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Überfall nach Ladenschluß

Überfall nach Ladenschluß

Titel: Überfall nach Ladenschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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geöffnet und fiel dann hart in den Rahmen.
    Schritte.
    Sabine
Habeschaden mißverstand Hartmanns Rolle in dieser Szene. Vielleicht wollte sie
auch Tom einen Gefallen tun und von ihm ablenken.
    Jedenfalls
rief sie: „Bitte, ich möchte volltanken. Aber ich kriege den Deckel nicht ab.“
    „Ich...
äh... bin nicht der...“
    Hartmann
stotterte. Also hatte er sie erkannt. Klar, der Überfall lag ja nur zwei Tage
zurück. Natürlich wußte er, daß sie sein Gesicht nicht gesehen hatte. Aber der
Schreck der Begegnung kam doch etwas plötzlich, nachdem er eben abkassiert hatte.
    Tom
riskierte einen Blick. Das mußte er sehen!
    Hartmanns
08-15-Gesicht (Allerwelts-) zeigte einen dämlichen Ausdruck. Aber dann
grinste er wie der Vampir vom Dienst und trat zu den Zapfsäulen.
    „Ich bin
nicht der Tankwart. Was aber nicht heißt, schöne Frau, daß ich Ihnen nicht
helfe.“
    „Sehr
freundlich!“ lächelte sie. „Gibt’s also noch Kavaliere? Der Deckel klemmt
etwas.“
    Sie meinte
den Deckel vom Einfüllstutzen.
    Hartmann
brach sich fast die Fingernägel ab, als er ihn aufschraubte. Zweimal äugte er
ins Kassenbüro. Aber Marano verdiente das Mißtrauen nicht. Reglos saß er hinter
seinem Tresen und rührte das Telefon nicht an.
    Hartmann
dehnte seine Hilfsbereitschaft aus, griff auch zum Schlauch und schob die
Zapfpistole in den Einfüllstutzen.
    „Voll,
sagten Sie?“
    „Ja,
bitte!“
    Benzin
strömte.
    5,70 DM
verriet der Füllmengenanzeiger, als Hartmann eine Bewegung hinter sich spürte.
Im selben Moment wurde ihm auf die Schulter getippt.
    Er drehte
nur den Kopf.
    Tom grinste
ihn an.
    „Na,
Wilhelm! Mal auf ehrliche Weise Geld verdienen?“
    Das Gesicht
erstarrte. Die Kälte in den Augen wurde zu Eis. Der Adamsapfel hüpfte. Offenbar
würgte der Kerl einen Brocken hinunter. Dann wirbelte er herum, wich
gleichzeitig zurück und wollte mit der Hand unter die Jacke, wo die Pistole
griffbereit in einem Lederhalfter steckte.
    Toms
Karate-Tritt hätte einen Ochsen gefällt.
    Hartmann
flog gegen den Kofferraum, stieß die Zapfpistole aus dem Stutzen, segelte über
roten Lack auf die andere Seite und krächzte eine Tonfolge, deren sich ein Rabe
geschämt hätte.

    An der
Zapfpistole war das Häkchen eingerastet, das den Benzinstrom auslöst.
Treibstoff zischte heraus, hob sich zu glitzernder Fontäne (Springbrunnen) und traf Sabine.
    Sie war im
Schreck erstarrt. Die Benzindusche taute sie auf.
    Schreiend
sprang sie zurück. Aber das änderte nichts mehr. Ihr Kostüm hatte ein Benzinbad
erhalten.
    Hartmann
war über den Kofferraum gekegelt und zu Boden gegangen. Er schrie nicht mehr.
Tom setzte nach, um den Gegner notfalls ganz auszuschalten. Aber zu weiteren
Handgreiflichkeiten bestand kein Anlaß mehr.
    Der
Verbrecher lag auf dem Rücken und japste nach Luft. Er hatte den Hut verloren.
Seine Pistole war in Richtung Ausfahrt geschlittert.
    Marano
rannte herbei. Sein erster Griff galt der Zapfpistole, die Lachen ausbreitete —
was bei längerer Dauer teurer gekommen wäre als die Schutzgeld-Erpressung.
    „Den haben
wir!“ rief Tom.
    Er winkte
zum Haus hinüber, wo er Locke und Gina am Fenster sah. Dann sammelte er die
Pistole ein.
    Sabine
Habeschaden blickte umher und brachte kein Wort hervor.
    „Nicht daß
Sie denken, hier werde jeder Kunde so behandelt“, rief er fröhlich. „Wissen
Sie, wer dieser Kerl ist? Sie kennen ihn, Frau Habeschaden. Er hat auch Sie
überfallen. Aber da trug er seine rote Maske.“
    „Der...
Rote?“ stammelte sie.
    „Genau. Wir
haben ihm eine Falle gestellt. Mit Erfolg, wie Sie sehen. Herr Marano, ich
glaube, jetzt sollten wir die Polizei benachrichtigen. Und vielleicht auch den Notarzt.
Dem Herrn Hartmann geht es nicht gut.“
    Die Kripo
war ein bißchen sauer, weil nicht sie, sondern ein Jugendlicher von knapp 16
Jahren den Roten — einen der Roten — gefangen hatte. Immerhin — man würdigte
Toms Beherztheit.
    Wilhelm
Hartmann hieß nicht so, sondern Karl-Erich Schöps. Er war ungelernter Arbeiter,
aber nicht auf den Kopf gefallen. Jedenfalls hatte er den großen Mann
überzeugend gespielt. Sogar Kathie Weber war auf ihn hereingefallen.
    Elf
Überfälle gestand er. Und dabei sagte er anscheinend die Wahrheit. Allerdings —
28 Straftaten insgesamt legte man dem Roten zur Last.
    „Das war
der andere“, sagte Schöps. „Ich bin doch nur in seine Fußstapfen getreten. Vor
dem zittern alle. Da habe ich mir gedacht, warum soll ich mir das nicht zunutze
machen. War richtig. Denn bis

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