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Überfall im Hafen

Überfall im Hafen

Titel: Überfall im Hafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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die Pflicht. Dann
werden wir hören, ob meine Idee mit dem Brustbeutel stimmt.“
    „Wenn sie stimmt“, meinte Gaby, „haben
die Rocker einen Raub verübt.“
    „Die Rocker oder Lotzke. „ Tim
lächelte. „Ich tippe mehr auf Lotzke. Der kam, als Heldt bereits ohnmächtig
war. Die Rocker hatten sich verkrümelt. Was für eine Gelegenheit! Es setzt
allerdings voraus, daß Lotzke wußte, was sein Chef unter dem Hemd
spazierenträgt. Ich sage euch: Na, und ob er’s gewußt hat! Als er dann türmte,
stand er nicht unter Schock, sondern wollte die Beute in Sicherheit bringen.“
    Gaby nickte. „Wenn ich’s mir jetzt
überlege — durchs Fernglas sah ich doch, daß der Mann im hellen Anzug an Heldt
rumzerrte. Als wollte er ihm den Kopf abreißen. Das kann die Bewegung gewesen
sein, mit der er ihm den Brustbeutel über den Kopf streifte.“
    „Und dabei das Ohrläppchen einriß“,
ergänzte Karl.
    „Worauf warten wir noch?“ fragte Tim.
„Hat jemand Kohle dabei — für die Taxi-Fahrt.“
    Gaby hatte.
     
    *
     
    Die Krankenschwester lächelte. Sie war
jung, etwas dick unten herum und aß gerade ein Stück Torte.
    „Ja, ihr könnt Herrn Heldt besuchen. Es
geht ihm recht gut. Aber er bleibt bis morgen hier — zur Beobachtung. Zimmer
312.“
    Tim bedankte sich mit breitem Grinsen.
    Er hatte erzählt. Das Wort Lebensretter
ließ er aus. Trotzdem war die Schwester beeindruckt.
    Jetzt sockten die vier durch einen
langen, freundlichen Gang - freundlich, weil eine Seite Glasfront war und das
ganze Sonnenlicht hereinließ.
    Zwei fahrbare Krankenbetten standen
herum. Sie waren leer - sicherlich irgendwo überzählig. Die Luft roch nach
Krankenhaus, wie das hier üblich ist. Hinter einigen Türen murmelten Stimmen.
    Gaby trug den Blumenstrauß. Sie hatten
ihn unten am Krankenhaus-Kiosk gekauft. Zwar waren sie an einem Park
vorbeigekommen, wo man unbeobachtet pflücken konnte; doch die Blumen dort blühten
so herrlich — keiner brachte es übers Herz, ihnen das Leben zu nehmen.
    Zimmer 312. Tim klopfte.
    „Ja?“ rief eine fettige Stimme.
    Sie marschierten hinein.
    Es war ein Einzelzimmer, Heldt also als
Privatpatient untergekommen.
    Er lag im Bett. Ein Stapel Wochenblätter
lag auf der Decke. Auf dem Nachttisch stand ein Teller mit Kuchenstücken,
daneben eine schmucklose Teekanne samt Tasse.
    Auf Heldts beschädigtem Ohrläppchen
klebte ein Pflaster. „Ich bin hier allein“, sagte er. „Ihr habt euch im Zimmer
geirrt.“
    „Wenn Sie Herr Heldt sind“, erwiderte
Tim, „wollen wir zu Ihnen. Tag, Herr Heldt. Ich bin Peter Carsten, werde Tim
genannt. Das ist...“
    Er stellte seine Freunde vor. Alle
lächelten. Gaby überreichte die Blumen.
    Tim setzte seine Rede fort: „Wir haben
dafür gesorgt, daß Sie in ärztliche Obhut kommen. Und jetzt wollen wir sehen,
wie es Ihnen geht.“
    Heldt starrte von einem zum andern.
Dann quälte sich ein Lächeln auf sein Gesicht.
    „Vom Arzt weiß ich inzwischen, was da
gelaufen ist. Mir geht es wieder gut. Vielen Dank, daß ihr euch so eingesetzt
habt. Sicherlich — ein paar Minuten später hätte man mich ohnehin gefunden.
Aber ein paar Minuten können entscheidend sein. Auch die Polizei hat sich
eingeschaltet, nicht wahr?“
    Tim nickte. „Kommissar Ohnesorge wird
sich wahrscheinlich morgen an Sie wenden.“
    „Hm, hm!“ Heldt preßte die Lippen
zusammen.
    „Ihr Koffer wurde sichergestellt.“
    „Und was sonst noch?“
    „Nichts.“
    „Ahnte ich’s doch. Verdammt!“ Er stieß
schnaubend den Atem aus. „Dann hat man mich beraubt. Meine Uhr fehlt. Mein
Brustbeutel ist weg. Diese... diese... Man müßte diese Typen an die Wand
stellen und erschießen.“

    „Sie meinen die Rocker?“ fragte Tim.
    „Natürlich! Die wollten mich umbringen.
Es fing damit an, daß sie mich auf der Landungsbrücke belästigt haben. Einer
schlug mir den Hut runter. Na, dem habe ich eine geklebt. Aber das war
unvorsichtig. Auf der Fähre sind sie mir dann auf den Leib gerückt. Der eine
hat mich geboxt. Der andere hat meine Kreislaufpillen ins Wasser gekippt. Und
diese Drohungen! Mir wurde regelrecht schwarz vor Augen. Mehr weiß ich nicht.“
    „Armbanduhr und Brustbeutel“,
wiederholte Tim.
    „Sind weg. Weg.“ Heldt begann sich
aufzuregen, griff zum Nachttisch und nahm eine Tablette aus einer weißen
Schale.
    Damit ihm das Medikament nicht auf der
Zunge festklebte, spülte er mit Tee nach.
    Lotzke erwähne ich lieber nicht, dachte
Tim. Statt dessen berichtete er von der

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