Überfahrt mit Dame
oder jede andere Unterstützung anbieten zu können, wann immer sie es wünsche. Beide Damen dankten mir dafür – akzeptierten meine Beteuerungen uneingeschränkt –, und die ältere meinte, wir gäben offenkundig eine so muntere Truppe ab, dass sie es höchst bedauerlich finde, zu Hause bleiben zu müssen. Sie fragte Mrs. Nettlepoint, ob noch jemand mit von der Partie sei, und als unsere Gastgeberin ihren Sohn erwähnte – möglicherweise werde er auch an Bord gehen, aber (ist das nicht absurd?) er habe sich noch nicht entschieden –, erwiderte sie mit außergewöhnlicher Aufrichtigkeit: »Oh, meine Liebe, ich hoffe, er kommt mit, das wäre reizend für Grace.«
Die Worte ließen mich aus irgendeinem Grund an den Tartan des armen Mr. Porterfield denken, zumal Jasper Nettlepoint im selben Augenblick hereinspaziert kam.Seine Mutter stellte ihn sofort zur Rede: Es sei zehn Uhr, ob er sich zufällig zu einer Entscheidung bequemt habe? Anscheinend überhörte er sie, denn zunächst einmal nahm er überrascht von der Anwesenheit der unbekannten Damen Notiz und dann von der Tatsache, dass ihm eine der beiden nicht unbekannt war. Der junge Mann begrüßte Miss Mavis nach kurzem Zögern mit einem Händedruck und einem: »Oh, guten Abend, wie geht es Ihnen?« Er sprach ihren Namen nicht aus – den er, wie ich bemerkte, wohl vergessen hatte, sie aber nannte ihn sofort bei dem seinen und legte die Besonnenheit des amerikanischen Mädchens an den Tag, ihn ihrer Mutter »vorzuführen«.
»Also, du hättest mir wirklich sagen können, dass du ihn längst kennst!«, rief jene Dame vergnügt. Dann hielt sie eine ebenso gewichtige Vertraulichkeit für Mrs. Nettlepoint bereit. »Das hätte mir einiges an Sorge erspart – eine bereits bestehende Bekanntschaft.«
»Ach, die Bekanntschaften meines Sohnes …«, murmelte unsere Gastgeberin.
»Ja und die meiner Tochter!«, echote Mrs. Mavis fröhlich. »Mrs. Allen hat uns nicht gesagt, dass Sie mitreisen«, fuhr sie, an den jungen Mann gerichtet, fort.
»Das wäre klug gewesen, wenn sie davon gewusst hätte!«, seufzte Mrs. Nettlepoint.
»Liebe Mutter, ich habe mein Telegramm erhalten«, bemerkte Jasper, während er Grace Mavis musterte.
»Ich kenne Sie kaum«, sagte das Mädchen, seinen Blick erwidernd.
»Ich habe mit Ihnen auf einem Ball getanzt – einem Ball für irgendwelche Notleidende.«
»Ich glaube, es war für die Opfer einer Überschwemmung oder eines Großbrandes«, sie lächelte matt. »Aber das war vor langer Zeit – seither habe ich Sie nicht wieder gesehen.«
»Ich bin viel gereist – bedauerlicherweise. Ich würde sagen, es war ein Großbrand.«
»Es war in der Horticultural Hall. An Ihren Namen konnte ich mich nicht mehr erinnern«, sagte Grace Mavis.
»Das ist wirklich unhöflich von Ihnen, wo ich mich doch noch lebhaft an Ihr rosa Kleid erinnere.«
»Oh, das kenne ich – dein erdbeerfarbenes Tarlatankleid: Das stand dir ganz ausgezeichnet!«, warf Mrs. Mavis ein. »Du musst dir genau so eines wieder zulegen – drüben.«
»Ja, Ihre Tochter sah bezaubernd darin aus«, sagte Jasper Nettlepoint. Dann fügte er, an das Mädchen gewandt, hinzu: »Trotzdem haben Sie Ihrer Mutter gegenüber meinen Namen erwähnt.«
»Er fiel mir wieder ein – als ich Sie hier sah. Ich wusste nicht, dass es Ihr Zuhause ist.«
»Nun, ich gebe zu, das ist es auch nicht, nicht oft. Oh, jetzt gibt es Getränke!« Er näherte sich dem Tablett mit den Gläsern.
»Aber ja, und sie sind ziemlich köstlich.« Mrs. Mavis wischte sich genüsslich den Mund.
»Vielleicht möchten Sie noch etwas? Einen rosa Drink, wie das Kleid Ihrer Tochter.«
»Mit Vergnügen, Sir. Ach, bieten Sie den anderen doch auch etwas an«, fuhr Mrs. Mavis fort, indem sie ihr drittes Glas aus der Hand des jungen Mannes entgegennahm.
»Meiner Mutter und jenem Gentleman? Die können sicher gut für sich selbst sorgen«, wandte er freimütig ein.
»Dann meiner Tochter – sie hat als alte Freundin ein Recht darauf.«
Doch in diesem Augenblick hatte sich seine Mutter eingemischt. »Jasper, was steht in deinem Telegramm?«
Er schenkte ihr keinerlei Beachtung: Er stand da mit seinem Glas in der Hand und blickte von Mrs. Mavis zu Miss Grace.
»Ach, überlassen Sie mir das, Madam. Das ist sozusagen mein Spezialgebiet«, sagte ich zu Mrs. Mavis.
Der junge Mann nahm meine Gegenwart zur Kenntnis. Im nächsten Moment fragte er das Mädchen: »Sagten Sie, Sie reisen nach Europa?«
»Ja, morgen. Auf demselben
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