Überfall nach Ladenschluß
auf die beiden Pleiten zuletzt bin ich nirgendwo
auf Widerstand gestoßen.“
Für seine
Überfälle hatte er immer gestohlene Wagen benutzt.
Von dem
andern Roten wußte er nur, was jedermann wußte, nämlich was die Zeitungen
veröffentlicht hatten.
„Mafia?“ Er
grinste verzerrt, denn Toms Tritt hatte seine Innereien beschädigt. „Mit der
habe ich nichts zu tun. Da kenne ich kein Aas. Aber man hört doch so einiges.
Zum Beispiel, daß jetzt auch hier in der Stadt von italienischen Geschäftsleuten
Schutzgelder erpreßt werden. Versuchst es, dachte ich. Wenn ich im Namen des
Roten kassieren kann — warum nicht auch im Namen der Mafia. Natürlich wußte
ich, daß ich dabei hart Vorgehen muß. Einschüchterung war nötig. Deshalb habe
ich Gina Marano mit dem Rasiermesser bedroht. Brutalität ist sonst nicht meine
Art.“
„Natürlich
nicht“, nickte der vernehmende Kommissar. „Sonst sind Sie ein Beispiel an
Sanftmut. Wen — außer Marano — haben Sie sonst noch erpreßt?“
„Keinen. Er
war der einzige.“
11. Die Spur wird
heißer
Carezzos
Nerven flatterten. Zur Beruhigung hatte Irmgard einen Spaziergang empfohlen.
Und so pilgerten sie jetzt durch ihr Viertel, durch sonntagsleere Straßen,
vorbei an Schaufenstern, für die Carezzo kein Interesse hatte.
Unentwegt
dachte er nach über sein Schicksal, begreiflicherweise. Wo war der Ausweg?
Irmgard
stand vor dem Schaufenster eines Pelzgeschäftes und machte verträumte Augen.
Ihre Sehnsucht galt einem Luchsmantel, der jetzt — bei sommerlicher Affenhitze
— mindestens zwei Prozent billiger war als im Winter. Aber der nächste Winter
käme bestimmt, drohte ein Werbespruch an.
Und
Giuseppe hätte beinahe ein Vermögen erobert, dachte sie. Wäre sein Plan
gelungen, hätte er mir dann einen solchen Mantel gekauft?
Sie wollte
ihn fragen, ließ es aber. Bei leerem Portemonnaie war seine Antwort ohne Wert.
Statt
dessen erkundigte sie sich: „Giuseppe, du hattest 128.000 Mark in der
Aktentasche. Sind das alles“, sie senkte die Stimme, obwohl niemand in der Nähe
war, „Schutzgelder gewesen?“
„Natürlich
nicht“, brummte er. „Ich sagte es doch: Der größte Teil stammt aus anderen
Geschäften.“
„Aus...
Rauschgifthandel?“ lispelte sie.
„Neiiiiin.
Dazu gebe ich mich nicht her. Aber Cordone macht auch in Brandstiftung. Dabei
geht es um Versicherungsbetrug und fette Geschäfte. Sie blühen, und wir sind...
Madonna!“
Er hielt
inne und sperrte den Mund auf wie ein Karpfen, der zwar nicht auf gebratene
Tauben im Anflug wartet, wohl aber auf Regenwürmer.
„Irmgard!
Das ist es. Das ist meine Möglichkeit, Cordone in Schwierigkeiten zu bringen. O
ja, du Menschenquäler. Jetzt wirst du dich wundern.“
Sie war
beunruhigt. „Was hast du vor, Giuseppe? Nicht, daß du wieder auf dem Bauch
landest.“
„Komm!
Schnell nach Hause! Ich muß telefonieren.“
Unterwegs
erklärte er: „Freitag findet das nächste Großfeuer statt. Diesmal in eigener
Sache. Du weißt, daß Cordone Makler ist. Er hat zu günstigem Preis eine
Mietskaserne erstanden. Sie ist alt und bricht bald zusammen. Aber er hat
Interessenten, die das Fünffache dafür zahlen würden. Nicht für die Bruchbude,
sondern für den Bauplatz. Weil die Geschäftslage günstig ist.“
„Aber warum
Großfeuer? Will er das Gebäude abbrennen?“
„Klar. Es
ist nämlich randvoll mit Mietern, mit Rentnern zum Teil. Die kriegt er nicht
raus. Das Gesetz schützt sie. Von denen weicht keiner. Einige wohnen dort seit
Jahrzehnten, ein Opa ist ansässig seit 46 Jahren. Freitagnacht wird die Scheune
entmietet. Heiß. Dann kassiert Palena — auf seinen Namen ist der Grundbesitz
eingetragen — die Versicherungssumme. Und dann folgt durch Verkauf des
Bauplatzes das große Geschäft.“
„Denkt ihr
denn nicht an die armen Menschen?“
„Ich dächte
an sie. Aber ich habe mit der Sache nichts zu tun. Cordone ahnt nicht, daß ich
überhaupt davon weiß. Daß ich ihm — hahah — damit ein Bein stellen kann. Palena
war sturzbesoffen, als er mir davon erzählte. Wenn er wieder nüchtern ist,
erinnert er sich an nichts mehr.“
„Du willst
die Polizei verständigen?“
„Ja. Aber
ich sage nichts Genaues. Nur soviel, daß mein Verein in Schwierigkeiten kommt.
Das erzeugt Unruhe. Keiner wird mehr auf mich achten. Cordone hat dann andere
Sorgen. Außerdem braucht er jeden verfügbaren Kopf. Für mich ist das von
Vorteil.“
In Irmgards
Wohnung griff er zum Telefonbuch. Er sah nach unter
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