Überfall nach Ladenschluß
POLIZEI und knickte die
Seite ein. Doch dann besann er sich und suchte die Rufnummer vom TAGBLATT
heraus. Es war zwar Sonntag. Aber er wußte, daß in Zeitungsredaktionen trotzdem
gearbeitet wird — mit kleiner Besetzung. Schließlich gibt’s ja eine
Montagszeitung, und die macht sich nicht von selbst.
Er
verlangte einen leitenden Redakteur, und die Telefonistin sagte: „Ich verbinde
Sie mit Herrn Rehm.“
„Rehm“,
meldete sich eine sympathische Stimme.
„Ich will
was melden“, flüsterte Carezzo. „Freitagnacht gibt’s ein Großfeuer. Es wird
Brandstiftung sein. Eine Mietskaserne wird auf diese Weise entmietet und als
Spekulationsobjekt verfügbar. Die Mafia steckt dahinter. Verstehen Sie, die
Mafia. Nein, wo das ist, sage ich nicht.“
Indem er
auflegte, schnitt er Gunter das Wort ab.
*
Was Schöps,
alias Hartmann — den Trittbrettfahrer des Roten — betraf, waren die
Formalitäten überstanden.
Das Pärchen
verließ das Polizei-Präsidium. Locke seufzte so ausdrucksvoll, daß sich ein
Zementblock in Streichkäse verwandelt hätte.
Tom meinte,
die Bürokratie sei wirklich ein Scheiß. Mehr Bewegung vor Ort, im Brennpunkt
des Geschehens, täte den Schreibtischtypen gut. Aber zum Glück gäbe es ja Ausnahmen.
„Mein
munteres Mütterlein“, sagte er, „erwartet uns erst spätnachmittags, um ihre
Überraschung aufzutischen. Also haben wir noch Zeit. Was machen wir?“
„Auf die
Überraschung bin ich gespannt.“ Locke nahm ihren Hut ab und einen Kamm aus der
Umhängetasche. „Wenn Helga eine Überraschung ankündigt, dann fegt das
Ahnungslose vom Hocker. Du weißt gar nichts?“
„Habe
keinen blassen Dunst.“
Er sah zu,
wie sie ihre lange dunkle Mähne kämmte. Kleine Goldohrringe blitzten auf. Aber
dann verschwanden sie und die Ohren wieder unter der Fülle der Haarpracht.
„Vielleicht
weiß es Nicki“, mutmaßte Locke.
„Der
bestimmt. Gunter und Mike kommen auch?“
„Papi
bestimmt, Mike vielleicht. Das heißt, er kommt nicht. Er ist mit einer Freundin
verabredet, mit der er sich eigentlich nicht verabreden wollte. Aber Stefanie
ist energisch und hat’s durchgesetzt. Er kann einem leid tun. Die Mädchen und
der Fußball werden eines Tages sein Schicksal besiegeln.“
„Es gibt
Schlechteres“, lachte Tom.
„Wenn du
mit ihm tauschen willst, sag’s gleich, damit ich meine Jahrgangsschwestern vor
dir warne.“
„Um Himmels
willen, Schatzi! Das doch nicht. Du füllst mein Leben aus — kaum daß für mich
selbst noch Platz ist. Wer mit dir befreundet ist, der hat wirklich sein Tun —
eh — ich meine, da gibt’s keine ruhige Minute. Und überhaupt: Du bist das Mädchen schlechthin — vom kleinen Zeh bis zum Dutt (Haarknoten) .“
„Dutt?
Willst du damit sagen, ich sollte mir die Haare hochstecken?“
„Stünde dir
sicherlich auch gut. Aber so ist es Klasse.“
Sie
verstaute ihren Kamm, gab Tom einen flüchtigen Kuß und setzte den Hut auf.
„Wir fahren
jetzt ins Trastevere, Engelbert.“
„Hast du
Hunger?“
„Wir werden
nicht speisen, sondern unser Ziel im Auge behalten. Wir wollen doch die Mafia
entlarven, nicht wahr? Denk an die drei Straßenkreuzer-Typen, die aus der
Taifun-Bar kamen. Ein großer Schönling, der Kerl mit dem Totenschädel und der
mit der gehässigen Visage (Gesicht). Sind das nun Mafiosi oder sind
sie’s nicht?“
„Ich habe
mir die Kfz-Nummer gemerkt.“
„Ich auch,
Tom. Aber das nützt zunächst gar nichts. Erst fragen wir mal Sabrina oder
Kathie, ob die drei schon dort waren. Ich denke mir, sie waren. Denn einer
Schutzgelderpressung geht eine saftige Drohung voraus. Kannst du dir
vorstellen, daß gleich alle das Zittern anfangen, wenn der dicke Carezzo
auftaucht? Nein! Bevor der in Aktion trat, waren andere am Werk. Das stellen
wir jetzt fest. Dann sind wir ein Stück weiter.“
Tom nickte,
meinte, der Gedanke sei zwingend, und stieg auf seinen Motorroller.
Im
TRASTEVERE saßen nur drei oder vier Gäste. Um diese Zeit füllten sich die
Cafés. Die Speise-Restaurants konnten ausruhen bis zum Abend.
Sabrina war
nicht zu sehen, aber Kathie kam gerade aus der Küche, winkte den beiden,
servierte ihren Gästen Espresso und hatte dann Zeit für das Pärchen.
„Hartmann
heißt Schöps“, sprudelte Locke hervor. „Halt dich fest, Kathie! Tom hat ihn
vorhin erwischt. Gina und ich waren Augenzeugen. Bei Maranos Tankstelle war’s.“
Sie
erzählte, und Kathies Teint wechselte zwischen Blässe und
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