber nicht.«
    »Das – das Kind?« frag­te der Leut­nant mit schwe­rer Zun­ge.
    »Tot«, flüs­ter­te der Al­te. »To­tal ver­gif­tet, aber nicht durch na­tür­li­che Ur­sa­chen. Wir wis­sen nicht, was das zu be­deu­ten hat. Die Lei­che wur­de be­schlag­nahmt. Die Mut­ter weiß es noch nicht. Pas­sen Sie al­so auf. Wir ha­ben sie so­gar be­trü­gen müs­sen. Sie ver­lang­te nach dem Kind. Un­se­rer Not­lü­ge brau­chen wir uns aber nicht zu schä­men.«
    Sein Ver­hal­ten quäl­te ihn den­noch; ich fühl­te es. Un­ser Chef hat­te al­so auch ab­so­lut mensch­li­che Sei­ten.
    Ich riß mich von dem Ge­dan­ken los. Über­gangs­los wech­sel­te Ge­ne­ral Re­ling das The­ma.
    »Sie war mit Dr. Fes­t­a­sa ver­hei­ra­tet, ei­nem Mi­nen-Geo­lo­gen des staat­li­chen Mond­kom­man­dos.«
    »War?«
    »Ja. Er ist tot. Ge­nau­so tot wie die fünf an­de­ren Per­so­nen aus sei­nem Ar­beits­team. Er war zur geo­lo­gi­schen Un­ter­su­chung ver­schie­de­ner Stol­len ein­ge­setzt wor­den. Sein La­ger stand in den süd­li­chen Aus­läu­fern der be­rüch­tig­ten Al­ba­ra-Sen­kung, in der Sie Ih­ren letz­ten Ein­satz durch­führ­ten.
    Fes­t­a­sa hat et­was ge­fun­den, das un­se­re Ex­per­ten zum Wahn­sinn trei­ben wird. Noch wis­sen sie es nicht, aber ich se­he

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