Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
Au­to­ma­ten­stim­me, die mich im­mer wie­der ner­vös mach­te. Das Sys­tem war völ­lig klar. Trotz­dem über­kam mich ein ge­wis­ses Angst­emp­fin­den, wenn ich das see­len­lo­se Et­was der­art klar und lo­gisch »spre­chen« hör­te.
    »Hal­lo, Ge­dächt­nis«, sag­te der Chef laut und deut­lich. Bis auf das ver­hal­te­ne Sum­men der Ma­schi­ne lag ei­ne töd­li­che Stil­le über dem Raum, vor dem un­be­stech­li­che mensch­li­che und me­cha­ni­sche Wa­chen pos­tiert wa­ren.
    Ich saß ver­krampft in dem wei­ßen Schaum­stoff­ses­sel. Bei der al­ten elek­tro­ni­schen An­la­ge wä­re ein sol­cher An­ruf un­mög­lich ge­we­sen. Die Ma­schi­ne hät­te kei­nes­falls rea­giert.
    »Ich hö­re«, kam es mo­no­ton. »Wer spricht, bit­te. Sind Sie be­fugt, mich zu be­fra­gen?«
    »Ge­ne­ral Re­ling, Chef der Ge­hei­men-Wis­sen­schaft­li­chen-Ab­wehr.«
    »Re­gis­triert. Ih­re Da­ten ste­hen zu mei­ner Ver­fü­gung. Bit­te, tre­ten Sie zur Im­puls­kon­trol­le nä­her. Es ist mir nicht er­laubt, vor­her auf Ih­re Fra­gen ein­zu­ge­hen.«
    Aus der Stahl­wand un­ter­halb der Laut­spre­cher­öff­nung glitt die klei­ne Platt­form mit der me­tal­li­schen Kopf­hau­be und den bei­den Hand­kon­tak­ten. Der Al­te ging die we­ni­gen Schrit­te nach vorn und stell­te sich in das Git­ter. Es um­schloß eng den Kör­per. Die Hau­be senk­te sich über sei­nen Kopf. Mit den Hän­den um­faß­te er die blan­ken Me­tall­klam­mern.
    Das Ge­dächt­nis tes­te­te sei­ne Groß­hirn­schwin­gun­gen, maß die ver­schie­de­nen Wer­te und ver­glich sie mit den viel­fäl­ti­gen Un­ter­la­gen, die ihm durch den elek­tro­ni­schen Ma­schi­nen­teil zur Ver­fü­gung stan­den.
    Un­se­re Wis­sen­schaft­ler hät­ten zur ge­nau­en Iden­ti­fi­zie­rung des Fra­gen­den we­nigs­tens zwei Stun­den be­nö­tigt. Das Ge­dächt­nis maß nicht nur die Ge­hirn­im­pul­se, son­dern auch die Hand­flä­chen­ab­drücke, Schä­del­form, Ner­ven­re­fle­xe und den In­tel­li­gen­z­wert nach Neu-Orb­ton-Ein­hei­ten bis zur letz­ten De­zi­mal­stel­le. Es konn­te auf der Welt kei­nen zwei­ten Men­schen ge­ben, des­sen Da­ten in je­dem Fak­tor mit de­nen des Ge­ne­rals über­ein­stimm­ten.
    Als sich das Git­ter von dem Kör­per wie­der lös­te, wa­ren knapp drei Se­kun­den ver­gan­gen. Der Ro­bot ar­bei­te­te be­deu­tend schnel­ler als sei­ne Er­schaf­fer.
    »Ich ver­zich­te auf wei­te­re Kon­trol­len«, ver­nah­men wir es aus dem Laut­spre­cher in der Stahl­wand, hin­ter der das sinn­ver­wir­ren­de In­ne­re des po­sitro­ni­schen Teils be­gann.
    »Test ein­wand­frei, Sir. Ich ste­he zur Ver­fü­gung, laut Ge­setz drei darf ich in Ge­gen­wart an­de­rer Per­so­nen nur dann Aus­künf­te er­tei­len, wenn die fra­gen­be­rech­tig­te Per­son die Er­laub­nis gibt. Ich stel­le fest, daß sich in mei­nem Vor­führ­raum zwei­und­drei­ßig Per­so­nen auf­hal­ten.« Ich be­gann un­will­kür­lich zu zäh­len. Mein Grau­en vor die­sem Wun­der­werk be­gann zu stei­gen. Ja, mit Re­ling wa­ren es ge­nau zwei­und­drei­ßig Män­ner.
    »Un­heim­lich«, flüs­ter­te TS-19. »Das Ding gibt mir zu den­ken.«
    »Er­laubt«, sag­te Re­ling ge­las­sen.
    Dann ging er zu sei­nem Platz zu­rück. Als er sich in den Ses­sel sin­ken ließ, be­merk­te ich, daß sei­ne fal­ti­ge Stirn von dün­nen Schweiß­trop­fen be­deckt war. Al­so blieb der Vor­gang auch auf ihn nicht oh­ne Wir­kung. Es wä­re auch ver­wun­der­lich ge­we­sen. Viel­leicht war es für die Leu­te der nächs­ten Ge­ne­ra­ti­on ei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit, so vor ein Elek­tro­nen­ge­hirn zu tre­ten. So­weit wa­ren wir aber noch nicht. Kein Mensch kann aus sei­ner Haut her­aus.
    Ein Of­fi­zier über­reich­te Re­ling die Ak­te mit den sorg­fäl­tig auf­ge­stell­ten Fra­gen. Er be­gann:
    »Ge­dächt­nis – wir wün­schen ge­naue Un­ter­la­gen und Wahr­schein­lich­keits­er­geb­nis­se über die GWA-Ex­pe­di­ti­on, de­ren Da­ten wahl­los und in aus­rei­chen­der Men­ge über­ge­ben wur­den. Be­gin­ne mit der Su­che nach dem Bohr­loch des Dr. Fes­t­a­sa. Bild­un­ter­la­gen sind er­wünscht. Fik­tiv­bil­der nach

Weitere Kostenlose Bücher