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Überfall im Hafen

Überfall im Hafen

Titel: Überfall im Hafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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richtete die Flasche auf und sah
Lotzke an. „Oder soll sie liegen?“
    Der bekam das nicht mit, hatte einen
Daumen in den Mund geschoben und biß auf dem Nagel herum.
    Ohnesorge nahm die linke Hand hinter
dem Rücken hervor und stellte den Musterkoffer neben die Bierflasche.
    „Ist das Ihrer, Herr Lotzke?“
    Der Vertreter zuckte mit dem linken
Mundwinkel. „Ich weiß nicht. Vielleicht. Wieso fragen Sie?“
    „Dieser Koffer, Herr Lotzke, wurde auf
der Hafenfähre gefunden. Auf jener, die vorhin von Schwanennest 7 nach
Heringsschwarm fuhr. Der Koffer lag neben Achim Heldt, der Ihr Chef ist.“
    Das wußte er von Sauerlich. Der wiederum
hatte es von Theo Leihböckel erfahren, was Gaby, als sie lauschte, zu Ohren
gekommen war.
    „Ach!“ Mehr sagte Lotzke nicht.
    Ohnesorge musterte ihn. „Besitzen Sie
einen hellen Anzug?“
    „Sie meinen, einen richtig weißen?“
    „Einen hellen!“
    „Einen reinweißen habe ich nicht.“
    „Einen hellen?“
    „Ich glaube, ja.“
    „Mann!“ pfiff Ohnesorge ihn an. „Das
ist hier kein Kasperltheater. Es geht um schwere Körperverletzung. Gaby,
erkennst du ihn?“
    Sie zögerte. „Er könnte es sein. Aber
sicher bin ich mir nicht. Er ist jetzt anders gekleidet.“
    Ohnesorge starrte Lotzke unverwandt an.
„Weshalb haben Sie Ihren Chef angegriffen? Heh?“
    Lotzke wischte sich mit der Hand über
die Stirn. Er schwitzte.
    „Das habe ich nicht.“
    „Sie haben ihn am Ohr verletzt.“
    „Nein! Ich... ich... als ich ihn fand,
war er bewußtlos. Ich bin weggerannt. Weil ich dachte: Jeden Moment kommen die
drei zurück. Und dann hätten sie mich kurz und klein geschlagen.“
    Aha! dachte Tim. Jetzt kommen die
Rocker ins Spiel. Natürlich hatte das auch Ohnesorge begriffen. Er fragte
dennoch.
    „Welche drei?“
    „Drei Rocker... jedenfalls so Typen.“
Lotzke schauderte bei der Erinnerung daran. „Ich sah... äh..., wie sie vom
Achterdeck kamen. Drei wüste Typen. Um dieses Gesindel, Herr Kommissar, sollten
Sie sich kümmern. Statt hier bei mir...“
    „Sie meinen also, die drei hätten Achim
Heldt... durch die Mangel gedreht?“
    „Wer sonst? Es war kein weiterer
Fahrgast an Bord. Ich bin dann aufs Achterdeck gegangen. Aus Neugier. Da sah
ich Heldt. Er... war bewußtlos.“
    „Und Sie haben ihm nicht geholfen?“
    „Ich wußte nicht, wie.“
    „Sie haben niemanden benachrichtigt,
keine Hilfe geholt.“
    „Ich... stand unter Schock.“
    Ohnesorge starrte ihn an. Was er hier
hörte, ging ihm über die Hutschnur. Lotzke verhielt sich wie der letzte Mensch.
    Dem Schlappi ist alles zuzutrauen,
dachte Tim. Haust hier wie ‘ne Wildsau. Und hat ein Gemüt wie ein Wasserbüffel.
„Kennen Sie die drei Typen?“ fragte Ohnesorge.
    „Nur vom Sehen.“
    „Ihren Musterkoffer haben Sie jetzt
wieder. Offenbar ist der Ihnen aus der Hand gefallen, als Sie unter Schock
standen, wie?“
    Lotzke antwortete nicht. Unbehaglich
bewegte er die fetten Schultern.
    „Achim Heldt wurde ins Krankenhaus
gebracht“, erklärte der Kommissar. „Er war noch bewußtlos. Seine Verletzung ist
unerheblich. Aber er scheint krank zu sein.“
    „Schon möglich. Er schluckt häufig
Pillen.“
    „Wie ich hörte, ist Heldt Junggeselle.“
Das wußte er von Hermann Sauerlich. Aber der konnte nicht garantieren, daß die
Info dem aktuellen Stand entsprach. Deshalb vergewisserte sich der Kommissar,
indem er fragte: „Lebt er allein?“
    „Meines Wissens ja“, nickte Lotzke.
„Jedenfalls kenne ich niemanden, den man benachrichtigen könnte.“
    Ohnesorge nickte. „Das war’s für heute.
Entschuldigen Sie die Störung.“
    Viel ist nicht dabei rausgekommen,
überlegte Tim.
    Er schloß sich den andern an, die ins
Freie strebten — froh darüber, dieser miefigen Bude zu entkommen.
    Als sich alle wieder in den Wagen
gequetscht hatten, griff Ohnesorge zum Sprechfunkgerät.
    „Mal sehen, wie weit die Kollegen sind,
was diesen Skin Brehbörtl betrifft.“

16. Geländespiel beim Italiener
     
    Lotzke atmete auf, lehnte sich von
innen gegen die Eingangstür und schob beide Riegel vor, die er — zusätzlich zum
Schloß — angebracht hatte.
    Das war gutgegangen. Aber knapp. Nicht
zu glauben, wie schnell die Polypen hier antanzten. Trotzdem — beweisen konnte
man ihm nichts. Nicht das Schwarze unterm Fingernagel. Verdacht und alle Schuld
würde hängenbleiben an den Rockern. Und das war in Ordnung so.
    Er marschierte in sein winziges Klo.
    Durchs Fenster dort konnte er frontseitig
rausspähen.
    Na, Gott

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