Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht
verdienten zwar gut, aber nicht sehr gut. Die Mehrheit
schlug berufliche Laufbahnen ein, die man nur als durchschnittlich bezeichnen kann, und ein überraschend großer Teil nahm
eine Entwicklung, die selbst Terman als gescheitert ansehen musste. Unter seinen handverlesenen Genies war kein einziger Nobelpreisträger.
Im Gegenteil, seine Mitarbeiter hatten mit William Shockley und Luis Alvarez zwei Grundschüler getestet, die später mit dem
Nobelpreis ausgezeichnet werden sollten, und hatten sie abgelehnt. Ihre Intelligenzquotienten waren zu niedrig.
Wenn Terman willkürlich eine Gruppe von Kindern aus dem gesellschaftlichen Milieu der Termiten zusammengestellt und |82| völlig auf Intelligenztests verzichtet hätte, dann hätten diese beinahe ebenso eindrucksvolle Leistungen erzielt wie seine
sorgfältig ausgewählten Wunderkinder. Dies bewies der Soziologe Pitirim Sorokin in einer vernichtenden Kritik und kam zu dem
Ergebnis: »Egal wie sehr man suchen oder welchen Standard man anlegen mag, die ›Begabtengruppe‹ ist keineswegs als Ganze begabt.«
Als Terman seinen vierten Band der
Genetic Studies of Genius
veröffentlichte, kam das Wort Genie fast nur noch im Titel vor. Mit mehr als einem Anflug der Enttäuschung kam er zu dem Schluss:
»Wir haben gesehen, dass es alles andere als eine direkte Entsprechung zwischen Intellekt und Erfolg gibt.«
Mit anderen Worten lässt die außergewöhnliche Intelligenz eines Christopher Langan, die wir zu Beginn dieses Kapitels kennengelernt
haben, keinen Schluss darauf zu, wie groß seine Aussichten auf Erfolg im wirklichen Leben sind. Natürlich, er hat ein Ausnahmegehirn
und mit 16 Jahren die
Principia Mathematica
gelesen. Und natürlich spricht er in perfekt formulierten und klaren Sätze, die an Soldaten erinnern, die in Reih und Glied
über den Kasernenhof marschieren. Aber was hat das schon zu sagen? Wenn wir verstehen wollen, wie groß seine Aussichten sind,
tatsächlich ein Überflieger zu werden, müssen wir eine ganze Menge mehr über ihn wissen.
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Dieser Super-Intelligenztest wurde von Ronald Hoeflin entwickelt, der selbst über einen außergewöhnlichen Intelligenzquotienten
verfügt. Hier ist eine Beispielfrage aus der Abteilung »verbale Intelligenz«: »Zähne ist zu Henne wie Nest zu …?« Wenn Sie
wissen wollen, wie die Antwort lautet, muss ich Sie leider enttäuschen: Ich weiß sie auch nicht.
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Um einen Eindruck zu bekommen, wie Langan als Kind gewesen sein muss, möchte ich Ihnen folgende Beschreibung eines Jungen
namens »L« vorstellen, der wie Langan einen Intelligenzquotienten in der Größenordnung von 200 hatte. Die Beschreibung stammt
von Leta Stetter Hollingworth, der ersten Psychologin, die sich mit Hochbegabten beschäftigte. Sie lässt ungefähr ahnen, wie
hoch ein Intelligenzquotient von 200 ist: »Es war erstaunlich, wie belesen L. war. Seine Leidenschaft für wissenschaftliche
Korrektheit und Präzision war beispiellos. Er war relativ groß gewachsen und wurde von seinen Klassenkameraden freundschaftlich
›Professor‹ genannt. Seine Mitschüler und Lehrer schätzten seine Meinung und sein Wissen. Oft durfte er einen bis zu einstündigen
Vortrag zu Spezialthemen halten, etwa zur Geschichte der Uhr, zu historischen Theorien der Maschine, zur Mathematik oder zur
Geschichte. Aus Abfall (zum Beispiel den alten Farbbandspulen einer Schreibmaschine) baute er eine Pendeluhr, um das Prinzip
der Zeitmessung zu illustrieren. Diese Uhr kam im Unterricht in der Einheit ›Zeit und Zeitmessung‹ zum Einsatz, um das Prinzip
der Chronometrie zu demonstrieren. Seine Schulhefte waren wahre Wunder der Gelehrsamkeit.
Als das Themengebiet ›Transport‹ behandelt wurde, war er unzufrieden mit der Darstellung der Landverkehrsmittel, doch er sah
ein, dass die Zeit nicht ausreichte, um ihm in seiner ganzen Breite gerecht zu werden. Seiner Ansicht nach hätten jedoch zumindest
einige historische Theorien erörtert werden können. Im Rahmen eines freiwilligen Sonderprojekts brachte er ›komplizierte Zeichnungen
und Berichte von alten Theorien der Maschine, Lokomotiven, und so weiter‹ in den Unterricht mit … Zu diesem Zeitpunkt war
er zehn Jahre alt.«
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