Überfällig
Automatenstimme, die mich immer wieder nervös machte. Das System war völlig klar. Trotzdem überkam mich ein gewisses Angstempfinden, wenn ich das seelenlose Etwas derart klar und logisch »sprechen« hörte.
»Hallo, Gedächtnis«, sagte der Chef laut und deutlich. Bis auf das verhaltene Summen der Maschine lag eine tödliche Stille über dem Raum, vor dem unbestechliche menschliche und mechanische Wachen postiert waren.
Ich saß verkrampft in dem weißen Schaumstoffsessel. Bei der alten elektronischen Anlage wäre ein solcher Anruf unmöglich gewesen. Die Maschine hätte keinesfalls reagiert.
»Ich höre«, kam es monoton. »Wer spricht, bitte. Sind Sie befugt, mich zu befragen?«
»General Reling, Chef der Geheimen-Wissenschaftlichen-Abwehr.«
»Registriert. Ihre Daten stehen zu meiner Verfügung. Bitte, treten Sie zur Impulskontrolle näher. Es ist mir nicht erlaubt, vorher auf Ihre Fragen einzugehen.«
Aus der Stahlwand unterhalb der Lautsprecheröffnung glitt die kleine Plattform mit der metallischen Kopfhaube und den beiden Handkontakten. Der Alte ging die wenigen Schritte nach vorn und stellte sich in das Gitter. Es umschloß eng den Körper. Die Haube senkte sich über seinen Kopf. Mit den Händen umfaßte er die blanken Metallklammern.
Das Gedächtnis testete seine Großhirnschwingungen, maß die verschiedenen Werte und verglich sie mit den vielfältigen Unterlagen, die ihm durch den elektronischen Maschinenteil zur Verfügung standen.
Unsere Wissenschaftler hätten zur genauen Identifizierung des Fragenden wenigstens zwei Stunden benötigt. Das Gedächtnis maß nicht nur die Gehirnimpulse, sondern auch die Handflächenabdrücke, Schädelform, Nervenreflexe und den Intelligenzwert nach Neu-Orbton-Einheiten bis zur letzten Dezimalstelle. Es konnte auf der Welt keinen zweiten Menschen geben, dessen Daten in jedem Faktor mit denen des Generals übereinstimmten.
Als sich das Gitter von dem Körper wieder löste, waren knapp drei Sekunden vergangen. Der Robot arbeitete bedeutend schneller als seine Erschaffer.
»Ich verzichte auf weitere Kontrollen«, vernahmen wir es aus dem Lautsprecher in der Stahlwand, hinter der das sinnverwirrende Innere des positronischen Teils begann.
»Test einwandfrei, Sir. Ich stehe zur Verfügung, laut Gesetz drei darf ich in Gegenwart anderer Personen nur dann Auskünfte erteilen, wenn die fragenberechtigte Person die Erlaubnis gibt. Ich stelle fest, daß sich in meinem Vorführraum zweiunddreißig Personen aufhalten.« Ich begann unwillkürlich zu zählen. Mein Grauen vor diesem Wunderwerk begann zu steigen. Ja, mit Reling waren es genau zweiunddreißig Männer.
»Unheimlich«, flüsterte TS-19. »Das Ding gibt mir zu denken.«
»Erlaubt«, sagte Reling gelassen.
Dann ging er zu seinem Platz zurück. Als er sich in den Sessel sinken ließ, bemerkte ich, daß seine faltige Stirn von dünnen Schweißtropfen bedeckt war. Also blieb der Vorgang auch auf ihn nicht ohne Wirkung. Es wäre auch verwunderlich gewesen. Vielleicht war es für die Leute der nächsten Generation eine Selbstverständlichkeit, so vor ein Elektronengehirn zu treten. Soweit waren wir aber noch nicht. Kein Mensch kann aus seiner Haut heraus.
Ein Offizier überreichte Reling die Akte mit den sorgfältig aufgestellten Fragen. Er begann:
»Gedächtnis – wir wünschen genaue Unterlagen und Wahrscheinlichkeitsergebnisse über die GWA-Expedition, deren Daten wahllos und in ausreichender Menge übergeben wurden. Beginne mit der Suche nach dem Bohrloch des Dr. Festasa. Bildunterlagen sind erwünscht. Fiktivbilder nach
Weitere Kostenlose Bücher