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Überfall im Hafen

Überfall im Hafen

Titel: Überfall im Hafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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auf Wagenradgröße ausgezogen und wirbelte sein Kunstwerk auf die
bekannte und sehenswerte Weise über sich in der Luft — wie einen Fallschirm,
bzw. ein Sonnensegel.
    So gekonnt Tim den Zusammenprall mit
dem Wirt vermieden hatte — hier gelang es ihm nicht.
    Im Vorbeiflitzen streifte er den Bäcker
mit der Schulter.
    Der Mann taumelte, ließ die Arme
sinken, haltsuchend, und vergaß seine wirbelnde Teigmasse.
    Sie fiel über ihn wie eine Decke,
faltete sich und hüllte ihn ein bis in Brusthöhe.
    Stocksteif blieb er stehen. Der dünne
Teig paßte sich seinem Gesicht an und modellierte es nach.
    Dort die Hintertür!
    Sie war halb geöffnet.
    Tim hechtete hindurch, stolperte über
Hornrich, stürzte, drehte eine Judorolle und war wieder auf den Beinen, kaum
daß er den schmuddeligen Hinterhof berührt hatte.
    Der Polizeimeister hatte sich in
knieende Haltung hochgestemmt. Er blutete aus der Nase. Langsam stand er auf.
    „Der... hat mir... die Faust...
regelrecht... ins Gesicht gerammt.“
    „Wo?“
    „Hier, auf der Nase.“
    „Ich meine, wo er ist.“
    Das Dröhnen eines schweren Motorrades
enthob Hornrich der Antwort.
    Tim lief bis zur Ecke und sah noch, wie
der Typ abfuhr — mit einem Start, daß die Reifen qualmten.
    Entwischt! Auch das noch!
    Er lief in die Küche zurück.
    Hornrich stand an der Spüle und
betupfte mit einem feuchten Tuch seinen Riechkolben.
    Der Pizza-Bäcker schien zur Salzsäule
erstarrt. Er verharrte unter seiner Teigschicht.
    Zwei Köche mit ziemlich langen,
fettigen Haaren starrten offenen Mundes.

    Tim lief hinaus und die Treppe empor,
weil er oben polternde Schritte hörte.
    Im ersten Stock war niemand, im zweiten
— am Ende eines Flurs — lehnte sich Ohnesorge aus dem Fenster.
    „Stehenbleiben!“ schrie er.
    Er hätte auch „A presto!“ rufen können
— „Auf baldiges Wiedersehen!“
    Neben ihm beugte sich Tim hinaus.
    Das Fenster wies auf den Hinterhof, den
er schon kannte.
    An der Rückwand war ein stabiles Gitter
für Weinlaub angebracht.
    Beim Hinunterklettern hatte der Rocker
ziemlich viele Blätter abgerissen — regelrecht eine Spur gepflügt.
    Jetzt stieg er — ohne übertriebene Hast
— vorn bei der Ausfahrt auf seine Maschine. Er winkte zu den beiden herauf,
startete und sauste um die Ecke.

17. 99 000 DM und acht Fotos
     
    „Wenn auch der dritte weg ist“, sagte
Ohnesorge, „übertrage ich dir mit sofortiger Wirkung die Leitung der
Ermittlungen.“
    „Ich könnte das nicht so gut wie Sie“,
lachte Tim. „Der dritte ist in die Toilette rein. Habe ich gesehen. Ihre Leute
haben ihn sicherlich schon.“
    Vor der Toilettentür stießen sie auf
die beiden Polizisten. Deren Mienen drückten aus, daß sie dem Problem nicht
gewachsen waren.
    „Er ist weg, Herr Kommissar.“ Der
Polizeimeister kratzte sich am Ohr. „Rätselhaft. Es führt nur eine Tür in die
Herrentoilette. Das einzige Fenster ist vergittert. Trotzdem ist der Kerl nicht
drin.“
    Alle gingen hinein. Gaby wartete im
Vorraum, wo nur das Waschbecken war. Weiter vorzudringen, wäre für sie nicht
schicklich gewesen.
    Im eigentlichen Toilettenraum, wo es
fünf Klo-Kabinen gab, standen Karl und Klößchen.
    Alle Toilettentüren waren aufgeklinkt
und mehr oder weniger weit geöffnet.
    Sie schlossen unten nicht mit dem Boden
ab, sondern hatten etwa 30 Zentimeter Bodenfreiheit, was den Putzfrauen die
Arbeit erleichtert.
    Klößchen hatte sich tief gebückt. Seine
blonden Borsten berührten fast den Boden.
    Er spähte unter den Türen in die
Kabinen.
    „Keiner drin“, stellte er fest.
    „Es ist wirklich keiner drin“,
bestätigte der uniformierte Hauptmeister. „Ich habe reingeguckt in jede.“
    „Daß er sich in Luft aufgelöst hat, ist
schlechterdings unmöglich“, sagte Karl. „Der Typ lief hier rein. Raus kam er
nicht. Durch die Abflußrohre kann er nicht entkommen. Das Fenstergitter sitzt
fest. Wir haben es eben überprüft. Also muß er hier sein. Versuchen wir’s doch
mal mit Logik.“
    Er beäugte die Klo-Kabinen, trat
schließlich zur letzten Tür und öffnete sie weit genug, um hineinzusehen.
    Leer.
    Er wandte sich ab, blieb stehen, drehte
sich um, faßte abermals zur Klinke und schob die Tür so weit auf, bis die
innere Klinke an die Seitenwand stieß.
    Der Rocker, der an der Innenseite der
Tür hing, wurde buchstäblich eingequetscht.
    Er grunzte schmerzhaft und ließ die
hochgezogenen Füße auf den Boden herab.
    „Da ist er“, sagte Karl. „Eine
Leistung! Er hat sich

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