Ueberflieger
springen und schließlich zu der praktischen Frage, wie man verhindern kann, dass eine Decke vom Bett rutscht. Man bekommt den Eindruck, wenn er noch zehn |80| Minuten mehr Zeit gehabt hätte, dann wären ihm auch noch 20 weitere Verwendungsmöglichkeiten eingefallen. 11
Zum Vergleich die Antworten eines anderen Schülers aus Hudsons Untersuchung. Sein Name ist Florence, und Hudson versichert uns, der Junge sei ein Wunderkind und gehöre zu den Schülern mit dem höchsten Intelligenzquotienten an seiner Schule.
(Ziegelstein). Dinge bauen, werfen
(Decke). warm halten, Feuer ersticken, an Bäume binden und drin schlafen (als Hängematte), improvisierte Trage
Wo ist die Fantasie von Florence geblieben? Er hat die üblichen praktischen Verwendungsmöglichkeiten für Ziegelsteine und Decken genannt und dann einfach aufgehört. Die Tatsache, dass Florence einen höheren Intelligenzquotienten hat als Poole, verrät uns rein gar nichts, da beide Jungen oberhalb der entscheidenden Schwelle liegen. Viel wichtiger ist, dass Poole ansatzlos zwischen Gewalt, Sex und brennenden Hochhäusern hin- und herspringen kann, während Florence dazu nicht in der Lage ist. Was meinen Sie, wer von beiden bringt wohl eher die Voraussetzungen mit, die Art brillante und kreative Forschungsarbeit zu leisten, mit der man einen Nobelpreis gewinnt?
Das ist der zweite Grund, warum Nobelpreisträger nicht nur von Harvard kommen, sondern auch von Holy Cross: Harvard wählt seine Studenten nicht danach aus, wie gut sie in dem Ziegelstein-Test abschneiden, obwohl man anhand dieses Tests vermutlich besser vorhersehen könnte, wer einen Nobelpreis bekommt. Und aus diesem Grund entwickelten sich die Angehörigen der Minderheiten |81| nach ihrem Abschluss an der University of Michigan genau wie ihre weißen Kommilitonen. Ein erfolgreicher Anwalt braucht mehr als einen hohen Intelligenzquotienten. Ein weiterer entscheidender Erfolgsfaktor ist die Kreativität, wie sie Poole unter Beweis stellte. Dass die Angehörigen der Minderheiten in den Konvergenztests weniger Punkte erzielten, sagt noch lange nichts darüber aus, wie viel sie von diesen weiteren wichtigen Eigenschaften mitbringen.
6.
Und genau hier lag Termans großer Irrtum. Er war geradezu geblendet von der Tatsache, dass seine Termiten die intelligentesten der Intelligenten waren – 1 Prozent der 1 Prozent Besten – und übersah dabei völlig, wie irrelevant diese scheinbar so außergewöhnliche Tatsache ist.
Als die Termiten erwachsen wurden, trat Termans Irrtum deutlich zutage. Einige seiner Wunderkinder veröffentlichten Bücher und wissenschaftliche Arbeiten, andere wurden erfolgreiche Unternehmer. Unter den Termiten waren ein paar Politiker, zwei Oberrichter, ein Ortsrichter, zwei Abgeordnete des kalifornischen Parlaments und ein Staatssekretär. Doch wenige seiner Genies wurden über die Grenzen des Bundesstaates hinaus bekannt. Die meisten verdienten zwar gut, aber nicht sehr gut. Die Mehrheit schlug berufliche Laufbahnen ein, die man nur als durchschnittlich bezeichnen kann, und ein überraschend großer Teil nahm eine Entwicklung, die selbst Terman als gescheitert ansehen musste. Unter seinen handverlesenen Genies war kein einziger Nobelpreisträger. Im Gegenteil, seine Mitarbeiter hatten mit William Shockley und Luis Alvarez zwei Grundschüler getestet, die später mit dem Nobelpreis ausgezeichnet werden sollten, und hatten sie abgelehnt. Ihre Intelligenzquotienten waren zu niedrig.
Wenn Terman willkürlich eine Gruppe von Kindern aus dem gesellschaftlichen Milieu der Termiten zusammengestellt und |82| völlig auf Intelligenztests verzichtet hätte, dann hätten diese beinahe ebenso eindrucksvolle Leistungen erzielt wie seine sorgfältig ausgewählten Wunderkinder. Dies bewies der Soziologe Pitirim Sorokin in einer vernichtenden Kritik und kam zu dem Ergebnis: »Egal wie sehr man suchen oder welchen Standard man anlegen mag, die ›Begabtengruppe‹ ist keineswegs als Ganze begabt.« Als Terman seinen vierten Band der
Genetic Studies of Genius
veröffentlichte, kam das Wort Genie fast nur noch im Titel vor. Mit mehr als einem Anflug der Enttäuschung kam er zu dem Schluss: »Wir haben gesehen, dass es alles andere als eine direkte Entsprechung zwischen Intellekt und Erfolg gibt.«
Mit anderen Worten lässt die außergewöhnliche Intelligenz eines Christopher Langan, die wir zu Beginn dieses Kapitels kennengelernt haben, keinen Schluss darauf zu, wie groß seine Aussichten auf
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