Überfall im Hafen
nicht sehr breit, aber zu schwer zum Wegtragen.
Heldt hatte ihn in den Schrank
gestellt, wo er nicht gleich ins Auge fiel.
Grinsend kniete sich Lotzke davor.
Es gab kein Zahlenschloß, sondern nur
eines für den Schlüssel.
Er streifte sich die mitgebrachten
Handschuhe über und öffnete.
Staunend nahm er die Geldbündel heraus.
Es waren Hunderter. Jeweils zehn wurden von einem dünnen Gummiband
zusammengehalten.
Er begann zu zählen.
Als er beim letzten Bündel — dem 88. —
angelangt war, schwitzte er vor Aufregung.
99 000 Mark! Unfaßlich! Mit dem
Fitto-Top hatte Heldt soviel nicht verdient. Das Hausmittel brachte ja kaum die
Unkosten ein. Überhaupt: Wieso verwahrte er das Geld in seinem Haus? Warum
lag’s nicht auf dem Sparkonto und häufte Zinsen an, wie sich das gehört?
Kann mir ja nur recht sein! Er grinste.
In seinen Taschen war nicht genug Platz für die Scheine. Er sah sich um, fand
eine Plastiktüte und füllte alles hinein.
Dann wandte er sich wieder dem Safe zu.
In dem unteren Fach lag ein großes
Kuvert. Was war drin? Wertpapiere? Sparbuch? Geschäftliche Unterlagen?
Er schüttete den Inhalt heraus. Acht
Fotos fielen zu Boden. Verblüfft hob er sie auf.
Lange starrte er darauf. Drei waren
etwas unscharf. Auf den restlichen konnte man die abgelichteten Personen
deutlich erkennen.
Lotzke schüttelte den Kopf, steckte sie
in den Umschlag zurück und legte ihn zu dem Geld in die Plastiktüte.
18. Krankenbesuch
Die TKKG-Bande seilte sich ab. Das
heißt, Gaby, Karl und Klößchen wußten gar nicht, wie ihnen geschah, als Tim dem
Kommissar erklärte, sie würden sich jetzt selbständig machen, nämlich noch ein
bißchen umherstreifen und dann mit einem Taxi heimwärts gondeln.
„Soll mir recht sein“, meinte
Ohnesorge. „Aber kommt nicht unter die Räder.“
Sie warteten, bis die beiden
Polizeiwagen abfuhren. Sonnenlicht füllte den Schüttanger-Platz, wo es jetzt-
am frühen Nachmittag — ruhig zuging. Wochentags konnte man an gleicher Stelle
vermutlich nicht atmen. Doch jetzt herrschte Friedhofsstille zwischen allen
Ampeln.
„Er hätte uns nach Hause gebracht“,
maulte Klößchen. „Bringen müssen! Sollen wir jetzt latschen? Wir haben nicht
mal Tretmühlen.“
Gaby lehnte sich an Tims Schulter und
schloß für einen Moment die Augen.
„Seit gestern abend nur Hektik“, klagte
sie. „Das zehrt die Kraft meiner Waden auf. Du hast doch was vor?“
Tim nickte. „Mir sind Einzelheiten
aufgefallen. Jetzt habe ich Durchblick. Eigentlich hätte ich eher drauf kommen
müssen. Na ja, Ohnesorge hat es bis jetzt nicht geschafft. Keine Ahnung
beunruhigt ihn.“
„Und was beunruhigt dich?“ fragte Karl.
„Als Willi und ich Heldt fanden, hatte
er die Brust fast entblößt. Dazu das eingerissene Ohrläppchen. Jetzt weiß ich:
Der Mann ist nicht gefoltert worden, sondern ihm wurde seine goldene Halskette
über den Kopf gestreift. Dabei entstand die Verletzung.“
„Hm!“ meinte Karl. „Ich bin zwar kein
studierter Menschenkenner, auch Psychologe genannt. Aber soviel sehe ich doch: Heldt
ist nicht der Typ, der seine Heldenbrust mit ‘nem Goldkettchen schmückt. Das
paßt mehr zu den Schicki-Micki-Figuren, die sich außerdem die Haare ondulieren
und hysterische Anfälle kriegen, wenn nicht neueste Mode ihren Körper umhüllt.“
„Ich stimme dir hundertprozentig zu“,
nickte Tim. „Heldt ist nicht der Typ. Der trägt nicht mal geringelte Socken.“
„Warum sagst du’s dann?“
„Weil die Erleuchtung manchmal erst an
zweiter Stelle kommt. Nämlich: Ihm, Heldt, wurde keine Goldkette über die Sülze
gestreift, sondern — ein Brustbeutel. Mit etwas wenig Spiel in der Schnur.
Widerspruch? Nein? Gut! Natürlich ist alles nur Vermutung. Deshalb müssen wir
jetzt die Bestätigung einholen. Von wem kriegen wir die? Nur von Heldt.
Widerspruch?“
„Aber Heldt ist im
Elisabethen-Krankenhaus“, sagte Gaby.
„Und ruht sich dort aus in tiefer
Bewußtlosigkeit“, fügte Klößchen hinzu.
Tim schüttelte den Kopf. „Krank ist er
natürlich noch. Aber daß er immer noch mit geschundenen Sinnen rumliegt, glaube
ich nicht. An dem haben doch inzwischen die Medizinmänner gebastelt. Vielleicht
sitzt er schon vor dem Fernsehapparat oder kneift die Schwestern. Ich wette,
jetzt ist dort Besuchszeit. Wir kaufen ein paar Blumen — nichts Teures,
vielleicht kommen wir an einem Park vorbei und können selbst pflücken — und
besuchen ihn. Als seine Retter haben wir das Recht. Sogar
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