Überfällig
dazu. Sie tat genau das Gegenteil, was wir erwartet hatten.
Nach dem ersten Stoß sank sie wieder in die Kissen zurück, und alles war wie vorher. Flacher Puls, leichtes Fieber und ansteigende Apathie.
Dr. Ofenburg stand fassungslos vor dem Bett. Sie reagierte so, als hätte ihr Dr. Bulbe Wasser eingespritzt.
Der Alte war förmlich in sich zusammengesunken. Während unsere Mediziner heftig diskutierten, drehte sie sich langsam auf die Seite und begann fest zu schlafen. Das Flattern ihrer Hände ließ nach. Der Atem ging ruhiger.
»Unmöglich!« hauchte Bulbe. »Das kann es doch nicht geben! Sie ist ein Mensch wie Sie und ich. Ofenburg, was ist da geschehen? Was trägt sie in sich, daß eine solche Wirkung eintreten kann? Ihr Erzeugnis hat ja eine direkt beruhigende Wirkung. Unverständlich.«
»Kein Wunder, daß da sämtliche Behandlungsmethoden versagen«, erklärte Dr. Hatteras, unser Spezialist für Psychotherapie, ein schmächtig wirkender Eurasier mit brennenden Augen.
Bulbe drehte bedächtig den Kopf.
»Ach, so ist das«, meinte er gedehnt. »Sind Sie sicher, Hatteras?«
»Vollkommen. Ein Hypnoblock ist ausgeschlossen. Wir haben es versucht. In ihr ist etwas abgeschaltet, oder fast abgeschaltet, was wir ruhig als das dominierende Bewußtsein bezeichnen können. Stellen Sie Ihr Wissen auf den Kopf, Kollegen! Spritzen Sie ihr Normal-Ralowgaltin.«
»Dann wird die Tätigkeit der Großhirnrinde total unterbrochen. Jede geistige und seelische Leistung muß aufhören.«
»Wahrscheinlich, wenn auch nicht sicher. Ich bin vorsichtig geworden. Jedenfalls wird das Kleinund Zwischenhirn aufgepeitscht. Im letzteren liegen die dem Lebensnervensystem übergeordneten Zentren. Schalten Sie den Willen ab, lassen Sie die Triebe und die normalerweise unterbewußten Empfindungen triumphieren. Die einzige Möglichkeit überhaupt.«
»Spritzen, sofort!« befahl der Alte.
Wir sahen ihn entsetzt an. Er schien tatsächlich bis zum Äußersten gehen zu wollen.
Wieder setzte Bulbe die Automatspritze an. Diesmal begann Mrs. Festasa zu reagieren.
Ein gesunder Mensch wurde durch Ralowgaltin zu einem willenlos plappernden Kind. Sie schien völlig klar zu werden. Nur die stumpfen Augen bewiesen, daß sie wie ein Roboter die Fragen empfing und darauf antwortete.
»Beeilen Sie sich«, drängte Hatteras. »Lange hält die überraschende Reaktion nicht an.«
Reling stellte sorgfältig überlegte Fragen. Sie bestätigte jede Einzelheit, die sie bereits dem Kollegen während des Raumfluges zur Erde mitgeteilt hatte.
Diese Aussagen waren mir schon annähernd bekannt, bis dann jene Fragen kamen, die mich direkt ins Neuland führten.
»Ihr Mann arbeitete in unserem Auftrag, Madam«, betonte der Alte.
»Sie waren dabei, als er in den Stollen eindrang. Was geschah? Sprechen Sie ganz offen. Wir gehen dann gleich wieder.«
»Ich weiß«, kam die automatenhafte Antwort. Ihre Augen schienen in weite Fernen zu sehen. Was hatte das Normal-Ralowgaltin nur mit ihrem Geist gemacht?
»Ich weiß, er ist tot. Alle sind sie tot. Sie hörten nicht auf mich. Ich habe das Fremde gespürt. Mein Kind …?«
»In guter Obhut. Es wird soeben gebadet«, log der Chef hastig. »Man wird Ihnen den Jungen nachher bringen. Wollen Sie das?«
Mir war, als erwachte ein Lebensfunke in den blauen Augen. Ich konnte nicht auf die lächelnden Lippen sehen. Ob dies eine barmherzige Lüge war? Oder spielte Reling in dem Augenblick leichtfertig mit den Gefühlen eines Menschen?
»Sie gingen mit in den Stollen, Madam? Bitte, erinnern Sie sich genau. Es ist enorm wichtig. Vielleicht können wir Ihrem Mann noch helfen. Wir müssen ihn und seine Begleiter
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