Ueberflieger
einer gehörigen Portion Ehrgeiz und Klugheit zusammenkommen, dann ist dies eine unschlagbare Kombination. Das ist so, als würde ein künftiger Eishockeyspieler am 1. Januar geboren.
|141| Bei der Kanzlei im Black Rock handelt es sich um Wachtell, Lipton, Rosen and Katz. Erster Partner war Herbert Wachtell. Er wurde im Jahr 1931 geboren und wuchs in einem Wohnkomplex der Textilarbeitergewerkschaft gegenüber dem Van Cortland Park in der Bronx auf. Seine Eltern waren jüdische Einwanderer aus der Ukraine. Sein Vater und dessen Brüder stellten in der sechsten Etage eines Gebäudes an der Ecke Broadway/Spring Street in Soho – heute ein vornehmes Atelier – Damenunterwäsche her. Wachtell ging im Norden Manhattans auf eine staatliche Schule und studierte zuerst am City College im Norden von Manhattan, dann an der New York University.
Der zweite Partner war Michael Lipton, Jahrgang 1931. Sein Vater war Fabrikleiter und Sohn jüdischer Einwanderer. Lipton besuchte eine staatliche Schule in Jersey City und studierte an der University of Pennsylvania und der New York University.
Der dritte Partner war Leonard Rosen, Jahrgang 1930. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen in der Nähe des Yankee-Stadions in der Bronx auf. Seine Eltern waren jüdische Einwanderer aus der Ukraine. Sein Vater arbeitete als Bügler in der Textilindustrie von Manhattan. Rosen besuchte eine staatliche Schule in New York und studierte zuerst am City College im Norden von Manhattan, dann an der New York University.
Der vierte Partner war schließlich George Katz, Jahrgang 1931. Er wuchs in einer Einzimmerwohnung in der Bronx auf. Seine Eltern waren Kinder jüdischer Einwanderer aus Osteuropa. Sein Vater war Versicherungsvertreter, sein Großvater, der einige Straßen entfernt wohnte, arbeitete in der Textilindustrie und nähte in Heimarbeit. Katz besuchte eine staatliche Schule in New York und studierte zuerst am City College im Norden von Manhattan, dann an der New York University.
Stellen Sie sich vor, einer dieser vier kommt frisch von der Universität und sitzt neben einem nordeuropäisch aussehenden jungen Mann mit der »richtigen« Vorgeschichte im eleganten Vorzimmer von Mudge Rose. Jeder hätte gewettet, dass der nordeuropäische |142| Typ erfolgreicher werden würde. Doch es kam anders. Stattdessen brachten die Katzens, die Rosens, die Liptons, die Wachtells und die Floms etwas mit, das dieser blonde und blauäugige junge Mann nicht hatte. Ihre Welt – ihre Kultur, ihre Generation und ihre Familiengeschichten – eröffneten ihnen die besten Chancen.
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Rechtsanwalt und Romanautor Louis Auchincloss, der zum klassisch-nordischen New Yorker Weiß-Schuh-Establishment zählte, beschrieb in seinem Roman
The Scarlet
Letters
eine Szene, in der die Abneigung der alteingesessenen Wall-Street-Kanzleien gegen feindliche Übernahmen sehr schön zum Ausdruck kommt. »Sieh endlich der Tatsache ins Auge, dass dein Mann und ich eine Kanzlei von Winkeladvokaten führen«, erklärt ein Übernahmeanwalt der Frau seines Partners und fährt fort: »Wenn heute jemand ein Unternehmen aufkaufen will, das nicht aufgekauft werden will, dann erheben seine Anwälte alle möglichen unsinnigen Anklagen, um dieses Unternehmen dazu zu zwingen, es sich anders zu überlegen. Wir verklagen das Direktorium auf Misswirtschaft, nicht bezahlte Dividenden, Verstoß gegen die Statuten und unrechtmäßige Aktienausgabe. Wir behaupten, es liege ein Fall von Untreue vor, schreien von Kartellrechtsverstößen und klagen zweifelhafte Altschulden ein. Die Gegenseite verlangt Einsicht in unsere Akten und versucht, die Anhörungen endlos in die Länge zu ziehen, um unseren Kunden in die Bürokratie zu verstricken … Es ist ein Krieg.«
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Corporate Raiders sind »Unternehmensplünderer« und werden im deutschsprachigen Raum oft auch »Heuschrecken« genannt – Anmerkung des Verlags.
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Justizforscher Eli Wald beschreibt am eindrucksvollsten, wie aus der einstigen Benachteiligung der jüdischen Anwälte eine Chance wurde. Wald betont jedoch, dass Flom und seine Kollegen nicht einfach nur Glück hatten. Glück ist, wenn man im Lotto gewinnt. Sie bekamen eine Chance, und sie nutzten sie. Wald schreibt: »Jüdische Anwälte hatten Glück, und sie wussten sich zu helfen. Das ist die beste Beschreibung. Sie nutzten die Umstände. Ihr Glück war die mangelnde Bereitschaft der feinen Kanzleien, sich mit feindlichen Unternehmensübernahmen abzugeben. Doch das Wort Glück allein wird den
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