Überfällig
viel begreiflicher und dem Handeln des Menschen ähnlicher gefunden, wenn Festasa panikartig geschossen hätte. Das wäre sozusagen eine verständliche Reaktion dem absolut Unbekannten und Gefahrdrohenden gegenüber gewesen. Natürlich sollte man das bei einiger Selbstbeherrschung nicht tun; aber es wäre, wie gesagt, verständlich gewesen. So aber sind die Männer lachend nach vorn geschritten! Unbegreiflich, Sir. Verstehe ich nicht. Festasa war sicherlich bewaffnet.«
»Und wie«, betonte er. »Und wie! Er war ein beamteter GWA-Wissenschaftler mit spezieller Grundausbildung. Er hatte Thermo-Rak-Maschinenwaffen. Ich denke an eine Willensbeeinflussung.«
Nach diesen Worten drehte er sich schwerfällig um und ging auf den Lift zu.
Vor uns ragte der Stahlbetonturm des Hauptquartiers auf. Das HQ war wieder in voller Abwehrbereitschaft.
Wir wurden von einem kleinen Schrauber zum flachen Wohngebäude der aktiven Agenten geflogen. Ich bezog die Räume, die ich schon vor so manchem Einsatz unruhig durchquert hatte.
TS-19 zog sich mit kurzem Gruß zurück. Dann erhielt ich über Bildsprech die strikte Anordnung, bis zur Befehlserteilung die Tiefschlafräume aufzusuchen.
Das war eine neue Maßnahme des Alten, der damit die einsatzbereiten Leute vor der unausbleiblichen Unruhe und Nervenbelastung bewahren wollte.
Eine halbe Stunde später lag ich in der isolierten Zelle und erhielt meine Injektionen. Erst trat ein Dämmerzustand ein, der plötzlich in den todesähnlichen Tiefschlaf überging. Erstklassige Robotgeräte überwachten die Körperfunktionen. Wir wurden konserviert für einen Einsatz, über den wir so gut wie nichts wußten. Nebenan lag TS-19. Vielleicht ahnte er schon mehr, da er sich seit vier Wochen im HQ aufgehalten hätte.
Ich vermutete dagegen nur, daß die Hilfskräfte der verschiedenen Nationen damit beschäftigt waren, uns den Zugang zu einem Fall zu ebnen, den wir dann aus eigener Kraft zu bewältigen hatten. Damit war schon viel gewonnen, aber die letzten Konsequenzen lagen bei den Einsatzagenten.
Zu der Stunde konnte ich noch nicht wissen, daß nicht nur die erdbewohnende Menschheit aufgeschreckt worden war. Auch auf dem Trabanten war die Hölle los.
4.
Man hatte uns fast vierundzwanzig Stunden lang schlafen lassen. Mir war, als hätte ich nur einen Augenblick zuvor die Zelle betreten.
Dann waren wir von Soldaten des Wachkommandos nach unten gebracht worden – dorthin, wo die geheimen Riesenlabors und Forschungsstätten der GWA lagen.
Erst jetzt hatte ich erfahren, daß unser ohnehin gigantisches Robotgehirn in den letzten Monaten erheblich erweitert worden war. Es waren Zentren auf positronischer Basis aufgestellt und mit dem sinnverwirrenden Mechanismus des bereits Vorhandenen verbunden worden.
Unsere Techniker sagten einfach »Kosmischer Sektor« dazu. Darin war nun alles verankert, was die gesamte Wissenschaft jemals über den Raum und die fernen Planeten erfahren, berechnet und präzise erforscht hatte. Eine Fülle von Daten, Ergebnissen und Vermutungen, die von den Gehirnen hunderttausend fähigster Denker nicht hätten aufgenommen, geschweige denn verarbeitet werden können. Es war in den beiden vergangenen Jahrzehnten zuviel hinzugekommen.
Allein die Marsergebnisse waren derart überwältigend, daß es ohne die Gigantmaschine einfach nicht mehr ging. Der positronische Sektor mochte noch lange nicht vollendet sein. Trotzdem war er rein schaltungsmäßig fähig, aus dem umfangreichen Unterlagenmaterial logische Schlüsse und haargenaue
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