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Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht

Titel: Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Gladwell
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betonte besonders, dass Einstein nur einen Intelligenzquotient von 150 gehabt habe, während Langan über einen IQ von 195 verfüge.
     Damit hat Langan also einen um 30 Prozent höheren Intelligenzquotienten als Einstein. Das heißt jedoch nicht, dass Langan
     auch 30 Prozent klüger ist. Das wäre lächerlich. Wir können lediglich sagen, dass beide offensichtlich für eine vertiefte
     Beschäftigung mit komplexen Fragestellungen der Physik
klug genug
sind.
    Die Vorstellung, dass der Intelligenzquotient eine Schwelle haben könnte, widerspricht unserer Intuition. Wir gehen davon
     aus, dass beispielsweise Nobelpreisträger den höchsten nur vorstellbaren Intelligenzquotienten haben müssen, dass sie ihre
     Hochschulzulassung mit Bravour gemeistert und jedes Stipendium abgesahnt haben und dass sie schon in der Schule so genial
     waren, dass sich die Eliteuniversitäten um sie rissen.
    Aber sehen wir uns einmal an, wo die letzten 25 US-amerikanischen Gewinner des Medizinnobelpreises ihr Grundstudium absolviert
     haben, beginnend im Jahr 2007:
     
    Antioch College Brown University
    UC Berkeley
    University of Washington
    Columbia University
    Case Institute of Technology
    |74| MIT
    Caltech
    Harvard University
    Hamilton College
    Columbia University
    University of North Carolina
    DePauw University
    University of Pennsylvania
    University of Minnesota
    University of Notre Dame Johns Hopkins University
    Yale University
    Union College, Kentucky
    University of Illinois
    University of Texas
    Holy Cross
    Amherst College
    Gettysburg College
    Hunter College
     
    Es würde vermutlich niemand behaupten wollen, dass diese Universitäten die erste Wahl für die absolut besten High-School-Absolventen
     des Landes darstellen. Natürlich sind Yale, Columbia und MIT auf der Liste vertreten, aber daneben finden sich auch DePauw,
     Holy Cross und Gettysburg College. Es ist eine Liste guter, aber nicht unbedingt sehr guter Universitäten.
    Sehen wir uns nun die entsprechende Liste für die letzten 25 USamerikanischen Chemienobelpreisträger an:
     
    City College of New York City College of New York
    Stanford University
    University of Dayton, Ohio
    Rollins College, Florida
    MIT
    |75| Grinnell College
    MIT
    McGill University
    Georgia Institute of Technology
    Ohio Wesleyan University
    Rice University Hope College
    Brigham Young University
    University of Toronto University of Nebraska
    Dartmouth College Harvard University
    Berea College
    Augsburg College
    University of Massachusetts Washington State University
    University of Florida
    University of California, Riverside
    Harvard University
     
    Um einen Nobelpreis zu gewinnen, muss man offensichtlich klug genug sein, um einen Platz an einer Universität wie Notre Dame
     oder an der University of Illinois zu bekommen. Mehr nicht. 9
    Das ist ein radikaler Gedanke, nicht wahr? Nehmen wir an, Ihre Tochter bewirbt sich an der Harvard University und der Georgetown
     University in Washington, D. C., um einen Studienplatz und bekommt von beiden eine Zusage. Für welche der beiden Universitäten
     wird sie sich entscheiden? Vermutlich für Harvard, denn das ist schließlich die »bessere« Universität. Harvard-Studenten |76| schneiden bei den Hochschulzugangstests in der Regel um 10 bis 15 Prozent besser ab als der Durchschnitt.
    Vor dem Hintergrund dessen, was wir gerade über Intelligenz erfahren haben, erscheint die Vorstellung jedoch sinnlos, man
     könne für Universitäten einen Rang ermitteln wie für Läufer in einem Wettrennen. Die Studenten von Georgetown schneiden bei
     den Eingangstests im Durchschnitt möglicherweise weniger gut ab, doch sie sind offensichtlich klug genug, weshalb künftige
     Nobelpreisträger nicht nur in Harvard, sondern auch in Georgetown studieren.
    Der Psychologe Barry Schwartz schlug unlängst vor, Eliteuniversitäten sollten ihre komplizierten Aufnahmeverfahren abschaffen
     und ihre Studienplätze einfach per Losentscheid unter allen Bewerbern oberhalb einer bestimmten Schwelle vergeben: »Teilen
     Sie die Bewerber in zwei Kategorien ein: Gut genug und nicht gut genug. Wer gut genug ist, kommt in den Topf. Die anderen
     erhalten eine Absage.« Schwartz räumte ein, dass dieser Vorschlag wohl kaum Chancen auf Verwirklichung hat. Trotzdem hat er
     vollkommen Recht. Wie Hudson schrieb (bedenken Sie bitte, dass er seine Untersuchungen in den Fünfziger- und Sechzigerjahren
     des 20. Jahrhunderts an elitären Jungeninternaten in England durchführte): »Wenn Sie vor

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